Kurztrip nach Schottland, KTM 1190 und BMW F650, eine Woche, Rundreise Schottland,


Land / Region:
Großbritannien / Schottland

Charakter:
Straße

Länge:
ca. 4.500 km

Reisezeit:
April - September



Short Trip to the Land of the Single Roads

Kurzurlaub Schottland: Rundreise im Eilverfahren

Anreise

Treffpunkt Calais: Ruedi kommt mit der 1190’er Adventure von Selzach (CH), ich mit der F 650 GS (Einzyl.) von Karben. Wie geplant treffen wir uns gegen 16:00 Uhr, dann ab zum Fährhafen. Der Preis, den uns die Überfahrt kosten soll ist uns zu hoch und die Abfahrt zu spät. Also Channel Tunnel, etwa 30 € günstiger und der Zug fährt quasi gleich ab. Die Überfahrt dauert ca. 35 Minuten Von Folkestone über kleinen Sträßchen bis Hastings. Schon Fahrspaß pur und schöne Landschaft. Die Umstellung auf den Linksverkehr gelingt auch fast problemlos. Lediglich beim Abbiegen schauen wir anfangs immer in die falsche Richtung, was für das ein oder andere heftige Ausweichmanöver sorgt. In Hastings finden heute Karnevalsumzüge statt – verrückt, die Briten!

Am nächsten Morgen geht es nach einem fantastischen Frühstück bei Sonnenschein weiter. Wir umfahren London großzügig und befahren zunächst schöne kleine Landstraßen. Durch lichten Wald geht es so über Hailsham, Cowfold, Petersfield bis kurz vor Winchester. Dann geht es zügiger über breite Zufahrtsstraßen bis Newbury, wo wir dann auf den Motorway (Autobahn) Richtung Norden fahren. Bei Harrogate verlassen wir die öde Autobahn und suchen in Harrogate ein Hotel. Die Altstadt ist richtig schön. Wir genießen das schon wieder gute Abendessen in einem kleinen Restaurant. Ruedis Vorurteile bezüglich des britischen Essens schwinden.

Montag 12.08.2013

Wetter und Temperatur stimmen. Wir rollen wieder im Eilzugtempo über den Motorway bis Stirling. Jetzt sind wir in Schottland angekommen. Stirling durchfahren wir ohne Halt – obwohl die Stadt einen wirklich guten Eindruck auf uns hinterlässt. Über kurvenreiche Straßen geht es in die Highlands. Die A 84 und A85 bringen uns durch den „Loch Lomond and The Trossachs National Park“ bis Crianlarich. Vorbei an Flüssen, Seen und Fjorden (die heißen hier beide „Loch“) geht es durch ein herrlich grün-buntes Gebirge. Der Asphalt ist griffig, der Verkehr spärlich, das Wetter (noch) gut. So muss Urlaub sein. Die Landschaft ist „very picturesque“, wir sind überwältigt. Die Farben, das Licht und diese großartige Gegend beeindrucken uns sehr. Die kurvenreiche Landstraße tut ihren Teil dazu. Einfach klasse!

In Crianlarich sind alle Hotels ausgebucht. Also weiter. Das ist bei den Straßen und der Gegend nicht wirklich schlimm, nur der jetzt einsetzende Regen stört etwas. Trotzdem genießen wir die Fahrt über die A 82. Die Aussichten auf den Loch Lomond und die umliegenden Berge sind vielleicht noch schöner als vorhin. Zwischen Tarbet und Arrochar finden wir eine Unterkunft (B&B) für die Nacht. Der Vermieter ist ein freundlicher älterer Herr, der uns einige Tipps für den Abend und auch für die Weiterfahrt gibt. Wir spazieren noch etwas durch Arrochar. Dann wieder ein sehr gutes Abendessen. Jetzt sind Ruedis Vorurteile gänzlich beseitigt, zumal einige Single Malt’s das Abendessen abrunden.

Dienstag 13.08.2013

Wieder begrüßt uns die Sonne und wieder genießen das englische Frühstück. Die Unterhaltung mit dem Vermieter lockert die Atmosphäre weiter auf. Bester Stimmung fahren wir los. Wir folgen der zerklüfteten Küste über kleinste Straßen bis Lochgilphead und weiter Richtung Orban. Die kleine Stichstraße bis Crinan sollte man auch unter die Räder nehmen. Unser Vermieter hatte uns die Straße wärmstens ans Herz gelegt und er hatte Recht. Über eine kleine Single Road geht es durch eine beschauliche Landschaft. Landwirtschaft, Bäume, Büsche und Wiesen, einige kleine Anwesen, malerisch! Zum Schluss geht es über eine Mini-Schleuse auf eine womöglich noch engere Single Road, bis wir die in der kleinen Hafenstadt Crinan ankommen. Die Sonne lacht, ein Restaurant lockt mit Kaffee und Scones (kleiner, leckerer Kuchen), im Wasser dümpeln ein paar Schiffe, in einer Garage wartet ein Oldtimer auf seine Auferstehung, ein Maler versucht die ganze Szene festzuhalten. Momente, unbezahlbar!

