Mit dem Autozug nach München, über den Chiemsee an den Königssee, Deutsche Alpenstraße bis zum Bodensee und durch den Schwarzwald zurück nach Köln


Land / Region:
D/ / Voralpenland-Schwarzwald-Pfalz-Mosel-Eifel

Charakter:
Straße

Länge:
2000

Reisezeit:
März - Oktober



Weihnachten 2009 war es beschlossene Sache: im Sommer fahren meine Frau Sandra (Yamaha R6) und ich (BMW R1200S) eine Tour entlang der Deutschen Alpenstraße und dann über den Schwarzwald und die Mosel zurück nach Köln.

Gesagt, getan. Bereits im Januar wurde mit Hilfe des Motorrad-Routenplaners die grobe Marschrichtung festgelegt. Wir wollten uns mit dem Autoreisezug die ersten 600km bis München „erschlafen“, um von dort die Tour zu starten. Im Abstand von max. 240km suchte ich mit google.maps Hotels entlang der Route. Die Anforderung waren möglichst privat geführte und nicht zu große 3-4 Sterne Häuser, in denen man auch gut essen kann.

Im Februar wurden der Reisezug und die Hotels festgemacht (das frühe Buchen hat sich als sinnvoll herausgestellt, denn die meisten Hotels in der Kategorie waren während unserer Anwesenheit ausgebucht, ganz zu schweigen vom Reisezug) und die einzelnen Tagestouren ins frisch gebackene Garmin übertragen. Jetzt begann die schlimmste Zeit der Vorbereitung: 7 Monate warten ...

1. Tag
Am Mittwoch, den 4. August 2010 war es endlich soweit: gut gepackt – die R6 mit Gepäckrolle und Tankmagnettasche, die BMW mit Sportkoffern und kleinem Tankrucksack – ging es kurz vor 20h auf den Weg nach Düsseldorf zum Autozug-Terminal. Das Wetter war durchwachsen, die Vorhersage fürs Zielgebiet schlecht, aber die Stimmung hervorragend.
20:30h trocken im Dorf an der Düssel angekommen begann dort der ganz normale Verladewahnsinn. Für uns war es das erste Mal. Es war schon etwas beklemmend in einer Stellung, in der man sonst bei über 200 km/h auf dem Motorrad liegt, in Schrittgeschwindigkeit in der unteren Ebene über die Metallplanken zu eiern wohl wissend, sich bei nach oben verändernder Sitzposition unverzüglich die Birne anzuhauen. Die Parkposition erreicht wurden die Mopeds dann professionell von den Bahnmitarbeitern verzurrt. Die Sportkoffer konnten auf der BMW verbleiben. Für die Nacht hatte ich alles Wichtige in meinem Tankrucksack verstaut. Die Gepäckrolle von Sandra, die großzügig das Tragen meines Tankrucksacks übernahm, musste mit. Gefühlte 10 km später, unser Abteil befand sich natürlich im ersten Wagen und Gepäckkarren gab es keine, hatte ich mein Tagessportpensum erledigt und nutzte nach Bezug des Abteils die verbleibenden 20 Minuten bis zur Abfahrt auf dem Bahnsteig zum Trocknen.
Dann nahm das Abenteuer DB seinen Lauf. Wir hatten uns für ein Zweierabteil mit Dusche und WC entschieden und kamen mit recht romantischen Erwartungen a la Orient-Express. Die wurden jedoch nicht erfüllt. Nebeneinander liegen war nicht möglich, die Dusche angeschimmelt, aus dem WC-Boden drang durch einen Riss eine undefinierbare Flüssigkeit und sowohl die Lüftung als auch die Temperatur ließen sich nicht regulieren. Der Zug verfügte über kein Restaurant, sondern über ein Bord-Bistro, das nur eine Sandwichsorte und warmes Bier, beides zu sündhaft teuren Preisen, im Angebot hatte. Zwei Bier 0,33l und der zumindest mir gelungene Versuch von wenigstens einem bisschen Romantik ließen mich kurz hinter Köln ins Reich der Träume sinken. Sandra „eine Etage“ unter mir machte die Nacht kaum ein Auge zu.

