Endlich geht's los. Tags zuvor waren unsere Freunde nach Les Bessay in unser schickes Chalet angereist, während wir uns ein paar Tage durch den französischen Jura vergnügt hatten und auch schon zwei Tage vorher unsere Unterkunft bezogen hatten, um ein wenig Zeit für uns zu haben. Wobei Vergnügen im Jura relativ zu sehen ist, kamen wir doch


Land / Region:
Frankreich / Isere - Savoien

Charakter:
Passstraßen

Länge:
ca. 190

Reisezeit:
Juni bis September



... nach diversen Waschgängen ausgiebig geduscht und gebadet in den Bergen an.

Nur kurz brauchten wir zur Auswahl der ersten Route, ein beratendes Gespräch mit dem Wetterfrosch sowie die Aussicht auf Waschküchenklima mit Saunatemperaturen in Grenoble und die umliegenden tieferen Lagen machten uns die Entscheidung leicht: es sollte möglichst hoch hinaus gehen, wir starteten unsere Woche also mit der Pässeroute. Deren sechs sollten es sein, darunter so klangvolle Namen wie Lautaret, Galibier, Telegraph oder Coix de Fer - aber Sarenne? Mollard? Nie gehört? Na, dann mal los.

Nach kurzer Versorgungsfahrt zum Fassen diverser Flüssigkeiten in Le Bourg d'Oisans, ging es los: der Col de Sarenne ist die Fortsetzung des weltberühmten Aufstiegs zur Alpe d’Huez, den wir als erstes angehen. Trotz dieser Tatsache fahren noch immer nur wenige die restlichen acht Kilometer ab Alpe d'Huez weiter zur Passhöhe und verpassen damit eines der Highlights der Region. Der Weg dorthin ist allerdings ruppig und führt durch eine ebenso verlassene wie sehr kahle Landschaft. Ganz oben angekommen empfängt ein großer Parkplatz mitsamt Rifugio, vom dem aus man schöne Sicht auf einen Wasserfall in der Ferne hat. Das eigentlich Fantastische an dem nahezu unbekannten und meiner Meinung nach völlig vernachlässigtem Pass sind die fantastischen Ausblicke, die sich am schmalen Grad oberhalb der Straße auf die umliegenden Berge und v.a. das Massiv der Meije bieten,inzwischen sogar mit Panoramatafel.
Auf der östlichen Seite endet die Abfahrt direkt beim Stausee Barrage du Chambon an der D1091, der Hauptstraße zum Col du Lautaret und weiter nach Briançon bzw. Col du Galibier. 
Hinweis: wegen Einsturzgefahr ist seit April 2015 bis voraussichtlich Mitte 2017 der Tunnel der D1091 am Lac du Chambon gesperrt. Auf der Seesüdseite besteht eine schmale, teilweise ampelgeregelte und provisorische Umleitung (RS1091), die für Motorräder problemlos zu befahren ist.
 
Dem kleinen Abenteuer Sarenne mit seiner hoprigen und schmalen Straße, die zudem noch teilweise frisch gesplittet war, folgt nun der Col du Lautaret. Die 61 km lange Strecke von Les Clapiers (735 m) 5 km östlich von Le Bourg d’Oisans nach Briançon (1265 m) führt auf der Westrampe durch das wildromantische Romanchetal, das den normalerweise recht starken Autoverkehr durch gigantische Blicke unter anderem auf die Gletscherspitzen der Meije (3983 m) mehr als kompensiert. Da weiter unten der schon erwähnte Tunnel gesperrt ist, haben wir die gut ausgebaute Straße praktisch für uns alleine. Oben angekommen ist eine Pause zum Genießen des Ausblicks bei einem Kaffee ein Muss, für die Blümchenpflücker bietet sich am Pass ein Abstecher in den botanischen Garten an.
 
Dafür reicht die Geduld einiger Mitfahrer jedoch nicht ganz aus, schließlich wartet nun der Col du Galibier, mit seinen 2642 Metern immerhin der fünfthöchste Straßenpass der Alpen und er ist fahrerisch wie landschaftlich eine Wucht. Die über den Pass führende D902 ist Teil der Route des Grandes Alpes, der Scheitel bietet mit Blick auf das gewaltige Massif des Ecrins im Süden sowie die Grandes Rousses und die Aiguilles d'Arves (NW) und die Rochers de la Grande Puré (NO) ein überwältigendes Panorama. Bei guter Sicht reicht der Blick auch bis zum Mont Blanc. Am eindrucksvollsten ist der Ausblick am Orientierungstisch in 2677 m Höhe, in der Vergangenheit haben wir nach einer Übernachtung in Valloire dort auch schon mal um 9.00 Morgens ein Frühstück genossen. Heute muss das gigantische Panorama genügen.
 
Über den Col du Télégraphe führt die Nordanfahrt zum Col du Galibier, welche aus meiner Sicht die attraktivere Richtung ist. Zwischen den beiden Übergängen liegt in einer Senke der schon erwähnte Ort Valloire, in dem ziemlicher Trubel herrscht. Vom Scheitel des Passes führt ein kurzer Stich zu dem hoch über dem Arctal auf einer Felsnase thronenden Fort du Télégraphe – ein kurzer Abstecher, der mit fantastischem Ausblick belohnt wird! Die Nordrampe des Telegraphe bietet fantastischen Kurvenspaß, ist jedoch immer mal wieder stark befahren und Chancen zum Überholen sind rar.

Im Tal angekommen, geht es rasch gen Westen zu unserem nächsten Ziel, dem Col du Mollard. Er liegt südlich von St. Jean-de-Maurienne in Savoyen und bildet eine Alternativroute für den unteren Teil des westlich parallel gelegenen Col de la Croix de Fer bzw. auch zum Col du Glandon. Der eher unspektakuläre Scheitel liegt am nördlichen Rand der Siedlung Le Mollard und wäre, für sich genommen, wohl noch kein Grund, diesen Weg zu nehmen. Es erwartet den Biker jedoch auf einer Länge von ca. 10 km eine „fahrerisch endgeile“ und schier endlos scheinende NO-Kurvenrausch-Rampe  mit insgesamt 46 (in Worten: SECHSUNDVIERZIG!) zum Teil dicht aufeinander folgenden, teilweise nur wenige Meter voneinander getrennten Kehren zwischen Villargondran (544 m) und Albiez-le-Jeune (1360 m). Da die Strecke durch ein Waldstück führt und auch keine Aussichten bietet, die vom Fahrspass ablenken, genießen wir mit maximaler Konzentration diese fantastische Kurvenorgie.

Als Ausgleich für die fehlenden Panaromen, muss dann der nächste und letzte Pass herhalten, der Col de la Croix de Fer, den wir nach einer kurzen Pause in Mollard anpeilen. Die in einer herrlichen Alpinlandschaft gelegene Passhöhe bietet einen phantastischen Rundumblick mit Aussicht auf die Chaîne de Belledonne (NW) und die Aiguilles d’Arves (SO). Eine ausgiebige Kaffeepause und Genießen der Ausblicke ist auch hier wiederum ein Muss.

 


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