Trotzdem zieht es uns dann weiter. Wir wollen mehr Schottland. Etwa 20 Kilometer zurück, dann wieder auf die A 820. Kurven, Berge, Wasser, grüne Farben, so geht es über Oban am Loch Linnhe vorbei bis Fort William, einer lebhaften Hafenstadt. Kurz auf die A830 bis wir die Abzweigung nach Strontian erreichen. Jetzt folgt ein Highlight der Tour: Eine richtig enge Single Road führt etwa 25 Kilometer am Loch Linnhe entlang durch weite Küstenlandschaft und lichte Wälder. Malerische Dörfer, brütende Vögel, sehr wenig Verkehr, bester Asphalt und Kurven, so zieht sich die Straße dahin. Ein wahrer Fahr – Rausch! Der hört in Strontian bei weitem noch nicht auf. Es geht am Fjord Loch Sannart vorbei bis wir irgendwann nach etwa 65 äußerst kurzweiligen Kilometern wieder auf die A830 stoßen. Zum Schluss wurde es kühler, jetzt fängt es auch an leicht zu regnen. So beschließen wir die heutige Fahrt in Mallag, der Fährstation zur Insel Skye.

Mittwoch 14.08.2013

Am Fährhafen dann eine nicht ganz so schöne Überraschung. Man muss hier reservieren (auch als Motorradfahrer!), die nächste für uns machbare Fähre fährt erst um 13:45 ab. So lange wollen wir nicht warten. Dann fahren wir halt übers Festland weiter. Drehen und zurück bis Fort William. Weiter über die A82 am Loch Lachy vorbei bis Invergarry, dort auf die A87 bis Dornie. Die vielen summit’s (Kuppen) sorgen, neben den Kurven, für eine sehr unterhaltsame Strecke. Bei Dornie besichtigen wir kurz das „Ellean Donan Castle“ (bekannt aus dem Film „Highlander“ und irgendeinem der Bond-Filme). Danach etwa 15 Kilometer auf der A890 und dann wieder auf so eine wundervolle Single Roads, die A896. Diese führt uns aber deutlich höher hinaus, die Berge erreichen jetzt immerhin locker über 1100 Meter Höhe. Bei Kinlochewe besichtigen wir ein Denkmal für im 2. Weltkrieg gefallene Soldaten. Leider stehen hier schon einige Busse, Autos und auch Motorräder. Für uns ist hier zu viel los, also schnell weiter.

Es geht über die A832 durch eine jetzt schroffe aber herrliche Landschaft vorbei an zahlreichen Fjorden, überwiegend wieder über diese herrlichen Single Roads an Gauirloch und Dundonnell vorbei bis Ullapool. Die Gegend wird jetzt richtig einsam. Wenig Dörfer oder Häuser und schon gar kein Verkehr. Dafür Sonne, Berge, Meer, Seen, Flüsse und ein sehr schönes, weiches Licht. Wolken türmen sich zunehmend auf den Bergen und in der Ferne über den Inseln. Uns scheint aber noch die Sonne, es ist etwa 25°C warm. So lässt sich Schottland wunderbar genießen. Irgendwo in einem für uns namenlosen Tal gleitet ein riesiges, graues Flugzeug fast geräuschlos im Tiefflug über Bäume und Wiesen. Ein Fluss lädt zur Rast ein, wir machen Pause.

Als wir wieder losfahren, ändert sich das Wetter. Schnell wird es kühl, fängt auch bald an zu regnen. Zunächst rechnen wir nur mit einem kleinen Schauer, aber der Regen bleibt uns, teils sogar recht kräftig, bis zum Abend erhalten. Zum Glück bietet der Asphalt auch nass immer noch herrlichen Grip. So fahren wir weiter Richtung Norden durch die vielleicht bisher schönste schottische Gegend. Wir sind beide einfach nur begeistert. In Durness suchen wir eine Unterkunft, leider sind wieder alle Zimmer ausgebucht. Also weiter die Küste lang bis Tongue. Hier ist auch alles belegt, aber man kann uns einen Schlafplatz in einem Poor House in Goldbackle vermitteln. Wir nehmen das Angebot dankend an. In dem 6 – Bett – Zimmer sind bereits 4 Gäste anwesend. Davon ein Pärchen aus Spanien, mit denen wir einen angenehmen Abend verbringen.

