Als spätberufener Motorradfahrer, Fahrprüfung am 4.2.1980 und erster Motorradfahrt im Nov. 2017 lagen ja nur 37 Jahre, bin nun umso toller unterwegs. Bei dieser Motorradtour habe ich viele Denkmale der Republik erkundet. Auf rund 4.700 Kilometern fuhr ich die südlichste, östlichste nördlichste und westliche so wie die höchste Straße


Land / Region:
Deutschland mit Grenzregionen von Österreich, Tschechien, Polen, Dänemark und Niederlande / Baden-Württemberg, Bayern, Salzburg, Thüringen, Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein, Hamburg, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz

Charakter:
Landstraße und kleine befestigte Sträßle

Länge:
4.697

Reisezeit:
Juni / Juli



... ab.

 

Eigentlich träumte ich als nun begeisterter Motorradfahrer davon, eine Tour zum Nordkap zu machen. Corona machte mir aber mit den Reisebeschränkungen einen Strich durch die Rechnung. Dann dachte ich mir, ich mach stattdessen einfach eine Tour durch Deutschland. So kann man den Leuten Deutschland wieder näher bringen, das war mir wichtig. Aber ohne weiteres Programm einfach nur durch die Republik zu fahren, war mir aber zu langweilig. So kam ich bei der Planung auf die Idee, markante Denkmale am Wegesrand zu besichtigen. Einfach mal „Denkmal“ in maps.google eingegeben und die Idee und der Name für die Tour war schnell gefunden: »denk-Mal Tour 2021«. Dahinter verbirgt sich auch die Idee: »denk-Mal darüber nach, was der Hintergrund des Denkmals am Wegesrand ist. Auf der 4.697 Kilometer langen Tour war ich dann fast nur auf Landstraßen unterwegs. 15 Tage lang allein auf dem Motorrad unterwegs war für mich zudem kein Problem, denn dann konnte ich fahren wohin, und mir anschauen was ich wollte. Es war mit wichtig, Zeit für die Denkmäler zu haben. So beschäftigte ich mich auch mit den Hintergründen und der Geschichte der Gedenkstätten. So gab es immer wieder Arten von Denkmalen, von denen ich gar keine Ahnung hatte.« Manche Kriegsdenkmäler standen mitten in der Stadt, wie auch vor einer Grundschule, was mich doch auch überrascht hat. Ganz allein war ich aber dann doch nicht: »Es war immer wieder schön, mit Leuten ins Gespräch zu kommen. « Teilweise sprachen mich sogar Passanten an, fragten nach einem Foto mit meinem Motorrad und gaben Besichtigungstipps. Die Zeit auf der Tour vergeht wie im Flug. Da sind so viele Eindrücke, die man aufsaugt. Die habe ich mit einer Lenkerkamera und einer weiteren Kamera festgehalten.

Desweiteren gibt es drei Videos auf meinem Youtube-Kanal »Bernie’s Motorradtouren«, mit denen jeder die Tour nacherleben kann.

Die erste Etappe führte zur südlichsten Straße Deutschlands. Auf dem Weg machte ich auch Halt beim »Denkmal der grauen Busse« in Ravensburg-Weißenau, das an die Euthanasie-Opfer im Nationalsozialismus erinnert. Von der »Heilanstalt Weißenau« hatten die Nazis zwischen 1940 und 1941 allein 691 Patienten in die Tötungsanstalt nach Grafeneck deportiert. Diese Station bewegte mich sehr. Ich muss gestehen, dass mir zuvor gar nicht bewusst war, dass das so nah bei uns geschehen ist und Grafeneck eigentlich fast in der Nachbarschaft ist. Über den Oberjochpass, der viele tolle Kurven für Motorradfahrer bietet, kam ich dann auch durch Bayern. Vorbei am Plansee und dem Kloster Ettal führte mich der Weg nach Gmünd zum Denkmal von Ludwig Erhard. Tags drauf über die Tatzelwurmstraße zu den Holzknechten in Ruhpolding und zum Denkmal des Einsturz des Einsporthallendaches in Bad Reichenhall. Dann gings hoch über die Roßfeldpanoramastraße – mit 1.560 Metern Deutschlands höchste Panoramastraße und einer bombatischen Aussicht. Von einem Abstecher nach Österreich erhoffte ich mir als Motorrad-Fan ein Highlight. Ich wollte die Erlebniswelt des österreichischen Motorradherstellers KTM in Mattighofen besuchen. Dort angekommen, wurde ich aber schwer enttäuscht und ich traute meinen Augen nicht – die KTM Motohall ist Montag und Dienstag geschlossen, und das in der Saison. Anmerkung am Rande, nach deutlicher Reklamation ist nun ein soft-opening für den Dienstag gegeben, wenn in der Mopedsaison eine Anreise erfolgt, geht doch.

