Sehr schöne Tagestour mit knackigen Kurven und typischer Lanschaft, die man nicht nur 1x fährt


Land / Region:
Deutschland / Bergisches Land

Charakter:
Straße

Länge:
250 km

Reisezeit:
März - Oktober



Schon seit einigen Tagen hatte es der Wetterbericht für den 2. Samstag im September schön gemeldet. Deshalb wollte ich es nicht bei der üblichen Hausstrecke belassen, sondern plante von Köln aus einen größeren Törn 250 km quasi einmal um das Bergische Land her-um.

Gegen 11h starteten Sandra (CBR600F) und ich (BMW R12S) bei strahlendem Sonnenschein und 18°C, Tendenz steigend, ein Stück Strecke aus Köln raus machend auf die A1 bis Burscheid, wo wir die Autobahn verließen. Der Altenberger „Ring“ war natürlich Pflichtprogramm. Hier schlängelt sich die Straße in wunderbaren Kehren herunter zum Dom, einer über 600 Jahre alten Klosterkirche, die einen Besuch wert ist. Fast wie immer stauten sich in der Busbucht vor dem Kloster über 20 ambitionierte Sportler mit runter geschliffenen Kniepads, deren Tagesziel diese Kehren immer wieder rauf und runter zu jagen wahrscheinlich nicht überschritten hat.

Wir beließen es bei einmal runter und bogen nach links ab Richtung Wermelskirchen. Und eins wurde uns auf dieser schönen, fast nur durch Wald führenden Strecke schnell klar: Der Herbst begann langsam den Sommer zu verdrängen. Das erste Laub klebte bereits auf der noch feuchten Straße und es sah irgendwie so aus, als würden einige Streckenabschnitte bis zum nächsten Jahr nicht mehr abtrocknen. Die fahrerisch sehr schöne Hilgener Straße (mit Ablaus-Kurve) führte uns runter auf die B51, um nach 5 km in Wermelskirchen links nach Burg abzubiegen.

Und dann ging es los, dass Bergische Land! Nachdem uns die Straße weiter bergab geführt hatte, stand Schloss Burg im engen Tal plötzlich vor uns. Touristisch gut erschlossen türmten sich hier sowohl die rustikale und das Tal ausfüllende Sehenswürdigkeit als auch die Besucher. Wir machten nicht Halt (werden es aber auf Empfehlung von Freunden das nächste Mal nachholen), sondern schlängelten uns über die schöne Straße vorbei an idyllischen Fachwerk- und Schieferhäusern den Berg wieder rauf, um schnell über die Umge-hungsstraße an Wermelskirchen vorbei nach Hückeswagen zu gelangen. Wunderschöne Herrenhäuser säumen hier großzügig die Hauptstraße dieses gepflegten Örtchens und man kommt sich fast vor wie in einem Roman von Dostojewski.

Von da aus ging es weiter nach Wipperfürth. Den Schlenker über die Bevertalsperre sparten wir uns heute, machten am neuen Kreisverkehr (mit neuem MC Donalds) einen kurzen Tankstopp und genossen dabei die parallel zur Straße lautlos elegant auf den benachbarten Sportflugplatz herein schwebenden Segelflugzeuge.

Wipperfürths schönen Marktplatz passierend ging es dann kurz vor Marienheide Richtung Meinerzhagen, wo wir den mit fast 500m üNN höchsten Punkt unserer Tour erreichten. Trotz wolkenlosen Himmels verfluchte ich mich auf dem Höhenzug kurz mein Innenfutter zu Hause gelassen zu haben. Rechts ab führte uns der Weg dann kurvig zur und an der Aggertalsperre entlang, wo wir unseren ersten Stopp einlegten. Warum kann man eigentlich vom Biker-Treff am See nicht den See sehen? Auch wenn die Fritten lecker waren, werden wir uns das nächste Mal im Restaurant an der Sperrmauer zwischen die Rentner mischen und eine schönere Aussicht als die Durchgangsstraße genießen.