2. Tag
Um 5:30h wurden wir durch das wirklich sehr freundliche Zugpersonal wie gewünscht geweckt. Dank einer halben Flasche Sagrotan und des verschwenderischen Umgangs mit Handtüchern für den Nasszellenboden konnten wir dann um 6h geduscht unser Frühstück einnehmen. Irgendwie fühlte ich mich durch diese Pappschachtel, in der serviert wurde, an meine Bundeswehrzeit und das „gute, alte“ Epa zurück erinnert. Jeder, der es kennt, weiß was ich meine.
Pünktlich um 6:00h erreichte der Zug München und es begann das Entladeprozedere. Der Fußweg war nicht ganz so weit wie in D’dorf, dafür treppab und treppauf und natürlich auch ohne Karren.
Nach kurzer Wartezeit ging dann alles sehr flott und nach 20 Minuten befanden wir uns auf einer Hauptausfallstraße aus München heraus Richtung Osten, die wir nach etwa 15 km Richtung Süden über Feldkirchen nach Bad Aibling verließen, um dort bei einem zweiten Frühstück einen kurzen Schauer zu überbrücken.
Danach südlich Rosenheim tangierend konnte man sie endlich sehen: die Berge! Mir als Flachlandtiroler geht ja immer das Herz auf und ich könnte glatt meinen Lebensabend im Chiemgau verbringen, wenn die nur nicht alle so komisch reden würden ... – viva colonia!
Uns am Voralpenrand entlang windend öffnete sich dann kurz vor Prien – was für ein Anblick – der Chiemsee. Selbst bei den tief hängenden Wolken bekam ich kurz feuchte Augen. Von hier ging es entlang am See (wer es noch nicht gemacht hat: von Gestad ist mit dem Schiff ein Abstecher zum Mittagessen auf die Fraueninsel lohnenswert) und dann über Stein a.d. Traun (für uns ein Muss: zu unserer Schulzeit haben wir uns hier vor über 20 Jahren kennengelernt) und Waginger See über schöne und trockene Landstraßen Richtung Berchtesgaden.
Ein absolutes Kurvenmuss vor Schluss: über Unterau einmal Obersalzberg. Glücklicherweise ohne Verkehr zirkelten wir uns die teilweise aufwendig abgemauerten Kehren auf perfektem Asphalt den Berg rauf, um dem überfüllten Museum schnell den Rücken zu kehren und nach 228km unser erstes Quartier zu erreichen.
Das Hotel http://www.bergheimat.de ist ein schönes Haus im Ort Königssee oberhalb von Schönau. Das Zimmer war riesig, die Mopeds konnten kostenlos untergestellt werden und das Essen war landestypisch gut. Wir kamen jahreszeitbedingt in den Genuss köstlicher Schwammerln.

3.Tag
Gut geschlafen und, wie in jedem unserer weiteren Hotels durch ein sehr umfangreiches Frühstücksbuffet verwöhnt, begingen wir einen Tag, der im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser fiel. Es hatte bereits die ganze Nacht gegossen und wir starteten in einer kurzen Regenpause bei tief hängenden Wolken und nassem Asphalt auf die Deutsche Alpenstraße.
Ich kenne die Strecke bei schönem Wetter mit dem Auto und es war selbst mit Dach immer ein Genuss. An diesem Tag war es der blanke Horror. Es regnete und regnete und regnete. Und das nicht so ein wenig, sondern wolkenbruchartig. Sandra hatte zusätzlich noch Probleme mit Ihrem 8 Jahre alten Visier (gute Vorbereitung ist alles ...) und die Traumtour durch die Berge drohte sich für sie zum Alptraum zu entwickeln.
In Reit im Winkel machten wir Pause und beschlossen den Tagestörn mit Ziel bei Freunden in Dietramszell nördlich des Tegernsees so kurz wie möglich zu gestalten. Auf dem Weg machten wir noch kurz beim Lois in Rosenheim Zwischenstopp und kauften einen neuen Helm ...
Bei den letzten 40 von insgesamt 160 km gesellte sich zu dem starken Regen noch heftiger Wind und wir erreichten unser Ziel gegen 17h, um bei unseren Freunden sofort alle Klamotten von uns zu schmeißen und zum Trocknen im Haus zu verteilen. Nach einer warmen Dusche und einem Glas Rotwein sah die Welt dann schon wieder ganz anders aus.
Erwähnenswert ist, dass wir bis auf die irgendwann kapitulierenden Handschuhe wirklich nur äußerlich durchgeweicht sind. Innen hat sowohl meine Rukka-Sommerkombi APR Airob als auch die Vannucci-Textilkombi High-Rider von Sandra keinen Tropfen reingelassen. Auch die Sportkoffer und die Gepäckrolle hielten absolut dicht. Nur mein Tankrucksack zog Feuchtigkeit, weil ich den von Wunderlich bei Regen empfohlenen Überzieher schön in Köln gelassen hatte – selber schuld.

