Tag 5 - die Arwaer Beskiden und der Arwa-Stausee (120 km)

Nach dem überstandenen "Abenteuer" in den Bergen und Schluchten der kleinen Fatra, zieht es uns unwiederstehlich weiter Richtung Osten, der hohen Tatra entgegen. Doch zunächst führt uns die Reise in die waldreichen Berge der mittleren Beskiden, die den nördlichen Teil des


Land / Region:
Slowakei / Hohe Tatra

Charakter:
Asphaltstraßen

Länge:
400

Reisezeit:
Mai - September



... Karpatenbogens bilden. Einsame Orte und Straßen sind wieder unsere Begleiter, die Verbindung ("520") zwischen Stara Bystrica und dem riesigen Arwa-Stausee wurde überhaupt erst vor kurzem fertiggestellt und führt in tollen Schleifen bis auf 950 m. Dort bietet sich auch auf einem Brückenabschnitt eine fantastische Aussicht, die wir ausgiebig genießen. Das Wetter ist herrlich, nur die feuchtwarme Luft trübt den Blick in die Ferne.

Überhaupt haben die Arwaer Beskiden viele Naturschönheiten zu bieten, die Berge wirken sanft, obwohl sie die 1000 m Höhennarke oft überragen. Die Gebirgsregion wirkt besonders lieblich, wenn auf den Sommerwiesen hunderte kleiner Hauhaufen zu sehen sind. Der höchste Gipfel ist mit 1725 m der Babia Hora direkt an der Grenze zu Polen.

Nächster Halt ist die Waldbahn von Orava, die einst Oravska Lesna in den Arwaer Beskiden mit Krasno am östlichen Rand des Javornikgebirges verband. Dabei handelt es sich um eine in Europa einmalige Konstruktion des Schienennetzes, bei dem die Bahn große Höhenunterschiede über Kurven von fast 180 Grad überwindet. Auf einer wieder instandgesetzten Teilstrecke lässt es sich entspannt durch die wunderschöne Landschaft bummeln. In einer historischen Museumsschänke kommen regionale Speisen auf den Tisch.

Der riesige Arwa-Stausee ist unser dritter Haltepunkt. Der See wurde in den 1940er Jahren zur Energiegewinnung und aus Gründen des Hochwasserschutzes angestaut. Für Slowaken und Polen sind die kühlen Fluten an heißen Tagen willkommene Abkühlung. In Namestovo tanken wir Geld und Flüssigkeit, genießen die Ruhe am Ufer, bewundern das eine oder andere ungewöhnliche "Kunststück" auf dem Wasser und machen uns schließlich am See entlang auf zu unserem nächsten Ziel.

Der Fluss Arwa (Orava) ist einer der wichtigsten Zuflüsse des Arwa-Stausees. Er verlässt den See auf der Südseite als breiter Fluss und schlängelt sich durch bergiges Gelände, bis er nach ca. 50 km an der nordostseite der kleinen Fatra in die Waag mündet. Im Tal verstecken sich einige schöne Dörfer, die sich noch ihren typischen Charakter bewahrt haben. Bewundern kann man die typischen Wohnbauten, Speicher, Handwerksbetriebe und Kirchen ausgiebig im Museum des Arwa Dorfes, ca. 3 km entfernt von Zuberec versteckt im Tal Rohacska Dolina. Fast allesamt aus Holz wirken die Bauten jahrhundertelang gewachsen, dazwischen plätschert ein Wildbach, liegen Weiden, Blumen- und Gemüsegärten. Regionale Spezialitäten kommen im Museumsgasthof auf den Tisch.

Tag 6 - Sturzfluten (85 km)

Aus und Vorbei! Keine Hoffnung mehr, heute irgendwie trocken von unserem Hotel Julianin Dvor zu unserer nächsten Unterkunft zu gelangen. Was da vom Himmel kommt ist kein Regen, sondern ein Sturzbach, der uns gewaschen hat. Gründlich. Vor- und Hauptwaschgang und gründlich gespült, kommen wir triefend und tropfend in der Pension Drak an, in der wir zwei Nächte bleiben werden. Doch der Reihe nach.

Gepackt ist schnell, denn der einsetzende Nieselregung verheißt nichts Gutes. Auch die Temperaturen sind deutlich unter die 10°-Marke gesunken, gefühlt fallen bald die ersten Flocken. Nach einer Woche Kuschelurlaub werden die warmen Klamotten wichtig. Während des ausgiebigen und langen (!) Frühstücks beraten wir unser Programm und beschließen, dass die 30 km zur Arwaburg schnell machbar sind. Und wirklich hält sich der Regen noch einigermaßen zurück, wir parken die Mopeds auf dem bewachten Parkplatz unterhalb der Burg unter Bäumen, decken die angeschlossenen Helme gut ab und marschieren mit unserem Mini-Regenschirm zur Kasse.

Die Arwaburg liegt hoch auf einem Kalksteinfelsen beim Ort Oravsky Podzamok und ist eine der spektakulärsten Burganlagen der Slowakei; und das will in einem Land mit der höchsten Dichte an Burgen und Schlössern in ganz Europa schon was heißen. Der Anstieg lohnt allein wegen des Panoramablicks bis zu den Gipfeln der Westlichen Tatra (haahaa - sehr witzig). Eine Besichtigung ist jedoch nur mit Führung möglich (sehr zu empfehlen!), auch in Deutsch. Wir entscheiden uns für die Langversion - das erhöht die Chance, ein wenig abzutrocken (ein Trugschluss. Immer wieder geht die Führung ins Freie, wo es - richtig - wie aus Kübeln schüttet und von einer Aussicht kann auch nicht die Rede sein). Die Burg diente in der Vergangenheit auch als Kulisse für zahlreiche Filme, u.a. für den Stummfilm-Klassiker "Nosferatu - Eine Sinfonie des Grauens".

