Schottlands „Wilder Westen“ - Von Contin über die Applecross Halbinsel zum Eilean Donan Castle und nach Kinlochleven.
Das Frühstück im "Achilty GuestHouse" ist einfach große Klasse. Bunt – frisch – herzhaft. Der Frühstücksraum - Weiß eingedeckt mit rosa Samt-Sesseln. Dazu klingt dezent amerikanische Musik aus den
Land / Region: Schottland / Schottlands Wilder-Westen Charakter: Straße, Single-track-road Länge: 320 Reisezeit: Juni |
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... 1950/60er Jahren aus den Lautsprechern. Elvis, Buddy Holly, Frank Sinatra und Johnny Cash machen das Frühstück zu einem coolen Erlebnis. Und auch unser Gastgeber trägt mit seiner freundlichen Art dazu bei, dass unser Tag fröhlich und gut beginnt.
Um 9 Uhr sind unsere Bikes beladen und wir sitzen auf. In dem Moment kommt Mr. B&B aus dem Haus und möchte noch ein Abschiedsfoto von uns schießen – cool – für uns schießt er dann gleich auch noch eins.
Zunächst geht es auf der gut ausgebauten A835 in Richtung Ullapool, die wir dann hinter Garve mit der A832 in Richtung Kinlochewe wechseln.
Der Weg dorthin führt uns, ziemlich geradlinig, immer nach Westen. Es geht am Loch Luichart, Loch a‘ Chuillin und Loch a‘ Chroisg vorbei durch ein großes weites Tal - weit entfernt liegen die wolkenverhangenen Berge.
Erst die Anfahrt auf Kinlochewe ist dann wieder spektakulär. Zwischen Berghängen und tief hängenden Wolken sehen wir den Ort unten vor uns liegen.
In Kinlochewe biegen wir nach links auf die A896 ein. Zunächst noch eine normale Straße, wandelt sie sich schon bald zu einer tollen Single track road.
Wir sind auf dem Weg in einem besonders wilden Stück Europas – an der Westküste Schottlands. Hier herrscht ein raues Klima – Sonne Wind und Regen können in schneller Folge wechseln. Dafür werden wir mit einer landschaftlichen Schönheit belohnt, die selbst in Schottland ihresgleichen sucht.
Immer wieder haben wir den 1010 m hohen "Beinn Eighe“ der Torridon Hills erst vor und später neben uns liegen – Ausblicke wie auf eine andere Welt.
In der Nähe von Torridon halten wir unseren ersten Stopp an einem blauen Holzhaus, das sich als Torridon Countryside Centre herausstellt. Dort gibt es alle Informationen zu den beliebten Wanderungen auf dem Mountain-Trail am Beinn Eighe. Die freundliche Dame im Info-Point interessiert sich sogar dafür, woher und wohin wir Biker des Weges sind :-)
Während Heike & Helmut die Umgebung erforschen, hält neben uns eine niederländische Harley-Gruppe – coole Typen. Bevor es für uns weitergeht, schießt einer der Fahrer noch ein Foto für uns – hartelijk bedankt :-)
Rechts von uns folgen noch Upper Loch Torridon und Loch Schieldaig, dann sind wir auf der Halbinsel Applecross.
Hinter Schieldaig biegt sie dann ab - die Single track road der man immer noch keine Nummer gegeben hat. Dafür hat die 38 km lange Strecke den bezeichnenden Namen „Coast Road to Applecross“.
Mittlerweile ist sie auf der gesamten Strecke mit Asphalt versehen, aber ein wenig Mut und Abenteuerlust sollte man schon mitbringen. Diese schmale, mit vielen Windungen versehene Küstenstraße - teils hoch über dem Meer – ist nicht leicht zu befahren. Zumal es ab Applecross - als einzig mögliche Weiterfahrt - nur den Weg über den Bealach na Ba-Pass gibt – Schottlands wohl schönste, aber gleichzeitig auch anspruchsvollste Straße. Als Belohnung winken unglaubliche Aussichten in einer fantastischen Landschaft.
Das Örtchen „Applecross“ besteht nur aus einer Handvoll zusammengewürfelter Häuschen, aber im „Applecross-Inn“ findet man immer ein gemütliches Plätzchen.
Wir tanken unsere Maschinen an der "Gemeinschafts-Tankstelle" von Applecross auf und bereiten uns auf die Überquerung des Bealach na Ba – des Viehpass – vor, über dessen View-Point sich diche Wolken zusammenziehen.
Nachdem wir wieder aufgesessen sind, steigen wir auf den „Bealach na Ba Pass“ hinauf. Und der ist schon ein harter Knochen.
Der grobe, brüchige Belag scheint ohne große Planierungsarbeiten auf die Landschaft aufgebracht zu sein und die Kanten sind ziemlich bröckelig und ausgefranst.
Einzigartig für Schottland sind die tollen Haarnadelkurven, die wir ja noch aus den Alpen kennen. Auch auf dem Bealach na Ba gibt es viele Passing Places, die hier auch dringend benötigt werden.
Die Strecke ist sehr schmal und zwei Fahrzeuge passen kaum aneinander vorbei. Wie auch auf anderen Single track roads klappt das Zusammenspiel mit den schottischen Autofahrern und uns auch hier wieder bestens – sehr zuvorkommend die Schotten :-)
Je höher wir kommen, umso diesiger wird es in den Wolkenfetzen durch die wir hindurchfahren – die Sicht geht teilweise nur bis zur nächsten Kehre. Was dahinter kommt ist nicht einmal zu erahnen.
Wer hier hinauf fährt sollte sein Bike schon sicher beherrschen. Niedrige Steinmauern sind für „strauchelnde“ Biker oft der einzige Schutz vor dem Abgrund.
