Rundtour zum Bikertreff am Lühe-Anleger, durchs "Alte Land" an der Elbe, weiter durchs Königsmoor nach Schneverdingen
Land / Region: Deutschland / Niedersachsen - Elbe - Zeven - Stade - Altes Land - Wistedt - Schneverdingen - Lünzen - Ahausen Charakter: Straße Länge: etwa 240 km Reisezeit: ganzjährig |
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Beim Frühstück am Wochenende blicke ich aus dem Fenster. Das Wetter sieht vielversprechend aus. Schon spüre ich eine leichte Unruhe in mir. Mein Motorrad ruft! Wer kann da schon NEIN sagen?
Tourenstart: A1, Abfahrt Stuckenborstel. Die ARAL-Tankstelle am Ortsanfang von Sottrum ist ein prima Treffpunkt zum gemeinsamen Start. Wir biegen an der Ampel links ab und folgen der gewundenen Straße durch die Ortsmitte, geradeaus über den Kreisel nach Otterstedt. Hier geben wir unseren Hobeln schon mal die Sporen. Die Straße fliegt unter uns dahin. Die Luft riecht herrlich frisch.
In Otterstedt kurz links, dann am Ende der Straße rechts nach Steinfeld an weiten Feldern vorbei und durch kurze Waldstücke. Die Kurven machen Spass. In Steinfeld biegen wir links ab auf eine schmale, kurvige Straße, die auch bei Radlern beliebt ist. Ich öffne meinen Helm einen Spalt und atme tief durch.
In Kirchtimke geht es rechts über Badenstedt nach Zeven. Kurzer Stopp am Benediktinernonnenkloster aus dem 12.Jhdt., von dem nur noch die Klosterkirche (eine damals noch unübliche Feldsteinkirche) und ein Teil des ehemaligen Zellengebäudes stehen. Vom Kirchturm der St.-Viti-Kirche aus, vor der wir stehen, nahm Carl Friedrich Gauß 1824/25 trigonometrische Landesvermessungen im Auftrag des Königs von Hannover vor.
Etwas weiter in Heeslingen halten wir uns links nach Meinstedt. Diese kurvige Nebenstrecke läßt sich flüssig fahren. Über Sassenholz, Bohnste, Wense und Oersdorf treffen wir schliesslich wieder auf die Hauptstrecke nach Harsefeld und Stade.
Die Stader Innenstadt mit ihren historischen Fachwerkhäusern ist unbedingt sehenswert. Aber dafür sind wir heute zu spät gestartet. Vielleicht nächstes Mal! Heute machen wir nur eine kurze Kaffeepause am Salztor gleich neben der Schleuse, trinken einen Cappucino vor dem Bistro vom Cinestar und schauen auf die Boote auf dem Burggraben hinunter.
Weiter geht es in Richtung "Altes Land".
Übrigens hat der Name nichts mit "alt" zu tun, sondern mit "Olland" (plattdeutsch), was auf die Besiedlung durch holländische Kolonisten ab etwa 1130 hinweist. Der Obstanbau im heutigen Ausmaß entwickelte sich etwa ab Mitte des 19.Jhdt.
Schier endlose Obstfelder und bildschöne Fachwerkhäuser mit ihren sog. "Prunkpforten" wie aus dem Bilderbuch ziehen an uns vorbei. Vorsicht, Blitzer! Endlich erreichen wir den Elbdeich und folgen ihm. Wer die Elbe hier sehen will, muss absteigen und zur Deichkrone hochkraxeln.
Aber Geduld, es ist nicht mehr weit! In Grünendeich an der Ampel vor der Klappbrücke über die Lühe fahren wir scharf links durch den Deichschart zum Bikertreff am Lühe- Anleger. Der alte Leuchtturm ist ein schöner Eyecatcher. An Wochenenden bei schönem Wetter ist hier normalerweise sehr viel los. Aber auch unter der Woche sind immer einige der Buden auf. Motorradfahrer aus der ganzen Region treffen hier zusammen. Auch Touristen, Radfahrer, Camper trifft man hier. Einige sitzen auf dem Deich und geniessen den weiten Blick bis hinüber ans andere Elbufer. Containerschiffe und Freizeitboote ziehen gemächlich auf der breiten Elbe vorbei, kämpfen sich bei Wind durch die hohen Wellen.