4. Tag
Am nächsten Morgen regnete es noch immer, aber es war Wetterbesserung versprochen und wir starteten gegen 12h bei Sonnenschein unseren wahrscheinlich schönsten Törn.
Der Tegernsee blieb uns wegen einer großräumigen Umleitung leider verwehrt. So fuhren wir über Tölz in die Berge. Nach einigen kurzen Kurven öffnete sich dann das Tal und der Sylvensteinsee, der die Isar aufstaut, lag vor uns. In Schrittgeschwindigkeit Landschaft gaffend fuhren wir über die Staumauer und am See entlang, um am Ende die Isar auf einer Privatstraße (3€ Maut/Moped, gilt auch für eine Straße am Walchensee) zu überqueren, die absolut Pflicht ist. Das Isartal ist hier über eine Strecke von etwa 20 km zum Teil über 1km breit und vollkommen verwildert. Die Straße windet sich mit teilweise beträchtlichen Höhenunterschieden daran entlang und Parkplätze laden zum Verweilen (oder zu einem romantischen Picknick). Ein landschaftlicher Hochgenuss!
Am Ende der Straße in Walgau ging es dann rechts ab Richtung Walchensee zum fahrerischen Hochgenuss. Dort schlängelt sich die Kesselbergstraße gleich einer Achterbahn in nicht enden wollenden wunderbaren Kehren den Berg hinab. Aber Obacht: Am Wochenende darf nur bergab Richtung Murnau gefahren werden und die Jungs von der Trachtengruppe kontrollieren und blitzen hier mit Leidenschaft.
Nach diesem Kurventraining ging es Murnau tangierend weiter Richtung Garmisch, um dann den Ettaler Berg Richtung Oberammergau hoch zu hetzen. Nach kurzer Rast in Ettal bei Kaiserwetter und Massentourismus Dank Passionsspiele machten wir uns nach zwei großen Spezie zum Plansee auf.
Auf dem Weg ereignete sich ein leider häufig wiederkehrendes Verkehrstrauerspiel: wir fuhren mit erlaubten 107 km/h auf einen langsamer fahrenden Wagen auf. Der ließ sich, anstatt uns einfach vorbei zu lassen, grundlos hetzen. Die Geschichte nahm aber ein jähes Ende: ich erblickte gerade noch das Schild „Fahrbahnrand nicht befestigt“, als schon der Wagen in einer Kurve mit dem rechten Hinterreifen abrutschte und wild schlingernd und Funken sprühend so gerade noch den Weg zurück auf die Straße fand. Um alle Vorurteile zu bestätigen: Sie ließ uns darauf schnell passieren ...
Der Plansee war dann eine echte Augenweide. Die Uferstraße schlängelt sich bis kurz vor Reutte, wo wir für wenige Kilometer Richtung Süden auf den Fernpass abbogen, um in Heidwang wieder zurück an den See und zu unserem idyllisch direkt am Wasser gelegenen Tagesziel http://www.fischeramsee.at/ zu fahren.
Direkt nach dem Einchecken folgte das obligatorische Zielbier auf der Hotelterrasse noch in Kombi. Bei der Oberkellnerin reservierten wir einen schönen Tisch für das Abendessen und machten uns auf dem Zimmer frisch. Geduscht und gestriegelt mit dunkler Jeans und weißem Hemd ging es dann runter zum Tisch, den uns die Oberkellnerin resolut verwehrte, da dieser doch für die Motorradfahrer reserviert sei. Wir stutzten kurz, blickten uns an, schauten wieder zur Oberkellnerin, warteten noch ein paar unendliche Sekunden - dann machte es bei der Dame plötzlich „klick“ und es ging los im schönsten Schmäh: Ja mei, oh Gott, ihr seids ja so fesch, mit am g’bügelten Oberhemd, am weißen dazu, das hobi bei den Motoradlern ja noch net erlebt, usw usw ... Wir hatten unseren Spaß und den besten Service!
Die fangfrischen Forellen (meine Frau „blau“ ich „Müllerin“) waren wie sie sein sollen, der Grauburgunder und das später zum Espresso angediente 100%ige Destillat mundeten vorzüglich und nach einem langen und schönen Tag wurden wir vom Geläut der Almkühe in den Schlaf gebimmelt – Toll!