Wie passend ... auch für uns setzt sich das Grauen nach der über zweistündigen Führung fort, hat sich doch meine Partnerin beim Verlassen der Burg durch einen argen Sturz auf rutschigen Holzplanken das linke Knie äußerst schmerzhaft verletzt. Viele noch geplante Bergwanderungen waren ab diesem Zeitpunkt passé. Bei einer ausgiebigen Mittagspause lassen die Schmerzen ein wenig nach, das Aufsteigen auf die Bikes auf dem Parkplatz entpuppt sich als Wasserballett, das Wasser steht inzwischen fast 10 cm hoch, der Bach durch den Ort hat sich in reißende Fluten verwandelt.

Zum Glück dauert die Fahrt nur ungefähr eine Stunde, aber das reicht. Besonders meiner Partnerin, die zwei mal durch einem Straßenzunami, verursacht durch LKWs, reichlich Zusatzdusche abbekommt. In unserem großen Zimmer mit Balkon breiten wir in der Pension alles aus und genießen anschließend erstmal ein heißes Bad. Das abschließende Abendessen in unserer Pension Drak mit einer Flasche Riesling vom Chateau Bela - eine Offenbarung!

Tag 7 - unterirdische Wunderwelt

Unsere Pension liegt am Taleingang des Demanovatals, das zum nördlichen Teil des Nationalparks Niedere Tatra gehört. Es besitzt zwei weltbekannte Höhlen, die Demanova-Eishöhle und die Freiheitshöhle. Wir hatten eigentlich vor mit dem Sessellift zum Konsky Grun (1829 m) und von dort zum Gipfel des Chopok (2024 m) zu wandern, verbunden mit einem Abstecher auf den Hauptkamm der Niederen Tatra. Für alle, die besseres Wetter haben werden und gerne mal die Wanderstiefel schnüren: es winken fantastische Ausblicke u.a. zu den majestätischen Gipfeln der Hohen Tatra. Wir haben den Teil gestrichen, Nebelbänke und tiefhängende Wolken machten ein Alternativprogramm erforderlich und das führte uns in die bereits erwähnte Eishöhle, zu der ein 15 - 20 minütiger Anstieg bewältigt sein will.

Tag 8 - über die Panoramastraße der Hohen Tatra nach Bardejov (175 km)

Die hohe Tatra ist ein Bestandteil des insgesamt ca. 1200 km langen Karpatenbogen und setzt ihm als kleinstes Gebirge der Welt die Krone auf. Besonders imposant wirkt die Tatra, weil sie auf slowakischer Seite urplötzlich aus der Ebene auftaucht. Daher wirkt das Gebirgsmassiv besonders majestätisch. Angeführt vom Gerlachovsky Stit (2655 m) gibt es eine ganze Reihe von Gipfeln mit Höhen über 2500 m. Im Osten ragt die Lomnitzspitze (2634 m) gen Himmel. Eine spektakuläre Kabinenbahn befördert ganzjährig Touristen auf das Gipfelplateau, von dem sich eine atemberaubende Rundsicht eröffnet, bei schönem Wetter ein unvergeßliches Erlebnis.

Wir begnügen uns damit, die Fahrt auf der Panoramastraße durch den dichten Nebel zu "genießen". Teilweise ist die Sicht mal eben knapp 50 m, bis wir in Vysoke Tatry eine Überraschung erleben: der Himmel reißt plötzlich auf, die Sonne schickt wärmende Strahlen und gibt den Blick frei zur Gerlsdorfer Spitze. Es reicht gerade für einen schnellen Stop, ein paar eilige Fotos und schon ist der Spuk wieder vorbei.

Bei Temperaturen um 12° wenden wir uns in nördöstliche Richtung und cuisen bei leichtem Nieselregen durch eine hügelige Landschaft. Kurz vor unserem Zwischenziel, der Lubauer Burg (Stara L'ubovna) hätte ich mir auf der Straße, die direkt auf den Burghügel zu führt, dringends eine Haltemöglichkeit für einen Fotostop gewünscht. Wolken- und Nebelverhangen die Landschaft, reißt auch hier der Himmel nur kurz auf und schickt einen Sonnenstrahl als Superspot von oben auf die Burg und bietet einen atemberaubenden Anblick. Die beeindruckende Burg thront auf einem Hügel am linken Ufer der Poprad, am Eingang zur Feste ertöntmittelalterliche Musik; ein Ort wie im Märchen. Vom Burgfried genießt man einen schönen Blick zur hohen Tatra, zum markanten Dreikronenberg sowie auf das Freilichtmuseum zu Füßen der Anlage, wo man auch Einkehrmöglichkeiten findet.

Nach einer ausgiebigen Besichtigung und Stärkung mit heißen Suppen, schwingen wir uns wieder auf die Bikes und landen zeitig in unserer nächsten Unterkunft, dem Hotel pod Bránou in Bardejov. Die kleine Altstadt ist das Schmuckstück der Scharosch im nordöstlichen Winkel der Slowakei, seit 2000 steht die Altstadt auf der UNESCO-Weltkulturerbeliste. Den zentralen Marktplatz säumen viele Renaisance-Bürgerhäuser, wichtigstes Bauwerk ist die gotische St. Ägidiuskirche aus dem Jahre 1415.

Fortsetzung folgt ...


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