Fett! Mehr als Dreihundertdreißig geplante Kilometer! Also - früh raus aus den Federn und auf geht’s! Inzwischen sind wir ja geübt auf tschechischen Straßen. Aber gleich mal vorweg: bisher hab ich diese Route noch nie geschafft! Das liegt jetzt weniger an der Strecke an sich, als vielmehr am Wetter. Das hat mich immer gezwungen, Loket
... zügiger zu erreichen als mir lieb war. Diesmal wird das hoffentlich anders.
Wir starten nach einem Tankstopp bei Jicin zunächst mal auf der „16“ in Richtung Westen, eine andere Möglichkeit bietet sich zunächst gar nicht. Doch sobald diese nach Süden hin abknickt, ist es auch schon vorbei mit dem Cruisen auf mega-breiter Straße. Zügig erreichen wir auf einer unspektakulären Route Knezmost und Bakov. Ab da führt uns die panoramaarme Straße nun, gesäumt von Büschen und Bäumen, an einem Bach entlang zügig gen Westen, wobei die eine oder andere Kurve durchaus mit Vorsicht zu genießen ist. Bald erreichen wir Bela, wo wir die Bahngleise queren und links abbiegend in Richtung Katusice wechseln. Über Pluzna und Brezovice erreichen wir Rakovice, wo wir in Richtung Mseno einbiegen (unterwegs rechter Hand immer wieder schöne Ausblicke zur Burg Bezdez, die markant auf einem Hügel thront). Zu den nächsten km möchte ich nur sagen: VIEL SPASS! Es wartet eine der schönsten Strecken Tschechiens.
In Mseno geht es dann Richtung Nordosten in Richtung Duba weiter und zu Anfang scheint es mit dem Kurven-Spaß vorbei zu sein. Denkste! Die Straße taucht in einen Wald ein und kurz darauf beginnt wieder allerfeinster Kurvenspaß, der sich auf der Vorbeifahrt an einem kleinen See mit Schilf wieder beruhigt und uns ein wenig Zeit gönnt, um die einsame Landschaft zu genießen. Nur gelegentlich treffen wir auf Häuseransammlungen. Vor Duba wird es nochmal kurvig, im Ort wechseln wir auf die „260/269“ und können zunächst eine zügige Fahrt über eine Hochebene, gesäumt von Büschen und Bäumen, genießen. Wir tauchen ein in ein weites, flaches Tal, die Straße windet sich in weiten Kurven gen Westen, immer wieder geht es kurz auf und ab. In Tuhan gibt es eine erste Pause, danach muss die geplante Route nach Ustek wegen einer Straßensperre geändert werden.
Hinter Ustek geht es sanft ansteigend und schnurgerade weiter, der Blick vermag weit über die Landschaft zu schweifen. Die Straße wird schmaler und irgendwann mag mensch auch der Überlegung Glauben schenken, das muss falsch sein. Doch wir erreichen wie vorgesehen über Loveckrovice das Tal der Elbe, der wir nun gen Westen bis Usti nad Labem (Usti an der Elbe) folgen.
Hier wird es hektisch und unübersichtlich: da heißt es zusammenbleiben! Wir queren die Elbe und halten uns in Richtung Teblice/Dresden, landen auf der E442, die wir aber schnellstmöglich in Richtung Hostovice/ Stebno verlassen und uns linker Hand auf den Hügel hocharbeiten. Tolle Ausblicke sind die Folge, bald erreichen wir unseren nächsten Stopp: Dubice wo wir einen fantastischen Ausblick auf den Elbdurchbruch und auch einen duftenden Kaffee genießen können (der ist wichtig für das Folgende).
Dubice (120 km)
hoch über dem Elbdurchbruch mit tollem Ausblick auf den selbigen. Nebenan gleich in einem kleinen Restaurant haben wir die Chance uns zu stärken und/oder Getränke zu tanken.
Weiter geht’s. Bevor wir zum Kilometerfressen kommen, genießen wir noch ein wenig die teilweise aussichtsreiche Fahrt u.a. über Straßen, die es gar nicht gibt (die berühmten 30 cm), können noch die eine oder andere sanfte Kurve mitnehmen und landen schon bald auf der vierspurigen „13“, die uns nun weiträumig ein Stück an Most (ca. 68 TEw; Tagebergbaustadt) vorbei führen wird. Wir wechseln auf die „15/27“ in Richtung „Plzen“ - schöner wird’s dadurch auch nicht - bleiben dann an der nächsten Gabelung auf der ebenfalls vierspurigen „27“, die nun immerhin einige nette Ausblicke bietet, um so im Süden Most zu umfahren (man beachte die formschönen Plattenbauten rechter Hand) und in südöstlicher Richtung gelangweilt durch die Ebene zu öden.