 

In Braunau am Inn gastierte ich dann zum Stadthotel umfunktionierten alten Gefängnis und besichtigte vor dem Geburtshaus von Adolf Hitler den Gedenkstein gegen Krieg und Faschismus. Zurück in Bayern ging es durch die 3-Flüsse-Stadt Passau (Zusammenfluss von Donau, Inn und Ilz) nach Besichtigung vom Dom und Hohe Veste weiter zum Denkmal der Hoffnung in Plattling: »Das war nicht leicht zu finden.« Nomen est omen: Die Hoffnung, aber ich gab jedoch nicht auf – und schließlich fand ich es auch.

Ebenso wie eine weitere Plattlinger Denkmalstätte ist mit seither ebenfalls sehr bewusst im Gedächtnis geblieben, das Denkmal des Wassertropfens an der Isar – eine Woche nach seiner Tour verfolgte ich die Berichte über die Hochwasserkatastrophe in Westdeutschland, mit einer ganz besonderen Sicht auf das Wasser. Die Besichtigungen in Fürstenberg „Denkmal zum Todestransport“ die KZ in Flossenbürg und Buchenwald waren zudem sehr bedrückende Besichtigungen.

Das größte Denkmal meiner Reise war das Völkerschlachtdenkmal in Leipzig, eines der größten Monumente Europas und ein Wahrzeichen der Stadt.

 

Einen ungewollten Abstecher über die Grenze nach Tschechien und danach hakte ich den östlichsten Punkt Deutschlands ab, der aber nur fußläufig zu erreichen war. Kurz zuvor schaute ich mir noch eine weitere Kuriosität an. Im Garten eines Sachsen steht eine alte Doppeldecker Antonov, ein sowjetisches Flugzeug, welches zur Ferienwohnung umfunktioniert wurde. Da ich ein Reportage dazu im Fernsehen schon mal gesehen habe, und ich schon mal in der Nähe war, dann musste ich da vorbei.

Die Narben des Braunkohltagebaus in Cottbus erforderten ebenfalls einen Stop. Über Eisenhüttenstadt und Frankfurt an der Oder fuhr ich auch nach Polen, wo er in Słubice das Wikipedia-Denkmal begutachtete. Weiter fuhr ich an die Höhen von Seelowe, wo im April 1945 die letzte Abwehrschlacht vor Berlin sinnlos ausgetragen wurde. Eine alter DDR Flugzeughangar, in Neuhardenberg, der heute ein kleines Museum ist, veranlasste mich umzudrehen, als ich am Wegeweiser vorbei fuhr.

In Strasburg in der Uckermark suchte ich das Denkmal der Trümmerfrauen. Seither ist mir klar, dass die Größe sowie der Standort eine gewissen Denkmalwertigkeit ausmachen kann und diese Erinnerung an die entbehrungsreiche Arbeit der Arbeit war versteckt.

 

In Lassan an der Ostsee schlug ich dann auch mal mein Zelt auf und verbrachte eine Nacht mit Naturcamping. Über die Halbinsel Usedom, gings über polnischen und deutschen Teil nach Peenemünde. Hier wo die „Vergeltungswaffen“ (vergelten für was) getestet wurden, war die Geschichte zum Anfassen. Entlang von Greifswald und Stralsund weiter bis nach Klausdorf, einem idyllischen Zwischenstop der aufgrund eines Landregens ohne Tour zur Insel Rügen angefahren wurde.

Tagsdrauf entlang der Ostseebäder Graal-Müritz, wie auch der Hansestadt Rostock gefolgt von Kühlungsborn und der Halbinsel Poel, zum Denkmal der Versenkung des Flüchtlingsschiffes Cap Arcona, bis nach Niendorf.

Morgens dann um 6:45 in der spiegelglatten Ostsee zu schwimmen, hatte einfach was für diesen Tag.

