Im August 2011 hatten wir uns für zwei Wochen ein gemütliches Ferienhaus in Gala, einem Wintersportgebiet unweit von Lillehammer gemietet und von hier aus die Gegend mit den Motorrädern unsicher gemacht. Neben vielen Tagesfahrten haben wir eine viertägige Rundreise zu Trollen, Fjorden und Fjellen unternommen. Viel Spass!


Land / Region:
Norwegen / Südnorwegen, Fjrodland

Charakter:


Länge:


Reisezeit:



Nachdem uns nach der Anreise ein mopedfreier Tag ganz gut getan hatte, ging es in aller Herrgottsfrühe endlich los zu Trollen und Fjorden. Bei strahlendem Sonnenschein, aber zunächst nur 5 Grad C haben wir zunächst das Gudbrandsdal auf der E6 Richtung Norden befahren um dieses dann in Dombas in nordwestlicher Richtung zu verlassen. Von jetzt an ging es durch das Ronsdal Richtung Andalsnes. Im Ronsdal haben wir dann einen ersten Eindruck vom Wasserreichtum in Norwegen bekommen, Wasserfälle und den wilden Flusslauf der Rauma gab es hier schon mal satt. Interessant war hier auch die Kunst, eine Eisenbahntrasse in einem dafür eigentlich komplett ungeeigneten Tal zu bauen; eine absolut abenteuerliche Trassenführung. Nach der Fahrt durch dieses wasserreiche aber auch wildromantische Tal erreichten wir dann Andalsnes am Romsdalfjord. Nach einer kurzen Kaffee- und Tankpause (die gekauften Statoil-Kaffeebecher sollten sich als Glücksgriff herausstellen) ging es dann weiter zum Trollstigen, einer durchaus respekteinflößenden Straße die förmlich am Fels zu kleben scheint. Mit einer gewissen Portion alpiner Erfahrung ist das ganze halb so wild, allerdings fahren hier neben Wohnmobilen auch LKW und Busse die Strecke....angesichts der Fahrbahnbegrenzungen, die zum Teil nur aus ein paar Felsbrocken bestehen, birgt das ganze schon ein wenig Abenteuer, in so einen Bus würde ich mich jedenfalls nicht setzen.

Auf halber Strecke überquert die Straße dann noch den Stigfossen, einen Wasserfall der sich etwa 180 Meter in die Tiefe stürzt. Oben angekommen erwartete uns eine tolle Aussicht bei herrlichem Sonnenschein, der uns eine ganze Zeit zum Verweilen animierte. Hier haben wir auch erst mal ein kleines Steintürmchen gebaut um die hier lebenden und herrschenden Trolle zu besänftigen. Weiter ging es über den Trollvegen durch das hochalpine Maiadalen und das dagegen fast schon mediterran wirkende Valldalen zum Norddalsfjord, wo wir in der Nähe von Sylte eine Zeit lang auf die Fähre bzw. die Mitnahme auf selbiger warten mussten. Das Steintürmchen hat wohl geholfen, nicht ein Troll hat uns auf der Fahrt mit Steinen beworfen. Auf der anderen Seite des Fjords lag der von mir anvisierte Campingplatz (http://www.ytterdal-camping.no/tysk/index.php) wo wir uns zwei einfache Häuschen (Hytta) für die Nacht für durchaus günstiges Geld mieteten.

Nach einem kleinen Einkauf und einer Vesper vor der Hütte ging der erste Tag der Rundtour bei einer -nicht gerade günstig zu bezeichnenden- Dose Bier zu Ende.