Tische und Sitzbänke stehen bereit. Der "Wellenreiter", ein Imbiss direkt auf dem Anleger, ist weithin bekannt. Aber mir wird auf dem schaukelnden, schwoienden Ponton sofort schlecht. Ich brauche beim Essen festen Boden unter den Füßen. An einem der Imbisswagen bekomme ich Backfisch mit Knobisoße und hausgemachten Kartoffelsalat. Sogar Crepes gibt es hier. Aber wir wollen ja noch weiter. Und ein zu voller Bauch behindert beim Moppedfahren.
Wer Imbissessen nichts abgewinnen kann, findet ein kleines Stück weiter im "Café Möwennest" an der Neuenschleuse oben auf dem Deich bei herrlichem Panoramablick vielleicht eher das passende Ambiente.
Wir folgen weiter dem Elbdeich. Die Häuschen rechts an der Straße stehen aufgereiht wie früher die Seemannsfrauen am Kai, wenn sie auf die Rückkehr ihrer Männer von See warteten. Das Alte Land ist flach, der Elbdeich vermutlich die höchste Erhebung weit und breit.
Über Jork und Königreich nehmen wir die kurvige Straße an der Este entlang nach Cranz. Hier am Estesperrwerk haben wir einen schönen Blick über die breite Elbe mit all den Segelbooten bis hinüber nach Blankenese, dem wohl schönsten und auch nobelsten Stadtteil Hamburgs. Hinter dem Sperrwerk befindet sich der Anleger einer Fährlinie, die hinüberfährt zum "Fischclub Blankenese", einem bekannten Restaurant auf einem Anleger direkt am Elbufer. Aber ein Fisch-Restaurant auf einem schaukelnden Ponton? Ups, mir wird schon wieder schwummrig. Schnell aufs Motorrad und weiterfahren!
Der Kaffee von vorhin hat seinen Existenzzyklus durchlaufen und will nun dringend zurück zur Natur. Am Estesperrwerk sind zuviel Leute. Da kommt mir etwa 1,5 km weiter ein unscheinbarer Abzweig auf eine kleine Straße hinein in die Obstplantagen gerade Recht. Das schmale 30-er Sträßchen windet sich heftig zwischen den Obstbäumen hindurch. Wir müssen aufpassen, dass wir hinter der nächsten Biegung nicht mit dem Traktor des Obstbauern zusammenbrummen und er seine Äpfel nur noch als Bratäpfel los wird. Wäre zu schade!
Nach einem letzten, scharfen Zickzack über den Sommerdeich wenden wir uns nach links in Richtung Finkenwerder. Nach ca. 500m taucht "Bundt's Gartenrestaurant" auf. Hört sich gut an! Und die vielen Autos auf dem Parkplatz davor bedeuten wohl, dass sich "so viele Fliegen nicht irren" können. Und richtig! In einem wunderschön angelegten Garten hinter dem Haus werden die leckersten Kuchen und Torten serviert. Aber es sind leider nur noch Plätze in der prallen Sonne frei. Wir vertrösten uns auf ein andermal und fahren weiter an der alten Süderelbe entlang über Neuenfelde und Neu-Wulmsdorf wieder grob Richtung Startpunkt unserer Tour. Wir verlassen das Alte Land und drehen den Gashahn wieder etwas weiter auf. Auch Fliegen ist nicht schöner!
Über Ovelgönne und Moisburg überqueren wir hinter Hollenstedt die A1 und stoßen in Tostedt wieder auf die B75. Es ist noch früher Nachmittag. Eine gutbesuchte Eisdiele rechts will uns locken. Aber ich brauche erst was Richtiges in den Magen. Wir lassen uns weitertreiben auf der B75 bis zum nächsten Ort, Wistedt. Ich folge einfach mal meiner Nase und biege links ab in ein Wohngebiet. 30-er Zone! OK, Geduld ist angesagt. Nach 600m folgen wir einfach dem Rechtsknick der Quellener Straße, die aufgrund ihrer geringen Breite keine größeren Geschwindigkeiten erlaubt. Die Gegend wird leicht hügelig, ein kleines Wäldchen nimmt uns auf. Unerwartet taucht der Hof Quellen vor uns auf, ein "Veganes Restaurant". Der Hunger hilft uns etwas bei unserer Entscheidung, es mal zu versuchen. In einem herrlichen, großen Bauerngarten finden wir einen schattigen Platz. Die Bedienung ist aufmerksam und freundlich, das Essen mit Kräutern und Gewürzen gut abgeschmeckt. Eine eindeutige Empfehlung! Ich sollte öfter mal auf meine Nase hören (riechen?).
