Kemal Pasha ist eine typische Grenzstadt. Sie ist die letzte Ortschaft in der Türkei, bevor die Grenze nach Georgien kommt. Die Durchfahrtstrasse ist geprägt von geschäftigem Treiben und natürlich von Straßenlärm. Besonders gefragt scheinen Textilien zu sein. Jedes zweite Geschäft war eines, das verschiedenste Kleidungstücke auf dem


Land / Region:
Georgien / Armenien / Europa / Kleinasien

Charakter:
Strasse

Länge:
12.000 km

Reisezeit:
Juni - September



... Gehweg ausgestellt hat.

Hinter mir liegen sechs Tage und 4100 km Anreise. Von Bremen aus ging es über Tschechien, Slowakei, Ungarn, Serbien und Bulgarien in die Türkei. Dort an der Küste des Schwarzen Meeres entlang bis nach Kemal Pasha. 

Eine rechte Vorstellung, von dem was mich in Georgien erwarten würde, hatte nicht. Ich rollte also langsam an den wartenden Autos vorbei auf die Grenzabfertigung zu. Der Grenzübergang schien mir für den Ansturm von Menschen und Fahrzeugen nicht ausgelegt zu sein. Dennoch kam ich auf Grund meiner Vordrängelei  schnell an dieReihe. Bei der Einreise in die Türkei, ein paar Tage zuvor, ließen mich die türkischen Grenzer zur Durchleuchtungshalle fahren und bei über 30°C schwitzen, bis sich erstaunlicherweise herausstellte, dass ich nichts auf dem Motorrad schmuggelte. Es dauerte aber über eine Stunde für nichts und wieder nichts.

Dieses Mal ging es glücklicherweise etwas problemloser. Nach wenigen Minuten wurde der Ausreisestempel in meinen Pass gedrückt und ich konnte weiter zur georgischen Seite rollen. Die Abfertigung ging erstaunlich schnell und professionell von statten. Mit einem freundlichem “Welcome to Georgia“ gab der Grenzbeamte mir meine Papiere zurück und ich war eingereist. 

Im Gegensatz zur Türkei spielte die Grüne Versicherungskarte hier überhaupt keine Rolle. Sie ist weder für Armenien, noch Georgien gültig. Da ich aber auch keine Versicherungsbüros an der Grenze ausfindig machen konnte, fuhr ich ohne Versicherungsschutz weiter.

Zu meiner Verwunderung waren die Straßen in einem guten Zustand. Die Beschilderung war zweisprachig und meine größte Befürchtung somit hinfällig geworden. In Georgien gibt es die sogenannte Kursivschrift, deren Lettern absolut nichts mit der lateinischen Schrift zu tun haben.

Ich machte mich auf die Suche nach dem Abzweig Richtung Akhaltsikhe. Von dort aus wollte ich bis nach Vardzia fahren und die Höhlen der Klosterstätte besichtigen. Allerdings sollten ca. 35 km auf der dorthin führenden Strasse in miserablem Zustand sein. Aber wofür hatte ich ein geländegängiges Motorrad? Und es kam wie es kommen musste: die Landschaft wurde ständig schöner und die Strasse schlagartig schlechter.

Ein steiniger Feldweg, mehr war es im Grunde genommen nicht. Es ging stetig bergan zum Goderdzi-Pass. Beim Wenden fiel mir das Moped um und lag nun auf der Seite. Ich wollte es aufrichten, konnte es aber nicht hochbekommen. Im selben Moment stoppte ein Kleinbus neben mir und der Fahrer und sein Beifahrer sprangen heraus.

Mit einem nicht zu übersehenden Grinsen im Gesicht halfen sie mir die BMW wieder aufzurichten. Die weitere Fahrt war geprägt durch Kühe, die auf der Strasse standen, kleineren Bachläufen, die durchquert werden mussten und Schlaglöchern, die die BMW stöhnen ließen.

Am späten Nachmittag erreichte ich Akhaltsikhe und auch die Teerstrasse. Bis nach Vardzia waren es angenehme Asphaltkilometer. Angekommen nahm ich mir ein Zimmer und ging zum Abendessen an den Fluss. Niemand sprach deutsch oder englisch, aber die Verständigung mit den Einheimischen war kein Problem. Ich bestellt was zu essen, ohne zu wissen was es war und ein Bier. 

Während ich wartete, kam ein Frau, die mit einer Reisegruppe angereist war, an meinen Tisch und stellte mir jede Menge Leckereien zum Probieren hin. Käse, Teigwaren, Früchte und Kognak. Ich hätte meine Essensbestellung genauso gut wieder stornieren können. Es war ein  sehr ausgelassener Abend, den ich noch lange in Erinnerung behalten werde.

Am nächsten Morgen besichtigte ich die Klosterstätte mit ihren unzähligen Höhlen. Angeblich lebten dort in vergangenen Zeiten bis zu 50.000 Menschen. Allerdings wurde ein Großteil von Vardzia bei einem Erdbeben zerstört.