Wir nähern uns schließlich auf der „7“ der nächsten „schönen“ Stadt: Chomutov (der Tagebergbau weiß sich auch hier gut zu verstecken), biegen aber rechtzeitig ab und erreichen den Stausee Nechranice, welchen wir auf der ca. 3 km (!) langen Staumauer queren (wer jetzt einpennt ist spätestens beim Reinfallen wieder wach). Nun ist der langweilige Teil zum Kilometerfressen praktisch geschafft (jaaaah - es gibt Alternativen … aber irgendwann wollen wir ja in Loket ankommen) - und kurz vor Kadan locken auch wieder Kurven und Panaromen werden auch geboten.
Tipp: vor der Querung der Eger anhalten und auf der Brücke nach Kadan den Foto auspacken! Herrlich!
Zeit für eine Pause in der schönen Stadt sollte aber schon sein - irgendwie muss mensch ja wieder wach werden! - ein schmuckes Städtchen ist das ja und wer einen Tipp braucht: es gibt nicht weit vom zentralen Marktplatz im Innenhof des Schlosses einen gut sortierten Weinladen, dessen Rebenerzeugnisse ausschließlich aus Tschechien - v.a. Südmähren - stammen!
Kadan (205 km)
das mit einem schönen mittelalterlichen Marktplatz, der zum Verweilen einlädt, zu verlocken weiß.
Ein wenig Ausruhen und v.a. wach werden ist auch nötig, denn nun wartet das Erzgebirge auf uns. Kurz hinter Kadan geht es auch schon los: die Straße schraubt sich in tollen Kurven und alpinem Charakter in die Höhe und dort oben angekommen bietet sich bald in einer Rechtskurve ein fantastisches Panorama, welches einen Stopp geradezu erzwingt. Vor uns liegt die ganze Ebene, welche wir gerade gequert haben, wir blicken auf Chomutov und das Kraftwerk, den Stausee, Kadan - von hier oben sieht das viel spannender aus, als es bei der Durchreise war.
Wir düsen nach dem kurzen Stopp auf dem Höhenzug entlang weiter gen Westen, genießen tolle Ausblicke nach Deutschland und schon bald den Fichtelberg mit Oberwiesenthal und erreichen zügig die Deutsch-Tschechische Grenze. Nein, keine Sorge - die Reise ist an dieser Stelle noch nicht vorüber. Wir biegen links ab und fahren zunächst auf der „25“ ein kleines Stück in Richtung Karlsbad (und nicht nach Oberwiesenthal), verlassen diese aber rasch, um noch ein wenig durch den tschechischen Teil des Erzgebirges zu fahren: auf und nieder, rechts und links, gucken, sehen, glotzen, schaun … nach Most und Chomutov darf es ruhig noch ein wenig Spaß machen und eigentlich will man ja noch gar nicht aufhören.
Kurz vor Sokolov gibt es wieder gut versteckten Tagebau und es scheint, man möchte uns das heutige Ziel zusätzlich verschönern. Wir queren die E48/“6“, ein paar Kurven warten noch auf uns und bald umrunden wir das kleine idyllisch gelegene Städtchen Loket und kommen nicht mehr raus, aus dem Staunen: ein echtes Kleinod, das da auf uns wartet!
Loket
Auf einem Granithügel, innerhalb einer fast kreisrunden Flussschlinge der Eger, liegen das Städtchen Loket und die gleichnamige Burg beherrschend über der Landschaft. Die gesamte historische Altstadt steht als Denkmalsreservation unter besonderem staatlichen Schutz. Wegen seines Stadtbildes wurde Loket auch oft als Böhmisches Rothenburg gerühmt.
Wir haben nach der Ankunft hoffentlich noch ein wenig Zeit, um beim Bummeln und Flanieren die Schönheit des Städtchens, in dem wir natürlich übernachten werden, genießen zu können. Wir haben wieder vorgebucht, diesmal im St. Florian müssen aber feststellen: geschlossen, keiner da! Guter Rat ist teuer? Der Insider weiß natürlich: das St. Florian und das markante Cisar Ferdinand auf der anderen Straßenseite gehören zusammen und so erfahren wir an der dortigen Rezeption, dass wir dort auch wohnen werden, da im St. Florian eine komplette Feiergesellschaft aus Tschechien untergebracht ist, die an dem Abend auch für entsprechende Stimmung sorgen wird. Selbstnatürlich zum vorab vereinbarten Preis. Top!
Ebenfalls vorreserviert für die ganze Gruppe: ein Abendessen im Restaurant des Cisar Ferdinand, welches mit einem Gewölbekeller liegt und mit einer hauseigenen Brauerei in Form der Kupferkessel zu glänzen weiß. Unbedingt das dunkle Bier probieren!