5. Tag
Am nächsten Tag starteten wir alpentypisch bei Hochnebel unseren kürzesten Trip. Neuschwanstein mit Etappenziel Bad Hindelang stand auf dem Programm. Nachdem wir aber gefühlte 10 Minuten brauchten, um von einer unbeampelten Kreuzung wegen des abartigen Verkehrs überhaupt auf den Fernpass zu gelangen und anscheinend neben halb Japan auch noch einige andere Deutschlands zweitbeliebtestes Baudenkmal besuchen wollten, entschlossen wir uns in Reutte kurzehand auf diese Sehenswürdigkeit zu verzichten.
Wir fuhren ein Stück westlich entlang des Lechs und dann über den schönen Gaichtpass und Oberjoch zurück nach Deutschland, um Richtung Hindelang den abwärts führenden Kehren zu folgen. Den Genuss konnte selbst der kurzfristig vorauskriechende Siegburger mit seiner Focus-Kombi-Dose nicht trüben, der bei unserem Überholvorgang auf einer kurzen Geraden natürlich das einzige Mal Gas geben musste. Es hat gefahrlos gereicht, aber trotzdem und vor allem im Namen meiner Frau: „*********“! Der hinter ihm her fahrende LKW hat sich wohl mehr geärgert, denn der musste bis unten ausharren.
Viel zu früh erreichten wir unser Etappenziel http://www.sonne-hindelang.de, um uns dort nach einsetzendem Regen dem schönen Wellness-Bereich hinzugeben. Das von außen etwas in die Jahre gekommene Haus ist innen sehr schön, die Mopeds konnten wir kostenlos in der Hotelgarage parken und nach einem Romantik-Hotel-typisch guten Abendessen sanken wir im großen und komfortablen Zimmer tiefenentspannt in die Federn.

6. Tag
Bei Sonnenschein ging es morgens früh (bedeutete 9:30h) los mit Ziel Bodensee. In Sonthofen orientierten wir uns südlich Richtung Obersdorf und mogelten uns an etwa 7km-Gipfelstürmer-Stau vorbei, um dann westlich auf die Riedbergpass-Straße abzubiegen. Eine wirklich schöne Strecke. Vor allem fuhren wir in die richtige Richtung, da der steile und kurvige Weg bergauf uns nach der höchsten deutschen Passhöhe sehr gemach, aber beständig bergab bis schließlich nach Bregenz an den Bodensee führte.
Vorher fast einsam reisend wurden wir hier von einem Verkehrsaufkommen überrascht, das nicht wirklich schön war und uns den ganzen Weg entlang des Bodensees begleitete. Kurz vor Friedrichshafen entledigten wir uns in einer Seitenstraße noch unseres Innenfutters – es war mittlerweile richtig warm geworden – und besuchten das Zeppelin-Museum.
Bestens über die Luftschifffahrt informiert steuerten wir danach unser nur noch 20 km entferntes Tagesziel http://www.mindnesshotel.de an. Das Hotel Bischoffschloss liegt dominant mitten im Ort Markdorf. Nach dem Checkin parkten wir die Mopeds kostenlos im hoteleigenen Parkhaus und machten uns nach dem Zielbier frisch für das Abendessen im wunderschönen Innenhof.
Das war kulinarisch das Beste, was wir auf dieser Reise zu uns genommen haben. Für 59€/Person bekamen wir ein 3-Gang-Menü (u.a. marinierte Lachsforelle auf Linsen und Reibeplätzchen) mit dazu ausgewählten Weinen inkl. Espresso, Schnaps und einer Flasche Wasser für jeden, also dazu noch ausgesprochen preiswert. So günstig habe ich mich noch nie so lecker in einem Restaurant betrunken ...
Aber auch das Zimmer war eine Wucht: Wir schliefen im Turm mit Blick auf den Bodensee, Zimmer und Bad waren riesig und verfügten über etwa 4m Deckenhöhe. In der Summe aller Dinge einfach klasse.