Nach der ersten "Hytta"-Nacht am Norddalsfjord ging es nach dem Frühstück (Gott sei Dank verfügte unsere Hütte über eine ziemlich neue Kaffeemaschine) mit der Fähre wieder über den Fjord und ein paar Kilometer weiter mit der nächsten Fähre über den Storfjorden -den Anfang des Norddalsfjords- und weiter Richtung Hellesylt. Hier haben wir erstmal auf die Fähre (ja schon wieder Fähre, aber das war die Geilste) gewartet, den Proviant aufgestockt während der ein oder andere ein Eis verdrückt hat. Dann ging es mit der Fähre etwas über eine Stunde durch den Geirangerfjord, Das Ganze bei strahlendem Sonnenschein, ein beeindruckendes Erlebnis. Der Fjord befindet sich rund 100 KM von der Küstenlinie Norwegens entfernt und wird mit Vorliebe von Kreuzfahrtschiffen befahren. Nach dem Anlegen in Geiranger gabs kein halten mehr, links abgebogen und in flinkem Tempo die Adlerstraße hinauf. Hier erklimmt man auf ein Länge von ca 5 KM und 11 Kehren eine Höhe von ca. 500 Metern und hat dann eine tollen Blick über den Fjord. Nach einer ausgiebigen Fotosession, umringt von einer japanischen Reisegruppe ging es die Straße wieder hinunter um hinter dem Ort den Anstieg zur Dalsnibba anzugehen. Auf einer engen und serpentinenreichen Straße ging stramm der Baumgrenze entgegen, die hier allerdings ab 800 Meter schon erreicht ist (!). Mit einem mal ist man in einer Hochgebirgslandschaft und das ganze gerade mal auf 1000 Meter über Meereshöhe. Ich wusste zwar das man von hier oben einen tollen Blick auf den ca 20 KM entfernten Geirangerfjord haben soll, konnte ihn jedoch zunächst nicht entdecken. Also angehalten, Fotos gemacht.. Als meine Frau mich auf ein am gegenüberliegenden Berghang fahrendes, winziges Fahrzeug aufmerksam machte (es war ein Reisebus) wusste ich wo der Aussichtspunkt war und ich beschloss in Kenntnis der Höhenangst eines Mitreisenden diese Information zunächst für mich zu behalten. Nach einem kurzen Stück wurde der Djupvass (1038 m) erreicht von dem eine mautpflichtige Straße (Mautpflicht=Schotte) auf kürzester Distanz in muntere 1500 m Höhe, dem Dalsnibba führten.

Hier oben waren wir auf Augenöhe mit Gletschern und hatten den erwarteten Blick auf den winzigen Geirgangerfjord. Nach den obligatorischen Fotos ging es die Schotterstrecke wieder hinab und weiter auf der Route, vorbei an Gletscherseen und durch elend lange, nasse und dunkle Tunnels (einer sogar unter einem See durch). Da wir durch die vielen Fotothalte und die Fährfahrt auf dem Geiranger dem Zeitplan hinterherhinkten, beschlossen wir das Tagesziel nicht mehr zu erreichen und den nächsten Campingplatz anzufahren.

Hier lernten wir einen jungen Holländer kennen, der seit einigen Wochen mit seiner AfricaTwin unterwegs war und sich vorgenommen hatte die komplette Atlantikküste von Portugal bis zum Nordkap abzufahren. Aber nicht nur die Idee war äußerst respektabel, auch die Beladung der Twin mit Gepäcktaschen sogar an den Sturzbügeln war einmalig.

Nachdem unsere Kochkünste vom Vorabend uns sanft haben schlummern lassen, wurde am nächsten Morgen erst mal gefrühstückt und Dank der Filtertüten einer freundlichen deutschen Camp-Nachbarin war auch ein entsprechend vitalisierender Kaffee kein Problem. Der Himmel war nach dem nächtlichen Regen stark bewölkt aber es blieb trocken. Also das Gepäck verstaut und rauf auf die Motorräder. Durch die Bummelei des Vortages galt es heute noch etwas aufzuholen. Also ging es nach einer kurzen Fahrt entlang des Fjordes wieder stramm bergauf, noch einen kurzen letzten Blick auf den Innvikfjord und die schneebedeckten Gipfel im Hintergrund und weiter ging es über Fjelle und Skigebiete wieder bergab. Auf das Garmin war wie immer Verlass und es hat meine Vorlieben berücksichtigt, also einen Norwegischen Rad und Fußweg befahren (Gott sei dank ohne Schranke, Wenden wäre nicht möglich gewesen) und weiter über schmale Straßen entlang an unzähligen Seen (NOR=Vetnet) und Fjorden. Landschaftlich war wieder einmal alles vertreten, vor allem Wasser, Wald und Steine. Um den Verkehr in Norwegen zu beschleunigen, werden seit einigen Jahren viele Straßen mit Tunneln ausgestattet um direktere und damit schnellere Verbindungen zu schaffen. Leider lies sich auf dieser Etappe der ein oder andere Tunnel nicht vermeiden und so kamen wir in den "Genuss" stockfinstere, nasse und eiskalte Tunnels mit bis zu 6 KM Länge fahren zu müssen. Nicht wirklich ein Spaß, da diese in der Regel einfach in den Fels gesprengt sind und aus jeder Ritze Wasser tropft und fließt und die Dinger größtenteils nicht beleuchtet sind. Interessanterweise sehen die Norweger das Fahren im Tunnel als besonderen Spass an, jedenfalls wurde der ein oder andere Mitreisende von PKW's im Tunnel überholt.