Gut gestärkt ging es über die Sperrmauer nach Bergneustadt und Eckenhagen über schöne Höhenzüge mit herrlichem Fernblick und dann rauf und runter bis Wildbergerhütte. Die Gastronomie im schönen Gutshof ein kurzes Stück weiter ist bekannt für seine hervorragenden oberbergischen Waffeln mit heißen Kirschen und Sahne. Das passte bei uns leider nicht mehr auf die Fritten und wir zogen weiter über die kurvige Straße Richtung Morsbach, um kurz davor links ins Mühlental abzubiegen.

Und hier begann Natur pur. Die Straße, durch vergangene Winter stark frostgeschädigt, verdient den Namen nicht wirklich und malträtierte die nächsten 20 km vor allem die Handge-lenke meiner Frau - aber was für eine Augenweide! Es ging durch kurze Waldstücke gesäumt von langsam, aber stetig die Straße eroberndem Strauchwerk, bis sich immer wieder große Wiesen öffneten. Wir sahen zwar ein paar schöne Gutshöfe, die sich an die Waldgrenze schmiegten, aber auf der ganzen Strecke keine Menschenseele. Es war so schön, dass Sandra mir dieses Mal nicht den Tausch Ihres Sportlers gegen eine Enduro androhte, sondern einfach nur genussvoll schweigend vor sich hin grinste.

In Wissen an der Sieg hatte uns dann die Zivilisation wieder. Wir verließen den Ort Richtung Morbach und kurvten uns auf wunderschönen Straßen durch Oberholpe und Kohlberg noch einmal kurz auf über 300m. Danach führte uns die Straße wieder runter nach Windeck ein Stück an der Sieg entlang, um sie in Herrchen zu verlassen. Über eine nur für Land- und Forstwirtschaft frei gegebene Abkürzung gelangten wir in Niederottersbach auf die L317, die uns nach einigen bissigen Kurven zu unserem zweiten Stopp zur Futterkrippe in Schönen-berg hetzte.

Nach mittlerweile über 200km auf der Uhr ließen wir dort unser großes Flüssigkeitsbedürfnis von einer erblondeten, eher für eine Abendveranstaltung aufgebrezelten, dürftig bekleideten, auf High-Heels balancierenden und etwas in die Jahre gekommenen Frittenquälerin befriedigen und genossen draußen in der Sonne auf einer der überdachten Biergarnituren kurz den Catwalk an- und abfahrender Mopeds, um dann Richtung Heimat aufzubrechen.

Über die B478 ging es durch starre Kästen drastisch geschwindigkeitsbegrenzt in schnellen Kurven bis Ingersau, um dort Richtung Köln auf die B507 abzubiegen. Bis Lohmar drohten dann immer wieder schöne Abschnitte, die in der letzten Zeit leider auch alle sukzessive durch Begrenzungen kastriert wurden.

Die linke Spur der kurzfristig zweispurig geführten Straße mündet in einer Rechtskurve in einem Abbieger nach Altenrath, dem wir folgten und der nach wenigen Kilometern an einem Kreisverkehr endete. Über die erste Abbiegemöglichkeit gelangten wir in die Wahner Heide, die den Köln-Bonner Flughafen umschließt. Fahrerisch nicht wirklich anspruchsvoll tangiert die Straße an einer Stelle jedoch das Ende der Landebahn und eröffnet einen Blick auf den Flughafen. Kommt der Wind aus der richtigen Richtung ist man schon versucht den Kopf einzuziehen, wenn die Jets zur Landung ansetzen.

Über die Flughafenautobahn auf die A3 bis zum Kreuz-Köln-Ost ging es dann zügig Richtung Zentrum über die Zoobrücke (Augen links: „Hallo Köln“) zurück nach Hause, wo wir uns noch in Kombi vor der Garage freudig ermattet über das „Zielbier“ hermachten.

Eins steht fest: Diese Runde haben wir nicht zum letzten Mal gedreht!


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