7. Tag
Der 7. Tag führte uns auf unsere längste Tagestour vom Bodensee in den Schwarzwald. Bei schönstem Wetter setzten wir von Meersburg nach Konstanz mit der Fähre über, wechselten das Land, durchfuhren im Schleichfahrtmodus beschauliche Schweizer Orte entlang des nicht enden wollenden Sees und machten unseren ersten Stopp am Rheinfall.
Es war schon ganz imposant (ja ok, Niagara ist größer), wie sich auf dieser durch das Flussbett begrenzten Breite so viel Wasser Gischt aufsprühend und wild schäumend in die nicht ganz so spektakuläre Tiefe stürzte. Aber „Anrheiner“ haben nach diesem Anblick einfach ein anderes Gefühl beim Aufdrehen des Wasserhahns.
Danach ging es auch Dank eines vorausfahrenden ambitionierten und freudig erregten Morgan-Plus-8-Fahrers zügig und schnurstracks in den Schwarzwald. Und die Schwarzwälder haben schöne Sträßchen! Allerdings ging uns schon nach wenigen Kilometern deren Bitumen-Geilheit mächtig auf den Zeiger. Jede noch so kleine Ritze auf dem Asphalt wurde liebevoll mit dem Zeug befüllt, was das Ganze vor allem für Sandra mit ihrer R6 (die BMW ist einfach der bessere Landstraßensportler) zu einer rechten Schlingerpartie werden ließ und den Genuss ein wenig trübte.
Am schönen Schluchsee pausierten wir, um uns gestärkt über Titisee durch schöne Täler mit noch schöneren Namen nach Freiburg zu kämpfen und die nächste fahrerische Attraktion zu bezwingen: 17km Schauinsland. Wer den Berg schon mal gefahren ist, dem brauche ich nichts zu erzählen und sage nur „juhu“. Allen anderen sei gesagt: hier ist der Weg das Ziel und es wird wegen der dauernden Grinserei echt eng im Helm.
Wenige Kilometer und viele Kurven später erreichten wir unser Etappenziel http://www.goldener-Adler-oberried.de. Das wirklich empfehlenswerte Hotel findet man bei einer Fahrt ins Blaue nie Dank der Ortsumgehung dieses kleinen Dorfes, aber der Abstecher lohnt sich. Wir wurden herzig empfangen, konnten die Mopeds im Hinterhof überdacht abstellen und waren leider so platt, dass wir einfach in Kombi beim Zielbier im schönen Biergarten hocken blieben und trotz bemerkenswerter kulinarischer Alternativen dem Wiener Schnitzel mit Pommes den Vorzug gaben. Früh am Abend machten wir uns auf ins schön hergerichtete Zimmer und rauschten so schnell wie noch nie ins Reich der Träume.

8. Tag
Bedeckter Himmel und trockene Straßen begleiteten uns den ganzen Tag durch den Schwarzwald nach Norden.
Richtung Villingen fuhren wir teilweise durch derart einsame Gegenden, dass es gespenstig schön war. Über Schramberg ging es dann zügig nach Wolfach, um nach dem fahrerisch sehr schönen Abschnitt an Allerheiligen vorbei auf die Schwarzwaldhochstraße zu stoßen, wo wir bei einer Schinkenplatte pausierten. Kleine Mobilfunkanekdote: Hier in 1000m Höhe regiert nur die französische Telekom, alles andere hat kein Netz.
Von dort ging es schön kurvig weiter über die Luisenstraße nach Gernsbach zu unserer nächsten Unterkunft, http://www.schlosseberstein.de . Wunderschön in einer Kehre hoch über Gernsbach in Weinbergen gelegen präsentiert sich dieses Haus. Freundlich wurden wir in herrschaftlichem Ambiente empfangen, konnten unsere Motorräder auf einem abgeschlossenen Hof kostenlos abstellen, verstauten unsere Koffer im Zimmer und es ging ab zum Zielbier.
Hier saßen wir auf gusseisern verzierten Garnituren in einem wunderschönen (Edel-) Biergarten unter Kugelakazien und konnten über die unter uns steil abfallenden Weinberge den Blick ins Tal schweifen lassen. Hier haben wir später auch unser Abendessen eingenommen. Der Biergarten profitiert von der Küche eines Gourmet-Restaurants im selben Haus. Entsprechend hochwertig waren die servierten Gänge zu moderaten Preisen. Für die Weine aus eigenem Anbau galt das Gleiche. Wir waren begeistert und schliefen perfekt im Himmelbett unseres kleinsten, aber feinsten Zimmers!