Anschließend machte ich mich auf den Weg nach Yerevan in Armenien. Die Grenzstation befand sich auf einem Hochplateau in der Mitte vom Nirgendwo. Der Grenzübertritt ging zwar ohne Probleme vonstatten, hingegen gestaltete der Geldwechsel sich etwas schwieriger. In einem Nebenzimmer der Zollbeamten gab es die Möglichkeit Armenische Dram zu tauschen. Das Internet sei gerade tot, aber der Kurs sei schon korrekt. Ja, ja, jeder versucht ein paar Dram extra zu machen. 

Weiter ging es die Nationalstrasse M1 in Richtung Hauptstadt. Je weiter ich mich dieser näherte, desto wärmer wurde es. Die 18°C von der Grenze wurden bis Yerevan verdoppelt. Die Strassen waren in Ordnung, auch wenn sie nicht mit den heimischen zu vergleichen sind. 

Die Fahrweise der Armenier, genauso wie die der Georgier, war da schon etwas gewöhnungsbedürftiger. Der Weg ist das Ziel und ankommen ist oberstes Gebot. Überholt werden kann überall und Geschwindigkeitsbeschränkungen werden nicht durch Schilder am Straßenrand bestimmt, sondern durch den technischen Zustand des Fahrzeuges bzw. die Fähigkeiten des Fahrers oder was der dafür hält. 

Yerevan machte auf mich einen einladenden Eindruck und entpuppte sich als eine nette durchaus sehenswerte Stadt.

Der Stadtrundgang am folgenden Tag bei 35°C reichte mir und ich war froh wieder auf dem Motorrad zu sitzen und weiter  nach Süden in den kleinen Kaukasus zu fahren. Der Ararat mit seinem schneebedecktem Gipfel ist schon von weitem aus zu sehen. Leider ist die Grenze zur Türkei immer noch geschlossen und wird wohl auch auf absehbare Zeit nicht geöffnet werden. Überhaupt ist der Konflikt zwischen Armenien und der Türkei immer noch sichtbar. Mutter Armenia weist mit ihren Schwert nach Westen, ebenso wie die zu ihren Füßen ausgestellten Panzer und Geschütze. 

Die Fahrt führte mich zum Selim-Pass. Kurz unterhalb tauchte eine alte Karavanserei auf. Seit Jahrhunderten trotzt sie auf über 2200 Metern Höhe dem Wetter und bot Reisenden Schutz. Sie wäre ein schöner Platz zum Campen gewesen, aber ich wollte weiter an den Sevan - See und die Debetschlucht.   

Noratus ist ein kleines Provinznest in der Nähe des Sevan - Sees. Bekannt wurde das Dorf durch seinen Friedhof, auf dem über 800 riesige, kunstvoll bearbeitete Grabsteine, sogenannte Chatschkare (Kreuzsteine)  stehen.

Der See wird auch als „Armenisches Meer“ bezeichnet, machte aber auf mich keinen wirklich einladenden Eindruck. Zudem schien ein Gewitter aufzuziehen und so machte ich mich auf den Weg zur Debetschlucht

Die Nationalstrasse M6 war eine der eindrucksvollsten während der ganzen Reise. Gemeinsam mit dem Debet - Fluss schlängelt sich die Strasse über 40 km durch ein enges Tal. Die Landschaft ist wild und ursprünglich, durchaus atemberaubend. Die M6 ist relativ neu und durchaus in gutem Zustand. Als lästig entpuppten sich allerdings die meisten Tunnel. Sie sind unbeleuchtet und haben oft Schlaglöcher. Dies hält aber die heimischen Autofahrer nicht davon ab im Tunnel zu überholen. Fußgänger nutzen diese als Abkürzung oder treiben ihre Kühe hindurch. 

Schlaglöcher sind sowieso ein Kapitel für sich: Zahlreiche Straßenreparaturkolonnen sind unterwegs und versuchen die Schäden zu beheben. In der Regel beginnt dies mit dem Auskoffern der betreffenden Stellen. Allerdings nicht abschnittsweise, sondern auf der gesamten Länge der Strasse. Anschließend werden die so entstandenen Löcher mit Asphalt verfüllt oder auch nicht... Das Motorradfahren ist auf solchen Straßenabschnitten allerdings nicht wirklich entspannend.

Der nächste Tag führte mich wieder zurück nach Georgien. Die Fahrt war unspektakulär, genauso wie die Grenzüberquerung. Allerdings bin ich unmittelbar nach meiner Einreise nach Georgien wieder ausgereist, da sich die einzige Bank im Niemandsland befand, aber kein Schild darauf aufmerksam machte. 

https://www.youtube.com/channel/UC9TK2BONPUeviY8FgXetUyA/videos?live_view=500&flow=list&view=0&sort=dd


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