Die ersten Tage unserer Rundreise durch Schottland. Von Zuhause geht es mit Zwischstop in Nähe der holländischen Grenze zum Fährhafen IJmuiden. Von dort setzen wir über Nacht nach Newcastle über und verbringen den ersten Fahrtag mit Linksverkehr.
Land / Region: Großbritannien / Schottland Charakter: Straße/Single Track Länge: 350 Reisezeit: Mai |
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Einen Film der Tour gibt es: HIER
Wo wollt Ihr hin?
Dort regnet es doch nur? Ja, wissen wir. Und die Regenkombi ist dabei.
Und die ganze Zeit auf der falschen Straßenseite fahren? Ja, ist doch mal was Neues und nicht Alltägliches.
Wie wollt Ihr überhaupt dorthin kommen, leiht Ihr euch dort Motorräder? Nein wir haben doch welche und fahren damit.
Ihr seid verrückt.
Diese Aussagen bekamen wir (mein Mitreisender und ich) zu hören, als wir bekanntgaben das diesjährige Tourenziel wird Schottland sein.
Geplant war ursprünglich eine Tour ins Baltikum. Die Route und eventuelle Unterkünfte standen bereits, aber nach dem Besuch eines Multivisionsvortrages im kalten Januar 2017 von Erik Peters, war es geschehen. Ich muss nach Schottland.
Geplant war die Tour für Mai 2018. Dies hatte mehrere Gründe. Erstens 2 für Arbeitnehmer günstig gelegene Feiertage (Himmelfahrt und Pfingsten), statistisch wenige Midges. Diese kleinen miesen blutsaugenden Viecher. Wir haben auch nicht eine gesehen, vielleicht auch nur ein Mythos wie Nessi oder einfach nur Glück. Und Mai soll der regenärmste Monat sein. Dieser hat uns weitestgehend verschont, 2 Stunden Regen in 10 Tagen, uns wird keiner glauben das wir in Schottland waren.
Die Fähre wurde bereits im November gebucht und die Unterkünfte nach einigem Unverständnis von schottlandbereisten Bekannten auch. Ihr braucht nichts buchen, ihr findet überall B&Bs bekamen wir zu hören. Wie sich später erwies, haben wir zum Glück sämtliche Unterkünfte vorausgebucht.
Am Mittwoch vor Himmelfahrt ist es soweit. Gegen Mittag starten wir, um es bis zum Abend an die holländische Grenze zu schaffen. Die 500 Autobahnkilometer sind wie immer langweilig und die Sonne brennt im feierabendlichen Stau im Ruhrgebiet unbarmherzig. In Emmerich am Rhein beschließen wir den Tag zu beenden. Wenn das Internet auch Fluch sein kann, in diesem Fall ein Segen und kurzerhand via www.booking.com ein Hotel gesucht und den Tag frisch geduscht bei einem kühlen Blonden und kroatischem Essen beendet.
Gestärkt nach dem Frühstück nehmen wir die letzten 170 km in Angriff. Wir kehren allerdings nach 10 km nochmals um. Ein im Hotel vergessenes Handy lässt uns das Hotel nochmal aufsuchen. Nicht schlimm wir liegen gut im Zeitplan. Perfektes Motorradwetter macht die Autobahnetappe erträglich. Wie gesittet es auf Autobahnen zugehen kann, erfahren wir hier. Sechs Spuren mit 100 km/h Höchstgeschwindigkeit bieten ein entspanntes Fahren. Keine an kriegerische Handlung grenzente Fahrmanöver wie in Deutschland. Allerdings gibt es nicht wirklich viel Landschaft zu sehen.
Vorbei am gigantisch Schiphol Airport machen wir einen kurzen Abstecher nach Zaandvort. An der Rennstrecke und einem traumhaften Strand mit vielen kleinen Hütten, legen wir eine Pause ein. Nach einem stärkenden Kaffee geht es in Richtung Fährhafen nach IJmuiden.
Vorher noch schnell im Supermarkt die Seitenkoffer mit 4 Weißblechdosen mit alkoholischem Inhalt gefüllt. Gegen 14:30 Uhr reihen wir uns in die Schlange der bereits Wartenden ein. Die Zeit verkürzen wir mit Motorradfahrerkonversationen. Wir lernen 2 Jungs aus Straubing kennen, die augenscheinlich ungefähr die gleiche Tour wie wir geplant haben. Allerdings ohne Unterkünfte im Voraus zu buchen.
Nach dem Check In und nochmaligen Sortieren der Fahrzeuge und einigen Minuten die es zu warten gilt, geht’s in den Bauch der Fähre. Nach dem Verspannen der Motorräder (welches gar nicht so aufregend und kompliziert wie erwartet ist) wartet die Kabine und eine Weißblechdose mit Gerstensaft an Deck. Nach einem tollen Buffet zum Abendessen, welches wir auch vorher gebucht hatten und 2 Guinness später verschwinden wir in unserer Außenkabine und lassen uns in den Schlaf schaukeln.