9. Tag
Was tags zuvor noch im Sonnenlicht glänzte, war jetzt durch tiefe Wolken verhangen, die Straßen leicht feucht.
Nach Baden-Baden ging es über den Rhein nach Frankreich, wo direkt im wahrsten Sinne des Wortes die Kacke am dampfen war. Ein Güllelaster hatte in der Auffahrt zur mautfreien Autobahn Ladung verloren und wir schmierten auf einer schmalen Spur durch wadenhohen Kuhdung – vive la France!
Richtung Norden kamen wir dann zügig voran, um auf einer gut ausgebauten Landstraße über Wissembourg in die Pfalz zu stechen. Und wie auf Kommando goss es aus Eimern. Im Schutz einer Tanstelle warteten wir den Schauer ab, um Dank drohend schwarzer Wolken und noch das Gefühl unseres 2. Tages in den Knochen den schnellsten Weg zur nächsten Unterkunft zu wählen. Es war wohl auch kein großer Verlust, denn das, was wir von dieser strukturschwachen Gegend mitbekamen, erinnerte stark an die neuen Bundesländer kurz nach der Wende. Ein geöffneter Gasthof über Mittag? Pustekuchen! So mussten wir mit einer Autobahnraststätte vorlieb nehmen. Wir wünschen den Pfälzern an dieser Stelle einen erfolgreichen FCK und eine ergiebige Weinlese …
Wie durch ein Wunder erreichten wir im durch die Straße geführten Slalom um pechschwarze Regenwolken herum trockenen Reifens unser Ziel im Hunsrück, http://www.klosterhotel-marienhoeh.de. Das Hotel hat erst 2009 eröffnet. Ein alter Klosterkomplex mit schönem Innenhof wurde aufwendig restauriert, der neue Anbau mein architektonisches Auge beleidigend leider recht lieblos an das Baudenkmal geklatscht. O-Ton von Sandra bei unserer Ankunft: „Der sieht ja aus wie ein Altersheim“.
Der Snack im Innenhof war gut, unser Zimmer schön, der Wellness-Bereich mit einem riesen Edelstahlschwimmbad mit erhabenem Kamin vor Kopf ein Gedicht, aber das Abendessen sein Geld leider nicht wert. Auch der Service war zwar freundlich, schien aber noch nicht richtig eingespielt. Alles das schrieb ich in den uns nach der Reise zugesendeten E-Mail-Fragebogen, worauf man uns per Brief für unseren nächsten Hotelbesuch zwei kostenlose 3-Gang-Menüs in Aussicht stellte. Wir danken freundlich und denken darüber nach.

10. Tag
Das war der Tag der Mosel. Auf schnellstem Weg ging es nach Trier. Beide hatten wir uns die Stadt jedoch etwas beschaulicher vorgestellt. So beließen wir es bei einem Spaghetti-Eis vor der Porta Nigra, die vollkommen unwirklich wie photomontiert vor der Fußgängerzone thront.
Dunkle Wolken trieben uns die Mosel runter, die wir nach wunderschönen Kehren durch die Weinberge in Piesport Richtung Moorbach überquerten. Nach einem Stück Hunsrückhöhenstraße stürzten wir uns dann wieder über die L190 nach Traben ins Tal, um direkt über das Pflichtprogramm Wildbadstraße wieder herrlich den Berg hinauf zu schwingen. In Longkamp ging es dann rechts 5 wunderschöne, mit breiten Keren gespickte Kilometer wieder den Berg runter, um dann links nach Monzelfeld zu fahren.
Im Ort führte die L158 zu unserem vorletzten Ziel, http://www.weinromantikhotel.de in Mühlheim a.d. Mosel. Dieses Hotel gehörte mit Schloss Eberstein sicher zu der feinsten Adresse unserer Reise. Mehrere herrschaftliche Gebäude sind dort teilweise durch Glasbauten geschickt miteinander verbunden. Der Weg zu unserem Zimmer kam einem kleinen Irrgarten gleich, aber wir fanden wieder zurück. Wir entschlossen uns für einen ausgiebigen Snack im liebevoll angelegten Biergarten, denn ich hatte im Vorfeld eine Alternative zum Sterne-Restaurant gebucht: für 2 Stunden wurde uns ab 20:30h der komplette Spa-Bereich mit großem Whirlpool, türkischem Dampfbad, Sauna und schönen Liegezonen inkl. einer Platte mit leckeren Happen und einer Flasche guten Riesling-Sektes exklusiv zur Verfügung gestellt – eine gelungene Alternative!
Nach einem späteren Absacker an der Bar (mit separater Zigarren-Zone) schliefen wir ganz hervorragend. Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnen, dass uns auch hier für die Mopeds kostenlos ein sicherer Unterstand gewährt wurde.

