Drei Rückreisetage die noch einmal eine Hauptspeise nach der Anderen bieten um dann das Gelage schliesslich mit angemessenem Dessert abzuschliessen. Den Tourbericht mit weiteren Fotos findet ihr auch unter: http://www.mfst-indersdorf.de
Land / Region: Frankreich / Alpen - West Charakter: Straße Länge: 2700 km gesamt Reisezeit: Juni |
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Mittwoch 27.06 – 354 km
Heute ist weit und breit nichts mehr von Gewitterwolken zu sehen, klarer blauer Himmel begrüßt uns wieder. Auch gestern haben die Wolken zwar etwas über den Berg gedrückt aber von großem Regen war hier nichts zu spüren. Also schnell die Töfs gepackt und auf dem kurzen kurvigen Teilstück über den Col du Mont Cenis (2084m) nach Lanslebourg Mont Cenis die Reifen warm gewedelt. Anfangs führt die D902 eher gemäßigt kurvig durch das Tal der Arc, bis nach einer Rechtsbiegung Boneval sur Arc vor uns liegt. Das beeindruckende, durch das warme Morgenlicht noch orange geschminkte Panorama zwingt geradezu zu einem Fotostopp. Im Hintergrund, völlig Wolkenlos ,präsentiert sich der Mont Blanc. Groß und mächtig steht der Berg da – haben wir nicht gesagt: “ und wir kriegen dich doch!“
Ohnehin werden die nächsten gefahrenen Kilometer mehr als häufig von Fotopausen unterbrochen. Zu berauschend schön wechselt die Kulisse nach beinahe jeder Biegung. So stöpseln wir mit Unterbrechungen dahin bis wir endlich am Col de Iseran auf 2770m wieder einmal ein gemeinsames Passfoto von uns machen lassen.
Val d Isere hatte ich zwar schlimmer in Erinnerung, trotzdem hält uns nichts in dieser künstlichen Touristenstadt.
Nach Cafe au Lait und Salat in La Rosiere haben wir uns von den letzten 20 Kehren erholt und sind wieder gestärkt genug um weiter die schnelle Auffahrt über die D1090 zum Kleinen St Bernhard (2188m) zu meistern. Bernhard von Menton, der den ehemals hier thronenden „Gott Jupiter“ vom Monolithen geschuppst hat, steht noch genauso dort wie ich ihn bei meiner ersten Tour durch die Route de Grand Alps vorgefunden hatte. Ein weniger lustiges Kapitel sind die kriegerischen Auseinandersetzungen, die hier nach der Kriegserklärung Italiens an Frankreich im Juni 1940 alleine auf italienscher Seite 600 Opfer forderten.
Nun von einer Landesgrenze ist hier und heute nichts mehr zu spüren …außer, dass die Straßen in Italien sofort in wesentlich besserem Zustand sind.
In La Thuile wechseln wir auf die SR 39 um über den kleinen Colle San Carlo in das Aosta Tal zu gelangen. Der San Carlo ist zwar nicht der mächtigste Pass aber wer den starken Verkehr in das Aostatal meiden möchte , sollte sich diesen fahrerischen Genuss einfach gönnen!
Wir haben auch bald wieder genug von dem Nadelöhr Aostatal und verlassen dies in einem kleinen Ort namens Saint Pierre links ab. Einspurig windet sich das Sträßchen den Berg hinauf. Die Kehren auf diesem Teilstück sind von erschreckend geringem Radius. Hier sollte der geneigte Biker in der Lage sein ein Motorrad, auf üblicher Straßenbreite sicher zu wenden ohne rangieren zu müssen! Über Arpuilles gelangen wir am Ende bei Gignot wieder auf die Hauptstraße SR31 zum Großen St. Bernhard (2469).
Schon wieder brauchen wir eine Stärkung die wir uns auf der Schweizer Seite (Kanton Wallis) gönnen. Einen Schümlikaffee, und eine sagenhaft leckere Schokoriegel !
Das rote Schweizerkäppi im Andenkenladen sieht so grauenhaft schrecklich aus, dass ich es einfach als Andenken haben muss!
