Der erste Tag unserer Touren durch das "Zonenrandgebiet" der nordöstlichen Toskana, wo unmittelbar auch die Emilia Romagna, die Marken und Umbrien ihre Grenzen haben, wo bergiges Land viele Kurven verspricht und dieses Versprechen auch mehr als hält, sollte uns rund um das Pratomagno führen. Pratowass?

Wie so oft, bewegen wir uns mal


Land / Region:
Italien / Toskana

Charakter:
Straße

Länge:
250

Reisezeit:
April - Oktober



... wieder abseits des üblichen Tourismus, diesmal in der Toskana, deren östlicher Teil bescheidenere, aber dennoch eine Fülle von zu entdeckenden Reizen bietet, die in der wenig besiedelten Landschaft mit alten bäuerlichen Kulturen, kleinen, malerischen Ortschaften, hier und da verstreut liegenden romanischen Kirchen und üppigen Wäldern bestehen. Der Gebirgszug des Pratomagno liegt zwischen Florenz und Arezzo, dessen höchster Gipfel erreicht eine Höhe von 1.592 Meter und eignet sich dank seines ausgedehnten Wegenetzes vor allen Dingen hervorragend zum Wandern! 

Wandern? Aber natürlich doch. Kaum befahrene kleine Straßen führen um den Gebirgszug, mittendurch kommt man allerdings nicht ohne auf geschotterten Wegen weiterzufahren (z.B. die Strada panoramico di Pratomagno), meist enden die asphaltierten Straßen am Rande kleinster Dörfer in Sackgassen oder führen gar als kleine Fußwege über die Bergkämme. Also geht es halt drumrum … nicht ohne den Hintergedanken im Kopf, die Entdeckungen ein andermal auf unbefestigten Wegen auszudehnen.

Wir starten also zum ersten Mal morgens von unserem Agriturismo Il Vigno aus und stürzen uns sogleich ins Kurvenvergnügen nach Chiusi della Verna. Knapp einspurig schlängelt sich die Straße den Hang hinauf und bietet tolle Ausblicke Richtung Südwesten. Nach ca. 12 km biegen wir ab und genießen auf der Abfahrt ins Tal des Arno tolle Kurven und Ausblicke. In Pieve a Socana queren wir den Fluss und lassen es zunächst etwas beschaulicher angehen. Doch schon ab Talla geht es wieder schwungvoll den Hügel hoch und nach etwas mehr als eine Stunde und 60 km erreichen wir den kleinen Ort Potenano - Zeit für eine Kaffepause und einen ersten Esspresso, der sich als vorzüglich erweist (Tipp: Bar & Pizzeria La Primula).

Schon auf diesen ersten Kilometern bemerken wir: Panoramen sind rar, der dichte Wald- und Buschbewuchs gönnt uns nur seltene Ausblicke, meist huschen nur kleinere Lücken an einem vorüber und die sollte mensch dann auch mal nutzen. Erste Gelegenheit bietet sich im kleinen Örtchen Anciolina, das wir aber bei einer anderen Tour noch einmal besuchen werden. Über eine etwas mehr als einspurige Straße geht es wieder hinab ins Tal des Arno, in die kleine Stadt Loro Ciuffenna, bei der wir einen kleinen Fotostopp einlegen.

Wir orientieren uns nun in nordwestlicher Richtung, immer unten am beginnenden Hang des Pratomagno entlang und lassen uns von der Straße im positven Sinne überraschen: es geht durch ausgedehnte Olivenhaine, die rechts und links der Straße liegen und die entpuppt sich als echtes Sahnestück. Herrlich runde Kurven, die einfach nicht enden wollen und einen auch in der Geschwindigkeit einzubremsen wissen. Mehr als Tempo 60 ist kaum drin und wäre die pure Raserei.

Über Castelfranco di Sopra, das nicht nur über einen mittelalterlichen Ortskern verfügt und Pian di Sco erreichen wir nach knapp 100 km beinahe schon schwindelig das kleine Städtchen Reggello, wo wir uns zu einer zweiten (Mittags-)Pause entschließen und ausgesprochen lecker überrascht werden.

Nächstes Ziel: das fantastische Castello di Sammezzano (Bayern hat Schloß Neuschwanstein, die Toskana das Castello Sammezzano), aber eine Wespe macht uns einen Strich durch die Rechnung. Ganz schon schmerzhaft, so ein Stich ins Kinn und eine Zwiebel ist auch nicht auf die Schnelle zu haben. Am Ende verpassen wir die Auffahrt zum Castello, dessen Besichtigung ich nur jedem anraten kann. Wir kurven weiter zum Kloster Vallombrosa, das sich ebenfalls als Schmuckstück herausstellt, in uns jedoch übermächtige Fluchtreflexe auslöst: halb Florenz, das nur ca. 40 km entfernt liegt, scheint hier den Sonntag im Waldgebiet rund um das Kloster zu verbringen. Im Schritttempo kriechen wir mit gefühlt hunderten Autos und Roller über viele Km die eigentlich schöne, knapp zweispurige Straße entlang und landen schließlich am Passo della Consuma in 1047 m Höhe. Auch hier Trubel ohne Ende, die zweite Hälfte der Florentiner treibt sich hier herum.

Aus Zeitmangel lassen wir nun die Schleife über den kleinen Ort Montemignaio (mit 566 EW inmitten der Berge gelegen; zum Gemeindegebiet gehört u.a. der Monte Secchieta (1449 m), die dritthöchste Erhebung der Gebirgskette des Pratomagno) rechts liegen und genießen direkt die Kurven hinunter nach Poppi, wo wir wieder den Blinker setzen und auf einsame Sträßchen in die Berge abbiegen. Kurven sind gefragt und die gibt es nun reichlich. Herrlich windet und schraubt sich die Straße von etwa 450 m Höhe über Moggione hinauf auf 1030 m nach Camaldoli, wo ein weiteres Kloster auf seine Besucher wartet.

Am Prato alla Penna endet der Anstieg in 1250 m Höhe, der Kurvenspaß geht nun in umgekehrter Richtung (nach unten) weiter. Über Badia Prataglia (850 m) und Rimbocchi (580 m) schlängeln wir uns das Val di Corezzo hinunter, die Straßenführung begeistert immer wieder auf's neue und die Kurvenorgie endet erst bei einem kleinen Fotostopp kurz vor Loro Ciuffenna. Von dort sind es dann wieder die schon bekannten 12 km hinab nach Lama und über die 2 km Schotterstraße zu unserem Quartier, wo uns ein gemütliches Abendessen (Tipp: Il Rifugio in Lama) erwartet.

Eine wunderschöne Tour durch malerische Landschaften und Orte, durch vollkommene Einsamkeit und Ruhe, über kleine und kleinste Straßen die gar nicht wissen was eine Gerade ist, weit abseits allen Touristenrummels mit einer so ganz anderen Toskana ist viel zu schnell vorbei. Eines haben wir aber schon am ersten Tag gelernt: die Straßen präsentieren sich oft in einem Zustand, der keine großen Geschwindigkeiten erlaubt. Vorsicht ist angesagt, was auf den schmalen und engen Sträßchen eh ratsam erscheint.


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