Eine Woche Motorradfahren auf Madeira. Unterwegs mit 2 BMW's (F700GS und F 800GS) über die kurvenreiche Insel. Abwechslungsreiches Wetter mit Temperaturen von ca. 4°C bis 22°C. Tolle Gegend, wilde Berge und malerische Küste.


Land / Region:
Portugal / Madeira

Charakter:
Straße - Leihmotorrad

Länge:
ca. 700

Reisezeit:
Dezember



Island of the hillclimbing roads

Kurzurlaub Madeira

Anreise

Mit Zug und Flieger geht es nach Madeira. Alles pünktlich, etwas längerer Aufenthalt im Flughafen Lissabon, aber da scheint schon die Sonne. Morgens bei annähernd 0°C in Frankfurt abfahren, am späten Nachmittag bei ca. 15°C in Funchal ankommen, ist schon schön. Weniger schön sind Regen und Wind bei der Ankunft. Doch bereits bei der Ankunft im Hotel scheint wieder die Sonne.

Sonntag, 30.11.2014

Bei gutem Wetter geht es los. Wir werden von Magoscar abgeholt, kurz im Büro die Formalitäten regeln, dann weiter zur Werkstatt. Die BMW's stehen schon draußen – beide mit Topcase (oh shit). Margitta bekommt eine F 700 GS, ich die F 800 GS. Beide Motos sind in einem guten Zustand und soviel schon vorweg – die BMW's laufen gut. Die Übergabe ist souverän. Wir fahren dann von Caixa Baxa über Camacha hinauf in die Berge. Steil und kurvenreich geht es hinauf. Das Auge schweift zwischen Bäumen, Steilhängen, Schluchten und Meer. Es ist einfach schön. Dann geht es auf kleinen Straßen und einigen Um- bzw. Irrwegen weiter Richtung Portela. Jetzt wird es richtig anspruchsvoll: schmale, teils sehr enge Straßen schwingen sich in Kehren steil die Berge rauf und runter, überall liegen Geröll, Laub und Äste, die Straßen sind überwiegend nass. In voller Konzentration fahren wir ab jetzt hier über den östlichen Teil der Insel. Die Ausblicke sind teils überwältigend, die Straßen verlangen volle Konzentration. Wir wissen nicht immer, wo wir uns gerade befinden, denn die Straßenkarte ist für die hiesigen Verhältnisse nicht genau genug.

So fahren wir auf schönsten Straßen etwas im „Reserva da biosfera de Santana“ herum, spazieren bei Ribeiro Frio ein bisschen und fahren dann über Machico wieder zurück nach Funchal. Leider überwiegend auf der Schnellstraße, da ich die kleinen, kurvenreichen Sträßchen nicht finde. Am Ende stehen zwar nur etwa 120 Kilometer auf dem Tageszähler, aber es waren schöne und anspruchsvolle „Kilometer“ Das Wetter hier ist durchwachsen, zwischen Sonnenschein, Wolken, Nebel und starken Wind wechselt es ständig. Die Temperatur bewegt sich dabei zwischen 10 und 17 °C, die Straßen sind trotz des nassen Zustandes erstaunlich griffig. Es macht höllisch Spaß. Zumal die Ausblicke genial und aufregend sind.

Montag, 01.12.2014

Nach einem recht einfachen Frühstück holen wir die Motos aus der Garage. Da die Straße recht eng und gut befahren ist, geht das nur mit einem „Aus-weiser“ - den Part übernimmt natürlich unser Vermieter. Dann geht es bei Sonnenschein los.Zunächst auf der Schnellstraße bis Ribeira Brava, dann auf die ebenfalls gut ausgebaute R104. Diese schlängelt sich dann schön kurvenreich immer die Berge hinauf. Mittlerweile haben auch die Wolken über die Sonne gesiegt, bald fängt es leicht an zu regnen. Aber die Ausblicke sind klasse. Wir fahren in den Ort Serra De Agua und geraten prompt nach einer sehr steilen Auffahrt in eine Sackgasse. Also drehen und zurück. Dann auf die R228 nach Sao Vicente. Die zieht sich kurvenreich durch die grandiose Bergwelt. Einzig die nassen, mit Ästen, Laub und Geröll übersäten Straßen zwingen uns eine ruhige Fahrweise auf. Ansonsten wären diese Straßen stiefelmordend. Selbst jetzt, unter diesen schwierigen Bedingungen, bietet der Asphalt noch einiges an Grip.