Völlig entspannt und gespannt was uns morgen erwartet bringt uns die Princess Seaways auf die Insel.
Nach einem wirklich tollen Frühstücksbuffet geht das Gewusel auf der Fähre los und alle warten ungeduldig auf die Öffnung der Fahrzeugdecks.
In Newcastle von der Fähre, heißt es nochmals Warten – Grenzkontrolle. Das Prozedere vollzieht sich aber zügig und gut organisiert.
Als dies geschafft ist geht es endlich los. Die einzigen Gedanken….. links, links, links.
Mit etwas Konzentration klappt es ganz gut. Am besten man hängt sich an ein Fahrzeug mit britischem Kennzeichen. So jemanden haben wir leider nicht vor uns und der konzentrierte Blick aufs Navi leidet darunter. Wir biegen im 2 Kreisverkehr falsch ab und standen auf einmal vor dem Tunnel durch den River Tyne in südlicher Richtung. Wir wollen doch aber nach Norden. Das geht ja gut los. 2 Tunnelfahrten später steuern wir in die richtige Destination. Auch hier erstmal langweilige Autobahnkilometer und Baustellen raus aus Newcastle. Bei Morpeth biegen wir von der Autobahn und fahren herrliche Nebenstraßen mit vielen Feldsteinmauern Richtung Jedburgh zur schottischen Grenze.
Die Landschaft ähnelt noch sehr der Heimischen.
Nach einem kurzen Fotostopp am Grenzstein geht es weiter in nordwestlicher Richtung nach Falkirk.
Das Linksfahren klappt derweil recht gut und schon fast automatisiert.
Die Kreisverkehr Systematik ist genial. Vor dem Kreisverkehr wird es mehrspurig und man ordnet sich in der entsprechenden Spur ein. Ganz links, wenn man die erste Ausfahrt wieder raus möchte. Daneben die 2. Ausfahrt und so weiter. Die Einfahrten sind jeweils markiert in welche Richtung die Spur geht. Auch so etwas bekommt man im innovativen Deutschland nicht hin.
Bei Innerleiten und Peebles fängt sich auch die Landschaft an zu verändern. Es wird waldiger und hügeliger.
In Falkirk besuchen wir das Schiffshebewerk Falkirk Wheel. Eine imposante technische Anlage. Bei einer Tasse Kaffee schauen wir den Umdrehungen zu.
Danach geht es weiter nach Stirling. Das Wallace Monument und die Stirling Bridge betrachten wir aus Zeitgründen aber nur aus der Ferne. Es ist mittlerweile später Nachmittag und dunkle Wolken ziehen auf.
Und es kommt wie alle prophezeit hatten. Es regnet wie aus Kübeln. Schnell die Pelle drübergezogen und die letzten 50km bis zum Hotel Zähne zusammenbeißen.
Im Luib Hotel werden wir von 2 lustigen älteren Herren empfangen. Die anfängliche Angst den schottischen Akzent nicht zu verstehen, ist schnell verflogen. Es gab keinerlei Verständigungsprobleme.
Sie meinen: Was man von der Straße nicht sieht kann man nicht klauen, also parkt die Mopeds hinter dem Haus. Wir finden dies zwar übertrieben hier in dieser Einsamkeit, nehmen das Angebot aber trotzdem gern an. Wie sich zeigt gibt es auch hier oben Halunken. Die 2 Biker aus Straubing sollten wir eigentlich auf der Heimfahrt an der Fähre wieder treffen. Allerdingst wird nur einer am Fährhafen stehen. Dem Anderen wurde am letzten Abend die KTM vor dem Hotel geklaut.
Das Problem: Hinter dem Haus, nasse Wiese mit ausgefahrenen Schlammspuren. Wir fühlten uns mit unseren voll bepackten Bikes wie Teilnehmer der GS Trophy, nur das wir keine Offroadprofis sind. Aber wir haben es sturzfrei hinbekommen. Die Motorräder sehen anschließend aus wie nach der Teilnahme an der Trophy. Wenn es die Nacht durchregnet, wie kommen wir morgen von der Wiese runter ………?? Egal wir lassen die nun mit 5kg Schlamm beladenen Motorräder erstmal ruhen und gehen auch zum gemütlichen Teil über.
Heiß duschen von außen und anschließend kalt „duschen“ von Innen mit Caledonia Best (leckeres Ale, dies wird unser Favorit).
Glücksselig fallen wir in unsere Betten. Der massiv trommelnde Regen lässt uns und der doch in den Knochen steckende Anreisetag schnell entschlummern. Am Samstag wachen wir mit einer Überraschung auf.
Einen Film der Tour gibt es: HIER