Warum immer in die Berge fahren? Flachdeutschland hat auch seine schönen Seiten.


Land / Region:
Deutschland / Niedersachsen / Ostfriesland

Charakter:
Straße

Länge:


Reisezeit:
Mai



Wir schreiben das Jahr 2013. Der Winter war lang, sehr lang! Jetzt, Mitte Mai wo die Sonne sich wieder öfter sehen lässt, oder der Regen etwas wärmer wird, denken wir über unsere erste mehrtägige Tour nach.
Warum eigentlich immer in die Berge? Kann man in Flachdeutschland nicht auch Motorrad fahren? Mir kam zu Ohren, dass dort die engste Kurve beim rechtsabbiegen an einer Kreuzung gefahren wird und die beste Schräglage hat man bei der dritten Runde im Kreisverkehr.
Das werden wir mal testen. Wir, das sind meine Lieblingssozia, die seit letztem Jahr selber Motorrad fährt und ich, der nach einigen Jahren der Motorradabstinenz wieder der Sucht erlegen ist und jetzt weiß was er in dieser Zeit vermisst hat.
Ostfriesland, … ist groß. Es gibt einige Siedlungen und Städte, die, je näher man ans Meer kommt, öfter auf „Siel“ enden. Wir haben uns in Harlesiel eingemietet. Also sehr nah am Deich, der das Salzwasser zurückhält.
Die Anfahrt hat 340 Kilometer, eine gute Tagesetappe. Um aus dem Ruhrgebiet schnell heraus zu kommen nutzen wir erst mal die Autobahn. Da uns dieses Stupide dahin rauschen nicht so liegt, geht es so früh wie möglich auf die Landstraße.
In der Nähe von Rheine treffen wir erstmals auf die Ems, die uns bis Papenburg begleitet. Von einem Emstal möchte ich nicht sprechen, die Landschaft am Fluss ist absolut flach. Hat aber dennoch was Schönes. Felder, Weiden und immer wieder kleine Dörfer, so dass uns bisher nicht langweilig ist. Die Baumgrenze scheinen wir auch überschritten zu haben, hoher Bewuchs wird immer seltener. Ach ja, Kurven gibt es ebenfalls!
An einigen Stellen kann man noch sehen, dass dort irgendwann Torf abgebaut wurde. Wie überall dauert es nicht lange bis die Natur sich das Land zurück geholt hat. Eigentlich sieht man am Deutlichsten den zum Wall aufgeschobenen Boden und die allgegenwärtigen Drainagerinnen um das Gebiet trocken zu legen.
Papenburg hat eine recht schöne Innenstadt. Nicht nur so eine Kommerzmeile, sondern, auch der Landschaft entsprechend, einen Hauptkanal der mit alten Schiffen und verschiedenen historischen Klappbrücken aufgelockert wurde.
Wer Technik mag und ein wenig Zeit mitbringt, sollte einen Besuch der Mayer Werft mit einplanen. Der Anblick, der sich im Bau befindenden Schiffsriesen, weckt das große Fernweh! Für uns ist das keine Urlaubsalternative, da man auf so einem imposanten Luxusliner mit dem Motorrad nicht viel anfangen kann.
Nun aber ab ins Hotel, die Tour war lang genug. Der Körper sehnt sich nach einer wärmenden Dusche und nach einem Willkommenbier.
Tags darauf, erst mal auf den Deich. Nachschauen ob der Stöpsel noch in der großen Wanne ist. Und? Leer! Ist doch klar! Wenn wir mal über den Deich schauen ist das Wasser weg! Dafür gibt es verdammt gute Luft und Wind, kräftigen Wind!
Heute müssen wir uns entscheiden, ob wir mit dem Wind oder gegen den Wind fahren. Es geht an der Küste entlang, Ziel Norden. Obwohl die Straße uns Richtung Südwesten lenkt kommen wir nachdem einige „Siele“ durchquert sind, in der Stadt Norden an.
Der Hafen in Norddeich ist immer ein Ziel. Die Schienen der Bundesbahn enden hier. Weiter geht es nur noch mit der Fähre.
Nicht weit von Norden entfernt ist das Schloss Lütetsburg mit einem sehr sehenswerten Schlossgarten, der gegen einen kleinen Obolus für jedermann begehbar ist,  auch in Motorradklamotten.
Weiter nach Greetsiel. Greetsiel ist ein Zwang, ein Muss für jeden der sich hier aufhält.