Das mit dem Regen gibt sich auch schnell wieder. Einzig der Wind bläst beständig. Oben in den Bergen recht frisch, an der Küste meist lauwarm. In Sao Vicente machen wir eine kurze Kaffeepause, genießen die herrlichen Ausblicke und sammeln am Strand ein paar Steine auf. Jetzt geht es über die R101 immer an der Küste lang bis Porto Moniz. Leider ist die alte Straße mittlerweile durch eine neue, vielfach mit Tunneln gespickte Straße ersetzt. Die alte Straße ist nicht mehr offen, der Zugang versperrt. Schade, die Streckenführung war einfach göttlich. Bei Ribeira da Janela legen wir einen ausgedehnten Fotostopp ein. Die Felsformationen hier sind einfach grandios. Dazu die schäumende Brandung – ein guter Platz.

Hinter Porto Moniz steigt die R101 in engen Kehren wieder steil bergauf. Die Kehren erinnern ein wenig an das Stilfser Joch, natürlich nicht ganz so viele Kehren, dafür ein super Ausblick über Berge und Meer. Bei Portas Da Vila biegen wir ab auf die R110, wir wollen die „Paul de Serra“ durchfahren, eine eindrucksvolle Moorlandschaft in etwa 1200 Metern Höhe. Bereits nach wenigen hundert Metern geraten wir in dichten, kalten Nebel – die Wolken haben uns wohl erreicht. Die Sicht reicht vielleicht 20 bis 30 Meter weit, ab und zu stehen ein paar Kühe auf der Straße, von der eindrucksvollen Hochebene und dem Moor ist schlichtweg nichts zu sehen. Also die nächste erkennbare Abfahrt wieder bergab. So geht es über die R210 nach Prazeres. Kaum haben wir die ersten Kehren begab hinter uns, klart es wieder auf, bald scheint auch die Sonne. In Prazeres biegen wir auf die R222, die uns bergauf und bergab in engen Kehren immer an der Küste lang wieder bis Ribeira Brava bringt. Hinter Ribeira Brava folgen wir dem Schild „Mirador“ und genießen von dort den Super – Ausblick auf die Küste. Dann geht es über die R229 genauso schön weiter. Bergauf, bergab, durch kleine Ortschaften, vorbei an Bananenplantagen immer weiter Richtung Funchal. Besonders schön noch einmal der Ort Camara de Lobos., dann tauchen wir ein in den Stadtverkehr von Funchal. Doch hier finden wir schnell den richtigen Weg und unser Hotel. Nach etwa 150 Kilometern heißt es dann: Duschen und ab in die Stadt, schließlich will der Magen auch gefüllt werden.

Dienstag, 02.12.2014

Nachdem morgens die Sonne von einem fast wolkenlosen Himmel scheint, wollen wir heute noch einmal die Fahrt über die „Paul de Serra“ versuchen. Zunächst fahren wir die kurvenreichen Sträßchen an der Küste, die wir ja von der gestrigen Rückfahrt schon kennen, lang bis Ribeira Brava. Dann erster Kaffee bei Sonne am Strand. Anschließend wieder die R104und 228 hoch. Von wolkenlosem Himmel ist jetzt aber keine Rede mehr. Nieselregen und schlechte Sicht, trotzdem biegen wir hinter Achada auf die R110. Leider nur ganz kurz, der Nebel holt uns schnell ein und dann ist auch noch die Straße durch Schilder gesperrt. Bevor ich zu einer „Lagebesprechung“ anhalten kann, hat Margitta schon gedreht, ein eindeutiges Zeichen. Also nicht auf eine eventuelle „Empfehlung“ verweisen und weiterfahren, sondern zurück. So geht es mal wieder die, ja natürlich sehr schöne, R228 bis Sao Vicente hinunter. Dann, ebenfalls wie gestern über die R101 bis Seixal. Hier fahren wir bis runter an den „Hafen“ und genießen die herrlich wilde Steinküste und die noch wildere Brandung.

Dann geht es weiter, ebenfalls wie gestern, über Porto Moniz. Jetzt bleiben wir aber auf der R101 und folgen der Küste. Was kein Fehler ist. Zwar holen uns beim Aufstieg aus Porto Moniz wieder ein paar Wolken ein, aber bei der weiteren Fahrt über die kurvenreiche Küstenstraße finden wir bald wieder die Sonne. So erleben wir eine schöne Fahrt mit wunderbaren Ausblicken über die R101 bis wir bei Prazeres wieder auf die R222 kommen. Der weitere Rückweg läuft dann ab wie gestern. So schaffen wir heute ungefähr 175 abwechslungsreiche Kilometer, bevor es ins Hotel geht.