So, jetzt wird es eigentlich Zeit eine Unterkunft zu suchen, jedoch entscheiden wir uns gegen den frühen Einzug in die Hotels an der Passstraße. In Martigny wollen wir aus gleichem Grund wie bei der Anreise nicht nächtigen. Nun bedeutet es durchhalten, denn nach Martigny sind Richtung Lausanne keine ansprechenden Hotels mehr auszumachen.
Wir folgen der „21“ bis nach Saint Maurice um dort auf kleineren Pfaden zum Col de la Croix (1778m) im Kanton Waadt zu gelangen. Wir sind müde und dann beschert uns das Navi auch noch eine wohl gutgemeinte Abkürzung. Mit zum Teil bis 25% Steigung und engsten Kehren die wieder einmal nur noch von geübten Motorradlern zu meistern sind hat es dieser Weg in sich .
Nun endlich tauchen wieder die ersten Hotels am Wegesrand auf. Diese sind jedoch entweder belegt oder geschlossen. Später scheinen die Preise für Übernachtungen mit jedem Kilometer zu steigen. In Gstaad, oder Saanen sind die Preise für freie Zimmer dann schon so weit jenseits von dem was wir zu Zahlen bereit sind, dass wir gegebenenfalls lieber im Heu schlafen als der Schweizer Hotelwirtschaft das Geld so sinnlos in den Rachen zu schmeißen!
Gegen 20:00 finden wir dann in Schönried das Hotel Kernen in dem wir für 105-Sfr pro Nord-Einzelzimmer und Nacht unterkommen. Die Zimmer sind Top ausgestattet, absolut sauber (wir hatten je ein DZ zur Einzelnutzung) aber weil zur Hauptstraße hin gelegen - saulaut. Wechselkursbereinigt war dieser Zimmerpreis am Ende trotzdem angemessen und gar nicht so Schlimm….
Donnerstag 28.06.2012 - 299km
Mit Verlaub, ich habe besch…. geschlafen! Nachts rast die eidgenössische Möchtegern Rennfahrergilde alle halbe Stunde am Hotel vorbei. Nachdem die dann müde sind, lässt gengenüber des Hotels ein freundlicher Milchkutscher seinen Truck geschlagene eineinhalb Stunden im Stand laufen. Kein Problem für den, der bei geschlossenem Fenster schlafen kann! Dafür passt das Frühstück vom Buffet auch wieder. Aus Schönried gibt es ab dem Hotel wohl kein legales Herauskommen. Jede Ausfahrt die wir finden ist mit dem bekannten roten Kreis auf weißem Grund gekennzeichnet. Sch…. d’rauf, wir wollen weiter - also Augen auf und durch.
Wir folgen, brav an die vorgegebenen Geschwindigkeitslimits haltend, der „11“ .über Zweisimmen nach Thun! In Thun, gerne als Tor zum Berner Oberland bezeichnet, herrscht reger Vormittagsverkehr. Wir folgen einem Anzugbewehrten Dnjepr-Gespannfahrer, dessen Bobtail sich im Seitenwagen ausgesprochen wohl zu fühlen scheint. Was für ein Bild und darüber verpassen wir um’s Haar die Abfahrt nach Heiligenschwendi um fern des Trubels den Thuner See von den Bergen aus betrachten zu können.
Nach genussvollem und einsamen Kurvenwedeln fahren wir doch wieder über Ringoldswihl und Tschingel hinunter in das Tal um bei Lengenschachen an die nicht minder sehenswerten nördlich Uferstraße des Thuner Sees zu gelangen.
Bei Interlaken führt uns der Weg dann an das Nordufer des türkisfarbenen Brienzer Sees.
Natürlich muss nun eine kleine Kaffeepause in Brienz eingelegt werden – wir sind ja nicht auf der Flucht und wollen das Panorama um den See und die Berge auf uns wirken lassen. Das ist es wohl was die Schweiz, trotz der oft überhöhten Preise, für uns Besuchens wert macht.
Die nächste Etappe bringt uns über Meiringen wieder einmal zum Sustenpass (2224m) und nach Wassen.
Als Abschiedspass dieser kleinen Reise muss auch wieder einmal der Klausenpass (1948m), der die Kantone Uri und Glarus verbindet, herhalten.