11.Tag
Mit einem kleinen Schwenk über Piesport verabschiedeten wir uns von der Mosel und stießen über Wittlich Richtung Daun in die Eifel. Ziel war der Ort Schuld etwa 20km südwestlich von Bad Münstereifel, wo wir uns mit Freunden in deren Ferienhaus verabredet hatten.
Was soll ich zur Eifel noch sagen: denkt man sich die ganzen Hobbyrennfahrer rings um den Nürburgring weg, wäre das ein echtes Motorradparadies. So bin ich immer wieder gespannt, wer mir in der nächsten Kurve auf meiner Spur entgegen driftet und halte mich entsprechend grundsätzlich extrem weit rechts.
Wir erreichten unser Ziel wohlbehalten und erlebten noch einen schönen, feucht-fröhlichen und langen Grillabend mit unseren Freunden.

12. und letzter Tag
Feucht, aber gar nicht fröhlich war dann leider unser letzter Törn zurück nach Hause, denn die Wetterfee würgte uns auf unseren letzten 80km noch mal so richtig einen rein: Durchgehend Dauerregen, aber der von der fiesen Sprüh-Sorte. Und während ich mit jedem gewonnen Kilometer gerne schneller geworden wäre und mir der Wind so auch die Tropfen besser vom Visier gedrückt hätte, wurde Sandra immer langsamer. Als sie schließlich mit 80km/h auf der Autobahn hinter mir her eierte, fuhr ich den nächsten Rastplatz an. Den Tränen nah saß sie bedröppelt und mit total beschlagenem Visier auf ihrem Bock und war am jammern, dass sie nichts mehr sehe. Ich habe ihr die Visierbelüftung geöffnet und wir konnten weiter ...
Nach der Badewanne zu Hause war dann alles wieder gut und wir begossen unsere unvergessliche erste große Tour mit einem würdigen Rotwein. War das schön! Und sicher nicht das letzte Mal!!!

Fazit:
Nach einer schönen Tour und dem Wunsch nach einer nächsten gibt es, auch wenn wir gut vorbereitet waren, immer Verbesserungen in Abhängigkeit der jeweiligen Anforderungen.
Da wir sklavisch an die Schulferien gebunden sind, scheidet eine Fahrt ins Blaue für uns leider aus. Denn auch in Zukunft wird für uns neben der Route immer eine gute Unterkunft im Vordergrund stehen. Diese sind zur Hauptreisezeit jedoch i.d.R. ausgebucht. Allerdings würde ich zukünftig an der ein oder anderen Stelle mehrere Übernachtungen und damit ein paar Ruhetage einplanen. Denn so schön und beeindruckend die Tour war, so anstrengend war sie auch.
Die verregneten 80 km aus der Eifel waren fahrbar, die 170 km unserer 2. Etappe zeigten uns jedoch Grenzen auf. Deshalb sollten Tagesetappen so gewählt werden, dass bei schlechtem Wetter eine Abkürzung möglich ist. Mehr fahren kann man dann ja immer noch.
Was ich mir gar nicht mehr vorstellen kann ist eine Tour ohne Navigation. Ohne uns sklavisch an die geführte Strecke zu halten hatten wir immer das Ziel vor Augen. Auf den fast 2000 km mussten wir 4x wenden, und das nur wegen lokaler Umleitungen. Schließlich konnte ich mich viel besser auf die Straße konzentrieren und die Landschaft genießen. Das ist nicht nur Luxus, sondern vor allem Sicherheit und erleichtert dem voraus Fahrenden die teilweise undankbare Arbeit erheblich.


Trackviewer und Höhendiagramm werden Ihnen präsentiert von www.GpsWandern.de.

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