Mittwoch, 03.12.2014

Heute soll es der nordöstliche Teil Madeiras werden. Leider geht schon der Start in die Hose. Kaum bin ich auf der Autobahn, schon habe ich Margitta verloren. Na ja, erst mal langsam bis Ribeira Brava rollen, dort warte ich an der Ausfahrt. Doch auch nach langem warten kommt kein Rehlein – ich mache mir Sorgen. Wie üblich, habe ich auch mein Handy nicht eingesteckt, also keine Kontaktaufnahme möglich. Ich drehe erst mal und fahre den gleichen Weg zurück – vielleicht sehe ich Margitta ja irgendwo stehen. Da dies auch nicht hinhaut, zurück zum Hotel. Ich komme am Hotel an, da steht Margitta auch schon mit dem Juniorchef vor dem Eingang. Nachdem sie mich verloren hat, ist Margitta nach einigem hin und Her auch zurück zur Pension gefahren, hat vor lauter Ärger auch noch die BMW einmal sanft abgelegt und jetzt die „Faxen dicke“. Heute fährt Rehlein nicht mehr.

Ich ziehe ziemlich bedröppelt ab, es geht den gleichen Weg wieder zurück und dann auch gleich weiter bis Sao Vicente. In Sao Vicente biege ich aber diesmal rechts ab in Richtung Santana. Die nächsten Kilometer an Madeiras Nordküste sind dann überwältigend. Eng, kurvenreich, kleine Tunnel – manchmal wird man dort noch von oben mit Wasser begossen (!) - und tolle Aussicht. Ab und zu biege ich auf eine der kleinen Straßen ab. So folge ich zum Beispiel der kleinen und wundervollen Straße durch Ihla, fahre die Sackgasse bis Queimadas – sehr empfehlenswert. Der Ausgangspunkt für mehrere malerische Wanderwege liegt eindrucksvoll auf 900 Metern Höhe und begeistert mit alten, Moos behangenen Bäumen. Die Auffahrt über die enge, dunkle Straße ist herrlich. Kurz danach fahre ich die nächste Sackgasse zum Pico Ruivo, mit 1862 Metern Höhe Madeiras höchster Berg, hinauf. Die Straße führt bis fast auf 1600 Meter Höhe an den Gipfel. Leider damit auch in den Nebel. Außer Nebel ist jetzt nicht mehr zu sehen – trotzdem eindrucksvoll. Dann geht es über Faial, San Roque do Faial und Porta Da Cruz wieder sehr schön an Küste und Bergen entlang bis Portela. Von hier aus geht es wieder, mit etwas hin und her nach Funchal. Dabei überfahre ich noch den Passo de Poiso mit 1400 Metern Höhe. Hier wird es ganz schön kalt, 4,5 °C zeigt das Display der BMW an. Doch mit jedem Meter, den ich an Höhe verliere, steigt die Temperatur wieder, bis auf fast 12 °C. Na bitte: Geht doch!. So rolle ich langsam über Camacha in Funchal ein. Am Ende stehe etwa 250 Kilometer für den heutigen Tag auf dem Tripmaster Ich bin jetzt nur noch gespannt, wie es Margitta geht und was sie heute so erlebt hat.

Donnerstag, 04.12.2014

Na ja, Margitta hat gestern den Tag auf dem „Monte“ im „Tropical-Garden“ von Funchal genossen und uns für Freitag gleich noch eine Whale – Watching – Tour gebucht. Aber jetzt ist sie wieder fit für eine kleine Moto-Tour. Heute geht es auf die „Ponta de Sao Laurenco“, den östlichen, kargen Zipfel von Madeira. Zunächst rollen wir auf steilen Sträßchen hinauf nach Camacha, dort nehmen wir die R102 über Joao Ferino bis Santo Antonio Da Serra. Das Wetter meint es zunächst nicht gut mit uns, es regnet. Doch bald klart es auf, die Sonne scheint wieder. Wir fahren auf der R207 und R239 hinunter nach Machico. Dann weiter auf der R109 nach Canical. Hier machen wir erst mal Pause, sitzen in der Sonne am Hafen und besuchen dann auch noch das Wal Museum. Canical ist die „Walfänger-Stadt“ auf Madeira. Hier wurden von 1941 bis 1981 kommerziell Wale gefangen und geschlachtet. Ein hartes, gefährliches und blutiges Geschäft. Heute bietet man lieber Whale – Watching an, das ist bei weitem nicht so gefährlich, kommt dem Tourismus aber deutlich mehr entgegen. Wir sparen uns das für morgen auf, besteigen lieber wieder unsere BMW's und fahren noch ein Stück die R109 entlang nach Osten an Prainha vorbei, bis die Straße dann wirklich endet. Von hier aus geht es nur noch zu Fuß weiter östlich. Wir machen aber nur eine kurze Fotopause – sowohl auf der „Nordseite“ wie auch auf der „Südseite“. Die Aussicht ist wirklich fantastisch. Den Ostzipfel sollte man sich wirklich gönnen, wenn man schon mal auf Madeira ist. Dann geht es Motorrad - technisch dem Ende entgegen. Wir fahren zurück nach Machico, dann auf die Schnellstraße und ab zur Garage von Magoscar. Auch hier wieder eine kompetente Übergabe, der Chef schaut selbst nach dem rechten und der kleine Umfaller an der BMW ist mit 20 € auf faire Weise beglichen. Wir werden wieder zurück ins Hotel gefahren – alles bestens.