In Schleswig-Holstein kam ich auch am Aschberg vorbei der zwar nur 98 Meter misst, aber trotzdem zu den höchsten Bergen des Bundeslands zählt. Auf der Fahrt nach Flensburg, fielen mir in Översee Gedenksteine zum österreichisch - dänischen Krieg von 1864 auf. Dann gelangte ich zum nördlichsten Punkt des Festlands – Ausgangspunkt für einen Abstecher nach Dänemark. Vom Friedrich-Wilhelm Koog schaute ich dann auf den allernördlichsten Punkt von Sylt, aber die Anreise mit dem Autozug für ein Foto, habe ich mir dann gespart. Das Denkmal für die Flutopfer zeigte sich dann auch noch.

Entlang der Nordsee gings durch Husum, Elisenhof, Tönnig, Wesselburen, St. Michaelisdonn mit der Windmühle Edda um Brunsbüttel den Nordostseekanal zu überqueren bis nach Glückstadt.

Kurz vor Hamburg legte ich dann einen Boxenstopp ein, die lange Reise setzte den Reifen zu. Neue mussten drauf, und nach 90 min. gings schon problemlos weiter, am Nordstrand entlang Richtung Ruhrgebiet. Die erste Eisenhütte wurde zufällig angefahren, das Antiquariat Solder, äh Wilsberg, in Münster lag aber geplant auf der Tour.

Auf dem Weg zum westlichsten Punkt Deutschlands an der niederländischen Grenze, entdeckte ich dann noch die längste Badewanne der Welt sowie einen vielen Bismarckstürme die in ganz Deutschland verstreut sind, eben Sozialmedia des letzten Jahrtausend. In Selfkant angekommen stand ich dann mit einem Fuße in D und mit dem anderen in den Niederlanden und erreicht somit meinen westlichsten Punkt in Deutschland. Ein Kurztrip durch Holland und ich besuchte dann den Aachener Dom, der mich stark an die Hagia Sophia in Istanbul erinnert.

Nach einem Übernachtungstop bei Aachen ging es am Freitag, 9. Juli 2021 weiter in Richtung Remagen. Auf dem Weg dahin konnte ich die Ausläufer eines Starkregens „genießen“ und im Ahrtal befuhr ich dann noch Brücken, die am Dienstag wohl irgendwo im Rhein lagen. Diese Erfahrung zusammen mit dem Denkmal des Wassertropfens sind zu einem sehr starker Eindruck von dieser Tour geworden.

Weiter gings nach Frankfurt wobei ich das Mittelrheintal rechtsrheinisch befuhr und mit dem Motorrad einfach nur cruisen konnte. Die Loreley grüßte mich am Wegesrand und die Bergfahrt zu dem sehr beeindruckende Niederwalddenkmal über Rüdesheim, ist auf jeden Fall empfehlenswert.

Frankfurt habe ich dann an einem ruhigen Samstag morgen verlassen und durch den Odenwald ging es dann mit einem Stop auf der Löwensteiner Platte weiter nach Besigheim.

Von dort setzte ich meine Heimfahrt am letzten Tag, mit einem tollen Stop in der Herrmann-Hessestadt Calw, fort, um wieder auf die Alb zu fahren

Geplant habe ich die Übernachtungsmöglichkeiten der Tour größtenteils kurzfristig. Im Internet suchte er nach freien Pensionen oder Hotels, kam teilweise aber auch bei Bekannten unter. Das hat alles super funktioniert. Für den Notfall hatte ich ein Zelt dabei. Gepackt wurde eine Packrolle mit Schlafsack, Schlafmatte und Klappstuhl, eine Packtasche mit Kleidung, zwei Seitenkoffer mit Verpflegung und für die Technik haben völlig ausgereicht. Tendenziell wie so oft, eher zu viele Klamotten eingepackt. Probleme mit der Pandemie hatte ich keine, denn selbst an Grenzen wurde nicht mehr kontrolliert.

Alles in allem eine super Tour, mit vielen Spuren in die Vergangenheit und in dunkle Zeiten von Deutschland. Dies habe ich zwar nicht zu verantworten, aber ich dafür verantwortlich, dass dies in der richtigen Erinnerung bleibt.

Nun einfach getreu meinem Motto

 

Bei Fragen, bitte einfach fragen


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