Mit zwei interessanten Tees aus dem angeschlossenen Hofladen im Gepäck machen wir uns wieder auf den Weg, tauchen unter einer Bahnstrecke hindurch, passieren einen Schafstall. Eine idyllische Gegend hier!
Irgendwann kommen wir in Königsmoor wieder raus und gasen unsere Maschinen ein wenig an, um über Wesseloh und das obere Fintautal nach Schneverdingen zu fahren. Beim Motorradtreff Könemann haben wieder viele Biker Halt gemacht. Man sitzt überwiegend draußen vor dem Café "Shell Tankstelle" und beobachtet, wer kommt und wer wegfährt. Kuchen ist eindeutig die Lieblingsnahrung. Wir suchen uns ein schattiges Plätzchen und beobachten die anderen beim Beobachten. Aber nach einem Capuccino setzt das Kribbeln wieder ein. Ich versuche automatisch, eine passable Figur zu machen, als ich davonfahre. So'n Quatsch!
Wir cruisen durch das Zentrum von Schneverdingen und beschleunigen am Ortsendeschild wieder. Lünzen ist nicht weit. Gleich nach der scharfen Linkskurve im Ortskern gibt es auf der linken Seite das wunderschön am Mühlenteich gelegene "Café im Gartenhaus". Die aus dem dreizehnten Jahrhundert stammende Wassermühle schräg gegenüber dürfte die älteste Mühle im nördlichen Teil des Altkreises Soltau sein.
Nach einer scharfen Rechtskurve verabschieden wir uns aus diesem netten Ort und geben nach dem nächsten Ort "Grauen" (grauenvoller Name! Heisst ein Einwohner dann "Grauer"?) unserem Hobel Zunder. Bis Rotenburg lassen wir erneut Wälder, Wiesen und Felder an uns vorbeiziehen, wenden uns im Kreisel nach links auf die B215 Richtung Verden, biegen aber in Unterstedt rechts ab. Die Straße schwingt sich in elegantem Bogen über die Bahngleise und weiter am Rande der Wümme-Niederung entlang. In Ahausen biegen wir an der Kirche rechts ab nach Hellwege. Hinter der Wümmebrücke am Ortsende von Hellwege direkt in einer scharfen Rechtskurve (Achtung, Linksabbieger!) fahren wir am berühmten Gestüt Fährhof und seinen Pferdeweiden vorbei. Einige Kurven weiter haben wir wieder den Ausgangspunkt unserer Rundtour erreicht.
Pausenvorschläge:
- Kloster Zeven: Zeven, Klostergang 3. Museum (u.a. mit Gauß-Zimmer) geöffnet nur Donnerstag und Sonnstag: 14.30 -17.30 Uhr
- Koenekes Hofladen / Melkhus: Heeslingen, Zum Kreuzkamp 1, geöffnet Mai - Sept. täglich 11 - 19 Uhr
- Bistro/Restaurant Cinestar: Stade, Am Salztor, geöffnet Sa + So ab 13 Uhr, wochentags ab 15 bzw. 17 Uhr
- Fähranleger Lühe (Bikertreff): Grünendeich ("Altes Land")
- Café Möwen Nest, Yachthafenstraße 6, 21635 Jork, geöffnet Di - So: 09:00 - 18:00 Uhr
- Bundt's Gartenrestaurant + Hotel: Nähe Cranz, Hasselwerder Str. 85 (das ist noch Hamburg)
- Hof Quellen: Veganes Restaurant + Hofladen, Öffnungszeiten Do-So 10-18 Uhr. Wistedt: GPS: O 9,69915 N 53,26115
- ZTK Könemann mit Bistro "Shell-Tankstelle": Schneverdingen, Harburger Straße 52
- Café im Gartenhaus, Lünzen. Geöffnet Di-So 14-18 Uhr
- Restaurant "Ahauser Hof", Ahausen, direkt an der Kreuzung gegenüber der Kirche