Genug gefaulenzt? Eigentlich ja nicht, aber wir wollen nach drei Nächten im Golsfjellet aufbrechen, um uns vor dem aufziehenden Schottischen Sturmtief noch weiter in den Schutz der Berge zu verkriechen. Zur Erinnerung: unser ursprünglich geplantes Ziel, die Insel Runde, ließen wir im Westen liegen, weil sich dort Windgeschwindigkeiten von


Land / Region:
Norwegen / Jotunheimen

Charakter:
Asphaltstraße

Länge:
270 km

Reisezeit:
Mai - September



... 120 km/h ankündigten.

Aber die vor uns liegende Fahrt gehört auch nicht eben zu den Langweilern, bietet doch die östlich vom mächtigen Gebirgsstock von Jotunheimen vorbeiführende R51 in ihrem etwa 130 km langen Verlauf atemberaubend schöne Hochgebirgseindrücke. Norwegens angeblich schönster Gebirgssee liegt ebenso an der Strecke, wie eine der beliebtesten Wanderungen und mit der Sjoa eines der populärsten Rafting-Gewässer.

Doch zunächst fahren wir auf der Naturstraße zurück zur schon erwähnten R51, die uns dann durch pure Einsamkeit nach Nordwesten und damit nach Fagernes führt. Eigentlich bietet das kleine Städtchen an sich ja genug, um locker einen Tag dort verbringen zu können und sich hemmungslos dem Sightseeing hinzugeben, doch uns treibt es weiter Richtung Norden, wo sich nun dunkle Wolken ankündigen.

Die Straße steigt hinter der Stabkirche von Hegge konstant an und klettert vorbei am Winterferienzentrum Beitostolen bis zur 1166 m hohen Batskar-Passhöhe an. Ein erstes großartiges Panorama tut sich auf: im Südwesten erhebt sich das Slettefjell, im Norden die Valdresflya, dahinter ist dann das Jotunheimen-Gebirge zu sehen. Beeindruckend ist auch der Anblick der blau-grün schimmernden Wasserfläche des Bygdin-Sees, der hier ca. 100 m unter uns liegt.

Noch beeindruckender wäre allerdings eine Fahrt mit der Schiffahrtsline des Bygdin-Sees, übrigens die höchste in Nordeuropa, aus der allerdings nichts wird, wir sind einfach zu früh in der Jahreszeit, die Linie hat noch nicht geöffnet. Die atemberaubend schöne Rundfahrt dauert insgesamt ca. 3 Stunden, die Linie hat von Juli bis September geöffnet.

Im weiteren Verlauf bieten sich erneut schöne Aussichten, wenn die R51 steil zur Valdresflya bis auf 1389 m ansteigt. Es geht nun durch eine herrliche Landschaft hinunter nach Maurvangen und dort auf einer kleinen Nebenstraße zum Gjende-See, dessen Landschaft zu den größten Attraktionen des Nordens und zu den schönsten Seen Norwegens zählt. Auch hier zählt eine Schiffahrt über den nur 1 km breiten und 20 km langen See, entlang an Felswänden, die bis zu 1300 m aus dem türkisfarbenen Wasser ragen, eigentlich zur Pflicht. Zumindest ein kurzer Abstecher im aufkommenden Nieselregen muss dann doch sein und so nebeinbei einen warmen Kaffe einführen ist nicht eben eine der schlechteren Ideen.

Weiter geht es an Bessheim vorbei hinein in das wilde Skodal wo Randsverk der Ausgangspunkt für das oben erwähnte Rafting auf der Sjoa ist. Über Vagamo gelangen wir nun nach Otta, mit 2500 Einwohnern das Zentrum des nördlichen Gudbrandsdals. Alpine Akzente setzen hier im Osten das Rondanemassiv, im Norden das Dovrefjell und im Westen ist Jotunheimen nicht weit.

Wir fahren nun die E6 weiter nach Dombas, dem Eingangstor zum Dovrefjell. Das durchweg waldlose und durch zahlreiche Moorflächen geprägte Bergmassiv ist eines der größten Wildnisgebiete des Nordens und gilt als letztes intaktes Hochgebirgsökosystem Europas. Außerdem ist es die Heimat einiger Moschusochsen und hat gewissermaßen den Rang eines Nationalheiligtums: "Einig und treu werden wir sein, bis das Dovregebirge einstürzt", gelobten die Väter der norwegischen Verfassung.

In Furuhaugli mieteten wir uns für erneut drei Nächte ein, die mit die windigsten und kältesten der gesamten Reise wurden. Bei Windgeschwindigkeiten von 20 m/s kühlte es des Nachts bis auf -2° ab, die Ausläufer des Sturmtiefs an der Küste machten sich deutlich bemerkbar.

Das Dovrefjell ist eine großartige Hochplateau- und Tundralandschaft mit einer einzigartigen Tier und Pflanzenwelt, unter anderem bereits erwähnte und nach der letzten Eiszeit auf dem europäischen Festland ausgestorbene Moschusochsen. Diese mit der Ziege verwandten urtümlichen Tiere werden bis zu 2,5 m lang und 400 kg schwer. Im Rahmen von Führungen (Tipp: Maglahaupe Camping; der Eigentümer weiß immer, wo welche sind und spricht außerdem sehr gut Deutsch) oder auch individuellen Wanderungen kann man die wiederkäuenden Paarhufer beobachten (Aber Vorsicht! Abstand halten!). Ein guter Ausgangspunkt ist hierfür die kleine Schutzhütte am Viewpoint Snøhetta, die zudem fantastische Ausblicke über das Dovrefjell und das Bergmassiv bietet.

Als weiteres Ausflugsziel bietet sich der Magalaupet an, eine kleine Felsklamm, etwa 100 m lang und 1,5 m eng, durch die sich der Fluss Svåne tosend zwängen muss. Vorsicht ist aber auch hier geboten: die Klamm ist nicht gesichert und die Felsen auch mal gerne nass und glitschig.


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