Jedenfalls kamen wir gut voran und dank des bewölkten Himmels waren die Fotomotive auch nur sehr spärlich vorhanden. Nach einer längeren Fahrt entlang des Sognefjord -Dem längsten (204 Kilometer) und gleichzeitig dem tiefsten (1308 Meter) Fjord Europas- erreichten wir dann am Nachmittag die geplante Fähre in Dragsvik und mussten uns erst mal orientieren. Die Fähre bzw. Fähren bedienen in einer Dreiecksfahrt die Orte Hella und Vangsens, was das ganze zunächst nicht einfacher macht um die richtige Fähre zu erwischen. Als dann noch Einheimische auf der Fähre ihre Autos wendeten waren die Fragezeichen im Kopf komplett.

Nach der Überfahrt wurde erst mal der nächste Supermarkt angesteuert um die Verpflegung für das Abendessen einzukaufen. Leider hatte die Bewölkung weiter zugenommen und so mussten wir die letzte Fahrstunde des Tages im Regen absolvieren und erreichten schließlich gegen 19:00 Uhr den geplanten Campingplatz in Sandig http://www.pluscamp.no/wips/1377333084/ . Der freundliche und gut deutsch sprechende Besitzer machte uns einen guten Preis für eine Luxushütte mit Dusche, Küche zwei Schlafzimmern und einem Wohnzimmer, damit war das verregnete Ende dieses Tages nicht mehr ganz so schlimm.

Nachdem der Regen sich in der Nacht verzogen hatte ging es nach den üblichen Morgenritualen wieder auf die Stahlrösser und wir starteten einen Abstecher in das Jostedal, mit dem Ziel einen Gletscher, den Nigardsbreen in Augenschein zu nehmen. Der Nigardsbreen ist ein Ausläufer des Jostedalsbreen, welcher wiederrum mit 100 KM Länge, 15 KM Breite und bis zu 500 Metern Dicke der größte Gletscher des europäischen Festlands ist. Die imposante Erscheinung begleitet einen ein ganzes Stück der Anfahrt, dabei hat man oft den Eindruck Straße und Gletscher sind eins und nicht voneinander zu unterscheiden. Vor Ort kann man per Boot über den Gletschersee übersetzen und an geführten Wanderungen teilnehmen; worauf wir angesichts der Motorradkleidung dann doch verzichtet haben. Da das Jostedal eine Sackgasse ist ging es dann wieder zurück in Richtung Sognefjord und weiter durch das romantische Fortundalen wieder aufwärts zum Sognefjell. Die Passstraße führte uns wieder durch eine beeindruckende Hochgebirgs- und Gletscherlandschaft. Trotz der vergleichsweise geringen Höhe von 1450 m (die etwa 4000 alpinen Höhenmetern entspricht) ist man mit den Gletschern wieder auf Augenhöhe und kann an tolle Ausblicke auf den Jotunheimen genießen. Nach einigen Kilometern in der Höhe folgten wir der Straße wieder bergab und steuerten unseren nächsten Halt Lom an. Nach einer Kaffeepause (dank der Statoil-Kaffeebecher ja kein Problem) haben wir der Stabkirche von Lom noch einen Besuch abgestattet und sind dann wieder in das Gutbrandsdal eingebogen und haben Kurs auf unser Ferienhaus genommen. Die viertägige Rundreise war damit beendet und es folgte erst mal ein Ruhetag mit Putz- und Flickstunde. Mensch, Maschine und Material wollten gepflegt werden. Ab jetzt folgen Tagesfahrten......

Text und Fotos: Marcus Ries


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