Donnerstag 15.08.2013

Am nächsten Morgen geht es bei Sonnenschein wieder der Küste entlang. Wir wollen bis an den nordöstlichen Zipfel. Doch das Navi leitet mich auf einen anderen Weg, so dass wir bei Thurso die herrliche Küstenstraße verlassen und auf der A9 bis Inverness fahren. Wir bleiben bis Nairn noch auf der A9, dann geht es wieder auf eine dieser Single Roads und wir fahren über Dava in den „Cairngorms National Park“. Wieder befinden wir uns in einer einsamen Mittelgebirgsgegend. Es geht kurvenreich bergauf und bergab, Wald und Flüsse bestimmen das Bild, das Wetter passt auch wieder – Klasse!

In Tomintoul finden wir ein Zimmer in einem kleinen Hotel im „Zentrum“. Ein kleiner Abendspaziergang und das schon gewohnt gute Abendessen mit einigen Single Malts runden den Tag ab.Doch als ich im Gespräch die fantastische „englische“ Küche und Braukunst erwähne, wird die Stimmung eisig. Erst nach mehrmaligem „sorry“ und natürlich meine ich „Scotland“ beruhigen sich die Gemüter wieder.

Freitag 16.08.2013

Nach dem Frühstück zunächst in den gestern entdeckten „Whisky“-Laden, einkaufen. Die Auswahl ist groß, die Beratung gut. Der Einkauf dauert dank einiger Bustouristen etwas länger, aber am Ende erstehen wir die wertvolle Fracht und es kann weitergehen.

Wir durchfahren den Cairngorms National Park, nehmen irgendwo in der Nähe von Colnabaichin noch eine kleine offroad – Passage unter die Räder. Übersehen dabei aber, dass es sich um einen Privatweg handelt. Wir genießen die Fahrt durch Wiesen und Wälder, doch auf dem Rückweg zur Straße werden wir von den Besitzern ganz schön genervt. Na gut, daran sind wir selbst schuld! Nach kurzer Diskussion geht es weiter durch diesen herrlichen Nationalpark über Balmoral Castle und Breamar vorbei am „Devils Elbow“ durch Rattray und Perth.

Bei Perth verlassen wir diese herrlichen, griffigen, kleinen, kurvenreichen Landstraßen. Es geht über den Motorway bis Edinburgh. Wir wollen über die „Forth Bridge“ fahren. Der Blick auf die den „Firth of Forth“ genannten Meeresarm überspannenden Brücken lohnt definitiv. Dafür müssen wir uns anschließend durch die Stadt quälen bis wir wieder kleine Landstraßen ereichen. Über Peebles und Galasheis geht es durch das Skigebiet Cairngorm Mountains und dann weiter bis Hawick, der „Cashmere Stadt“. Anschließend: Hotel, Abendessen Single Malt – unser Ritual! Schön.

Samstag 17.08.2013

Heute Morgen ist es bewölkt, es sieht schwer nach Regen aus. Trotzdem ein letztes Mal diese herrlichen Straßen genießen. Kurvenreich, Grip ohne Ende und im dauernd geht es rauf und runter, so folgen wir der Straße durch den „Northumberland National Park“ Wir lassen KTM und BMW über die „summits“ fliegen, die Landschaft verzaubert mal wieder die Sinne, ein würdiger Abschluss dieser Reise.

Etwa 100 Kilometer später endet der Spaß. Bei Newcastle Upon Tyne geht es dann auf den Motorway. Wir lassen unsere Motos ungehemmt laufen. Der Motorway ist fast frei, die ‚Blechkisten‘ machen schön Platz und wir reichlich Kilometer. Die Überfahrt über die Themse ist dafür zäh, doch dank 'Unterstützung‘ eines wirklich zügig durch die Blechkisten fräsenden englischen KTM – Fahrers schaffen wir auch diese Stück recht schnell. Dann geht es schnell bis Folkestone, dass wir gegen 16:00 Uhr erreichen.

Fahrkarte lösen geht wieder problemlos, dann ab in den Zug. Zwischen uns und einer BMW F 650 (2 Zyl.) Fahrerin aus dem Kreis Bamberg entwickelt sich ein nettes Gespräch, dann sind wir schon in Frankreich. Wir wollen schnell raus aus Calais, also zügig los. Dann, bei einer Ausfahrt aus einem Kreisverkehr plötzlich ein unschönes Geräusch, der Vortrieb an der BMW lässt schlagartig nach, Kette gerissen. Jetzt wird es eng. Nachdem alles geregelt ist (Schutzbrief, Hotel, Abholung BMW) setzt Ruedi sich auf seine KTM und braust non-stop nach Hause. Ich suche mein Hotelzimmer in Calais. Am nächsten Tag geht es via Eurotrain nach Hause. Echt ein Seuchenjahr, diese Jahr. Meine Motorradurlaube beende ich in der Regel mit dem Zug

Sonntag 26.08.2012

Rückfahrt mit Eurotrain und ICE – Na, Klasse. Die BMW hole ich dann nächstes Wochenende wieder ab. Schwer bepackt quäle ich mich durch die Umsteigebahnhöfe, komme aber trotzdem glücklich und zufrieden zu Hause an. Schottland hat begeistert.  


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