Die Rundfahrt beginnt im rheinhessischen Siefersheim (oder „Sieverschem“, wie die Eingeborenen sagen). Warum gerade da? Weil das kleine Weindorf der Mittelpunkt der ersten 25 Lebensjahre des Autors dieser Zeilen war. Und damit sei hier auch ein Grund für die Streckenwahl verraten: nach bald 3 Jahrzehnten der Abwesenheit wurde es Zeit, die
Land / Region: Deutschland / Rheinland-Pfalz Charakter: Landstraße Länge: 292 Reisezeit: März-Oktober |
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... eine oder andere Straße unter die Räder zu nehmen, die der Autor Anfang der 80er Jahre mit einem Mofa Marke Kreidler Flott abgeritten hat (nein, keine „Florett“, sondern ein grottenhässliches, aber absolut zuverlässiges 3-Gang-Mofa, das mir die beiden Jahre und über viele 1000km bis zum Autoführerschein die Treue hielt). Wer aus dem Norden anreist, kann dies natürlich wunderbar mit einer Rheintour verbinden. In Siefersheim gibt es Übernachtungsmöglichkeiten. Wer mag, kann in einem der Weingüter übernachten. Das hat den Vorteil, daß man am Vorabend „noch e paar Schöppscher dringe" kann.
Siefersheim liegt in der sog. „rheinhessischen Schweiz“. So heißt die Hügellandschaft, die für diesen Teil von Rheinland-Pfalz charakteristisch ist. Die Rundfahrt führt von Siefersheim zunächst in die „alte Welt“. So heißt die Demarkationslinie im lokalen Sprachgebrauch, die für Urtümlichkeit und für „da ist die Zeit stehengeblieben“ steht. Die „alte Welt“ fängt jenseits von Hof Iben an und zieht sich in Richtung Donnersbergkreis. Und in der Tat – folgt man dem Verlauf der Route, kommt man durch viele kleine, sehr schöne Dörfer, und die Landschaft erweckt den Eindruck, als ob dort die Zeit stehengeblieben ist. Die Fahrt geht abseits der Bundesstraße über Gaugrehweiler, Becherbach und Meisenheim nach Kirn. Von da aus geht es auf die Höhen des Hunsrücks durch Feld und Wald; es geht durch viele Kurven und durch viele wunderbare Landschaftsabschnitte. Kurz vor Kleinich kreuzt die Route die Hunsrückhöhenstraße. Wer mag, kann darauf auch ein paar km entlangfahren. Ca. 8km nach rechts auf der HHS gefahren findet man eine Gelegenheit zum Tanken. Das sollte man auch nutzen, denn Tankstellen sind auf ¾ der Route eher selten gesät. Von Kleinich aus geht es über Irmenach und Starkenburg mitten in die historische Altstadt von Enkirch. Achtung: hier besteht definitiv die Gefahr, sich richtig in den engen und mit viel Höhenlage und -unterschied gesegneten Sträßchen (tw. mit Kopfsteinpflaster) zu verfahren. Tip: immer in Richtung Mosel zielen, dann kommt man irgendwie unten an. Hinter Burg fährt man über die Moselbrücke nach Reil. Nun setzt ein erster toller Serpentinenabschnitt ein. Wer nicht aufpaßt und „im Flow“ ist, der läuft die Gefahr, den Abzweig nach Alf-Fabrik zu verpassen und die B49 weiter hochzublasen. Nicht schlimm, einfach umkehren und mit Schwung wieder zurück. Auf kurvenreichen und landschaftlich sehr reizvollen Straßen geht es weiter bis nach Cochem. Die Bergabfahrt ist bzgl. gebotenen Panoramen sensationell; es empfiehlt sich, unterwegs anzuhalten und die Kamera zu zücken. Nach Passieren der Moselbrücke in Cochem wird es gleich in Valwig richtig spannend. Bitte nicht die Bergauffahrt in der Mitte von Valwig verpassen. Nun heißt es aufgepaßt: wer jenseits des Stilfser Jochs richtig enge und anspruchsvolle Spitzkehren sucht, der wird hier fündig – zumindest auf den ersten beiden km. Die Straße ist so eng, daß sie nur von einem Auto befahren werden kann. Gegenverkehr in der Kurve schafft neue Herausforderungen. Aber der Ausblick ist sensationell! Bei Treis-Karden begegnen wir der Mosel zum letzten Mal. Nun geht es gute 15km durch ein langes, sehr kurviges Tal nach Mittelstrimmig und von dort langsam wieder hinauf auf die Höhenzüge des Hunsrücks. In Dickenschied empfiehlt sich ein kurzes Innehalten im Gedenken an Paul Schneider, den „Prediger von Buchenwald“. Wer mehr über diesen evangelischen Pfarrer wissen möchte, der seine Glaubenstreue im 3. Reich mit dem Leben bezahlte, dem sei das Buch „Paul Schneider – Der Prediger von Buchenwald“ an dieser Stelle empfohlen.
Nun geht es relativ zügig in Richtung Bad Sobernheim und von dort über Waldböckelheim und Weinsheim nach Bad Münster am Stein Ebernburg. Wer sich die Zeit nehmen möchte, dem sei ein Gang ins Salinental empfohlen. Gut für Atemwege und das allgemeine Wohlbefinden. Über Bad Kreuznach, Hackenheim und Wöllstein geht es dann wieder zurück nach Siefersheim.
Abschließend: die geschilderte Route läßt keine Zeit für Sight-Seeing. Wer sich dafür Zeit nehmen möchte – und es gibt definitiv viel zu sehen auf der Strecke – der sollte 2 Fahrtage einplanen. Im übrigen gehören einige Straßenabschnitte auf touristischen Routen – etwa der Deutschen Limes-Straße, der Moselschiefer-Straße und natürlich die Hunsrück-Höhenstraße (die wir aber nur kreuzen).