Am View-Point auf dem Gipfel werfen wir noch einmal einen Blick zurück – und sehen in einer Wolkenlücke die „Isle of Skye“ hinter uns im Meer liegen.
Jetzt geht es an den Abstieg – und der ist im oberen Bereich schon eine große Nummer. Anfangs kann man überhaupt nicht einsehen, ob ein Fahrzeug entgegen kommt.
Erst später ist die Strecke weiter einsehbar – aber da sind wir dann schon wieder mit den fantastischen Ausblicken hinunter auf die Fischfarm Russel und den Loch Kishorn beschäftigt :-)
Nach den gewaltigen Eindrücken am Bealach na Ba geht es bei der Fahrt entlang des Loch Carrann wieder auf „Normalmaß“ zurück.
Jetzt noch die Fahrt in Richtung Loch Duich - dann liegt sie vor uns – die Highlander-Burg „Eilean DonanCastle“. Sie ist der Inbegriff der schottischen Ritterromantik. Ein Traum, einmal hier zu sein – oder :-)
Die Gefährten schwärmen aus – ich bleibe bei meiner „X“ zurück. Nur ein paar ungestörte Minuten um den großartigen Anblick auf mich wirken zu lassen – mehr brauche ich nicht.
Mystisch - Erinnerungen an "Highlander" - "Braveheart" - "Rob Roy"
Die lange Steinbrücke, die finstere Burg, die mystische Umgebung – schottischer kann Schottland kaum sein.
Bei Ratagan schweift der Blick in die Runde und bleibt an einer Gebirgsformation hängen – die „Five Sisters ofKintail“, die immer noch auf ihre Helden warten. Aber auch wir können die fünf Schwestern nicht erretten – wir haben ja leider keine Zeit für sowas :-)
Loch Cluanie, Loch Loyne, Loch Garry – es läuft richtig gut, wir kommen zügig voran.
Bei Invergarry biegen wir rechts in Richtung Fort William ab. Hier ist schon mehr Betrieb, denn alles, was nach Fort William oder Inverness unterwegs ist, kommt über die A82.
Bei Spean Bridge, am Caledonian Canal, steht vor dem spektakulären Hintergrund des „Ben Nevis-Bergmassivs“ das „Commando Memorial“.
Drei Bronzesoldaten die in die Ferne blicken – zur Erinnerung an die Britischen Einheiten des Zweiten Weltkriegs. Und im Hintergrund – Der Ben Nevis im Nebel
Bevor es weitergeht ziehen wir vorsichtshalber die Regenjacken über - Wind kommt auf, dunkle Wolken ziehen sich zusammen und es beginnt leicht zu nieseln.
Vom Memorial aus nehmen wir die wenig befahrene B8004 an der Westseite des Caledonian Canal mit seinen 8-Staustufen. Denn - was Fort Augustus hat - kann Fort William noch besser. Im spektakulären Schleusensystem „Neptune’sSaircase“ überwinden Freizeitkapitäne mit ihren Schiffen gleich acht Schleusentore hintereinander, bis sie ihre Fahrt auf dem Caledonian Canal fortsetzen können.
Nachdem wir in Fort William unsere Maschinen aufgetankt haben, durchqueren wir die Stadt auf der A82.
Im Bahnhof von Fort William startet der legendäre „Jacobite SteamTrain“ seine Fahrt an die Westküste – nicht nur für Harry Potter-Fans ein großartiges Erlebnis. Der Name Jakobite leitet sich von den „Jakobiten“ ab – lange vor Harry Potter. Ziel der Reise ist das kleine Fischerörtchen Mallaig, von wo aus die Fähre zur Isle of Skye ablegt.
Auch die West HighlandBahn fährt zweimal am Tag die Strecke Glasgow – Mallaig und zurück – dann aber mit einer Diesellock.
Gegen 18 Uhr erreichen wir „Loch Leven“. Mystisch liegt der See in Dunst und Nebel vor uns und auch unser Quartier – "Tighna Cheo" - „Das Haus im Nebel“ – hält genau das, was es verspricht.
Was in „Kinlochleven“ sofort auffällt sind die vielen Rucksacktouristen – Backpacker. Denn Rucksackwandern ist in Schottland sehr populär und der Ben Nevis und das Glen Coe sind nicht weit entfernt. Und dazu führt der beliebte West Highland Way mitten durch den Ort.
"Tigh Na Cheo". Das B&B macht einen sehr guten Eindruck und wir werden freundlich empfangen. Die Zimmer sind top, der Aufenthaltsraum ist gemütlich und Getränke kann man sich aus dem Kühlschrank nehmen.
Für unser Frühstück füllen wir schon mal einen vorgedruckten Zettel aus - dann geht es in den nächsten Pub, der nur wenige hundert Meter entfernt liegt – das schaffen wir glatt zu Fuß.
Das „The Tailrace Inn“ ist ein typischer schottischer Pub mit Dart, Billard, Musikbox und zahlreichen Einheimischen an der Theke.
Das Lager-Bier schmeckt nach dem langen Tag super und die Burger sind hervorragend – hier könnte man länger bleiben ;-)
Was für ein toller Tag - der "Wilde Westen Schottlands" hat uns sehr beeindruckt!
Aber leider verlassen wir die Highlands morgen schon wieder – doch nicht ohne spektakuläre Eindrücke vom legendären Glen Coe und dem düsteren Rannoch Moor mitzunehmen.
Gefahren: 320 km von 9:00 bis 18:00 Uhr
Fahrtrichtung der Tour: Tolle Aussichten - grandiose Passfahrt
Schwierigkeit: Passfahrt - sein Motorrad muss man schon sicher beherrschen
Einen Bericht zu dieser und weiteren Touren findest du auch im: WestwardBlog
Viel Spaß & tolle Touren wünscht HerBert ;-)