Freitag, 05.12.2014

Heute morgen scheint die Sonne wieder, es ist angenehm warm. Wir spazieren runter zum Hafen und besteigen unseren Katamaran. Den teilen wir uns übrigens nur noch mit einem Paar aus Hamburg. Vier Leute bei so einer Tour, das erscheint mir nicht besonders einträglich zu sein. Wir legen pünktlich ab, schippern ein bisschen im Sonnenschein über den Atlantik, es gibt schlechtere Arten, den Tag zu verbringen. Und dann, wir haben schon fast nicht mehr daran geglaubt, tauchen Pilot-Wale und Delfine in Sichtweite auf. Ein schönes Erlebnis. Die Schiffsbegleiterin erklärt uns noch, um welche Wale und Delfine es sich handelt, der Steuermann versucht uns immer in die richtige Position zum Schauen und fotografieren zu bringen, einfach toll. Die Fotoapparate laufen fast heiß, die Ausbeute an guten Fotos ist allerdings recht gering. Bis die Wale beim Auftauchen gesichtet werden und die Linsen auf das Ereignis fokussiert werden, sind die Wale meistens auch wieder abgetaucht. Es bleibt trotzdem ein eindringliches Ereignis. Wir müssen leider viel zu schnell wieder drehen und zurück.

An Land angekommen spazieren wir noch ein wenig durch die Innenstadt, um dann noch den Monte ein Stück weit zu besteigen. Durch die engen Gassen von Funchal geht es immer steil bergauf, vorbei an alten, herrschaftlichen Häusern, die sich Straße mit teilweise auch verfallenen alten Häusern und Hütten teilen. Die guten Gebäude sind aber immer deutlich sichtbar mit der neuesten Sicherungstechnik ausgestattet. Und meistens mit Blumen, Bäumen, Bananen, Palmen und was weiß ich noch was für Gewächse garniert, echt schön. Man hat auch immer wieder einen schönen Blick auf Funchal und das Meer. Irgendwo kommen uns dann noch die „Korbschlittenfahrer“ entgegen, die eine früher gebräuchliche Transportweise jetzt zur Gaudi der Touristen weiterführen. Wir sparen uns den teuren Spaß und machen uns zu Fuß wieder auf den Abstieg in die Stadt.

So endet der Madeiraurlaub jetzt unausweichlich. Morgen geht es nach dem Frühstück zum Flughafen und dann zurück nach Frankfurt. Unterbrochen mal wieder von einer langen Pause in Lissabon – schade eigentlich!

Nur kurz zu Unterkunft und Motorrad:
Die Unterkunft (Pensao Residencial Mirasol) war preiswert, einfaches Zimmer, einfaches Frühstück, dafür Toplage am Rande der Altstadt von Funchal. Und sehr freundliche Vermieter die sehr gut Englisch und Deutsch (der Sohn) konnten und uns immer mit guten Ratschlägen unterstützt haben, wenn es denn nötig war. Das Preis- Leistungs- Verhältnis war aus unserer Sicht top.
Die Motorradvermietung Magoscar (www. Magoscar.com) ist sehr empfehlenswert. Die Motos in Top-Zustand, alles relativ neuwertige BMW's von 650 bis 800 ccm. Besitzer ist ein deutscher, von daher ist die Verständigung kein Problem. Die Abwicklung erfolgt sehr professionell. Ich hatte eine F 800 GS, das Motorrad hat mich wirklich überzeugt. Mit dem 800er Zweizylinder hat BMW ein Sahnestück von Motor auf den Markt gebracht und das Fahrwerk ist ebenfalls erste Sahne. Ein völlig unproblematisches Motorrad mit einem riesigen Spaßpotential. Einzig der kleine Tank und das meines Erachtens etwas hohe Gewicht halten mich von einem Kauf ab.


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