Dieses schnuckelige typische Sieldorf mit seinem historischen Ortskern, das voll touristisch erschlossen ist, wo alles gefühlt etwas mehr kostet, sollte man sich gönnen. Einmal am Kanal unter den hohen Bäumen entlang schlendern. Über die gepflasterten Dorfstraßen  stolpern. Das ist kein Kopfsteinpflaster, das sind kleine Findlinge! Dann auf dem Deich entlang gehen, durch  geschätzt Hunderte von bunten Windspielen. Mit den ortsansässigen Möwen um das Waffelhörnchen nach dem Eis essen kämpfen.  Ein wahres Erlebnis.
Nicht weit entfernt in Richtung Emden steht ein Leuchtturm am Deich. Das ist an der Küste schon mal so. Dieser Leuchtturm dürfte einigen bekannt sein. Nicht nur wegen seinen außergewöhnlichen rot gelb bemalten äußeren Ringen, sondern eher aus einem Heimatfilm mit Otto Waalkes.
Der Leuchtturm von Pilsum, früher Filmkulisse heute Außenstelle vom Standesamt. Wer will kann sich dort ewige Treue schwören.
Emden, was wäre eine Tour durch Ostfriesland ohne einen Stopp in Emden? Halber Kram! Wer so wie wir mit Otto Waalkes alt geworden ist und diese Art von Humor Teilt ist im „Otto Huus“ genau richtig. Da ist ein Besuch im über dem Verkauf liegenden Otto Museum dann Pflicht.
Die Innenstadt von Emden ist sehr sehenswert. Auch der Museumshafen, von dem aus eine Hafenrundfahrt möglich ist und einige ausgemusterte Schiffe zu sehen sind, sollte beachtet werden.
Wer kennt den schiefen Turm von Pisa nicht? Wenige wissen, dass es in Ostfriesland ein Bauwerk gibt, das noch schräger steht! Der Kirchturm von Suurhusen. Auf dem Weg Richtung  Aurich nur ein kleiner aber sehenswerter Abstecher.
Einige Kilometer weiter steht zu lesen „Großes Meer“. Habe ich in der Schule nicht aufgepasst? Nordsee, Ostsee sind geläufig. Aber ein Meer und dann noch ein großes? Es ist zwar groß aber doch nur ein See. Ostfriesland …is Klar!
Wie Otto mal gesagt hat „ Einen hab ich noch“.
Wen Rhododendren locken, der sollte einen Abstecher nach Westerstede machen. Dort gibt es einen Rhododendronwald der seines gleichen sucht. Zu dieser Jahreszeit sind die ersten Pflanzen in der Blühte. Teilweise haushohe Rhodos in einer herrlichen Blütenpracht.
Natürlich gibt es noch unzählige interessante Orte, die wir leider nicht in diesem Urlaub anfahren können. In diesem Landstrich gibt es unzählige kleine schmale Wege die nicht nur landschaftlich reizvoll sind, sondern auch motorradfreundliche Kurven haben. Wer an die Küste fährt, sollte sich darüber im Klaren sein, dass man bei entsprechendem Seitenwind auch auf einer schnurgeraden Straße ordentliche Schräglagen bekommen kann.
Wasser gibt es dort nicht nur hinter den Deichen, sondern auch von oben. Regen hatten wir von Mückenpipi bis Wasserfall.
Die zwischendurch Ernährung ist relativ einfach. Was im Ruhrpott die Pommesbude, ist im Norden der Fischwagen. Matjesbrötchen gibt es überall. Nur der Preis und die Menge an Zwiebeln sind unterschiedlich.
Übrigens, Ostfriesen grüßen sich zu jeder Tageszeit mit „Moin“. Was so viel bedeutet wie, schön dich zu sehen. Übersetzt aus irgendeinem uralten nordisch-friesischen Dialekt. Wer „Moin Moin“ sagt gilt manchmal schon als Schwätzer!
Der Rückweg ins Ruhrgebiet führt durch Bad Zwischenahn. Dort haben sie auch ein Meer. Noch mal falle ich da nicht drauf rein!
Um uns wieder an minimales Auf und Ab zu gewöhnen, haben wir die Osnabrücker Berge gestreift. Auch ein Landstrich den ich auf meine Merkliste gesetzt habe. Nette kleine Ortschafen, viel Wald, wunderschöne Alleen, sichtbare Hügel und doch einige Kurven mehr.
Der nächste Urlaub kommt bestimmt.


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