Nun sind wir sozusagen final auf der Heimreise, versuchen uns jedoch immer fernab der Hauptverbindungsstrecken zu bewegen und gelangen so über Schwanden, Glarus, westlich am Walensee und Wattwil vorbei. Eine urige Übernachtungsmöglichkeit finden wir in der Nähe von Weiterswil mit dem Hotel „Hotel Churfirsten“.
Wer im Churfirsten übernachten möchte sollte sich auf sehr einfache Unterkünfte einstellen. Die Zimmer sind zwar mit Waschbecken ausgestattet aber weder Toilette geschweige denn eine Dusche können sie aufweisen. Beides findet der Gast auf den Fluren. Die Wirtin betreibt das Hotel mangels Nachfolger ohnehin nur noch weil sie einfach „noch gerne Kocht“. Zudem scheint sie bereits etwas vergesslich geworden zu sein, denn es fällt ihr merklich schwer sich spontan an den Namen ihres Hundes zu erinnern. Aber sie ist eine Liebenswerte Person und wir waren gerne hier.Ein potentieller Nachfolger hätte zwar einiges zu Richten aber am Ende würde die exponierte ruhige Lage Vieles wieder wettmachen. Hoffen wir das Beste für dieses Haus.
Freitag 29.06.2012 - 280km
Gut gefrühstückt verabschieden uns von der Wirtin des „Hotels Churfirsten“, wedeln bald völlig ungestört von anderen Verkehrsteilnehmern, auf Nebenstraßen natürlich, durch die liebliche Landschaft nach Hemberg, Schönengrund und Waldstatt.
Es ist zwar der finale Rückreisetag trotzdem meiden wir so lange wie möglich die Bundesstraßen. So gelangen wir gemütlich aber kurzweilig noch nach Herisau, Gossau, Waldkirch und über Egnach am Bodensee nach Romanshorn.
Ab hier genießen wir auf der Fähre nach Friedrichshafen noch die 45 Minütige Minikreuzfahrt. Nun machen wir, den Hauptverkehrsstrom meidend noch die letzten Kilometer nach Tettnang und Neukirch. In Wangen West biegen wir endgültig auf die A96 nach München ein, denn wir müssen noch nach Pasing zu einem namhaften Motorradzubehörhändler , die auf der Tour verschlissenen Ausrüstungsgegenstände erneuern – die Saison ist ja noch Jung ;o)
Resümee:
Eine wunderbare empfehlenswerte Tour für 10 Tage. Natürlich geht kürzer auch aber wo bleibt denn da der Genuss.
Allen Unkenrufen und Vorurteilen zum Trotz sind wir, trotz DAH-Kennzeichen, weder bestohlen noch unleidlich behandelt worden, ganz im Gegenteil! Abgesehen davon, dass der Geschäftssinn der angestellten Kellner in Savine le Lac im Hotel Eden Lac zu wünschen übrig ließ, waren wir hier wie auch in allen anderen Gasthäusern freundlichst und zuvorkommend aufgenommen worden.
Die großen Pässe sind unserer Ansicht nach von jedem einigermaßen sicheren Fahrer leicht zu schaffen. Die „kleinen“ Abstecher hingegen, auf die explizit hingewiesen wurde, sollten von ungeübten Fahrern oder dicken Cruisern unbedingt gemieden werden.
Die Preise in Frankreich sind moderat, wobei Preis/Leistung nicht mit dem Standard im Bayrischen – oder Schwarzwälder Hotels verglichen werden darf. Die Zimmer sind eben oft einfach!
Vorsicht vor fest montierten Blitzanlagen auf Schnellstraßen. Obwohl sie mächtig am Straßenrand stehen habe ich sie meist viel zu spät gesehen. Da bis heute keine Strafzettel bei mir eingegangen sind, gehe ich einmal davon aus dass die Geräte sporadisch in Betrieb genommen werden.
Über die Hotelpreise in der Schweiz habe ich mich ja schon ausgelassen, sicher gibt es auch günstige Angebote, jedoch scheint es nicht ganz einfach diese auf den Hauptrouten zu finden. Wechselkursbereinigt sind die Preise für das Essen gehen und ein Glas Bier nicht mehr wesentlich teurer als bei uns in München.