Eine viertägige Tour durch den Südosten unserer Republik.
Land / Region: Deutschland / Brandenburg Charakter: Straße Länge: 1000 Reisezeit: Juni |
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Nachdem in 2019 aus Zeitgründen nur eine Wochenendtour nach Rothenburg ob der Tauber drin war, sollte es dieses Jahr an Pfingsten wieder eine mehrtägige Tour werden. Denn das Schöne kann ja nicht lang genug währen.
Das Ziel heißt Friaul. Ich kenne diese Gegend gut, da ich schon öfters dort war, nur noch nie mit dem Motorrad.
Diese Gegend schien mir perfekt. Sie vereint Kultur, Berge, Meer und Vino. Die Unterkunft bei Freunden war klar gemacht und das Routenprogramm mit Basecamp schnell erstellt.
Doch dann hört man in den Nachrichten in Italien nichts mehr von La dolce Vita, sondern von La Corona. Damit war jegliche Planung hinfällig. Und es war unklar, ob wir überhaupt eine Tour unternehmen. Das öffentliche Leben wird auch in Deutschland auf eine schwere Probe gestellt.
Da kam die zumindest erfreuliche Nachricht, am 25. Mai werden in Deutschland die Hotels wieder öffnen. Das neue Ziel heißt Mosel. Dort war ich auch noch nie, und vielen Berichten zufolge ist es dort wunderschön. Es bleibt gut eine Woche zur Planung.
Also ranhalten. Ich durchwühle meine gesammelten Tourenfahrerzeitschriften und viele Berichte über diese Region. Dann fiel mir ein Heft in die Hände, auf dessen Cover stand ganz groß Berlin/Brandenburg. Dies erregt mein Interesse, da mir diese Gegend als Biker Region nicht bekannt ist. Ich war mit meinen Eltern als Kind sehr oft im Urlaub dort. Berge, Kurven, tolle Strecken? Wahrscheinlich Fehlanzeige. Aber Ruhe, Einsamkeit, Wasser und Unentdecktes dafür umso wahrscheinlicher.
So kam die Idee einer Rundstrecke durch den Osten unserer Republik zu unternehmen. Es steht fest. Wir fahren nach Brandenburg, anschließend über den Spreewald und das Elbsandsteingebirge zurück durch das Erzgebirge. Meinem Flügelmann sind das Ziel und der Routenverlauf zum Glück immer egal. Ich plane er, er folgt.
Veranschlagt sind 4 Tage. Die Unterkünfte buche ich via Booking mit Stornierungsmöglichkeit. Corona macht halt so einiges unplanbar.
Aber alles geht gut. Pfingstmontag geht es bei bombigen Wetteraussichten los. Wenigstens das Wetter lässt sich von Corona nicht beeinflussen. Bei wenig Feiertagsverkehr geht es Richtung Norden entlang der B2. Nach Leipzig erreichen wir die Dübener Heide. Die B2 durch die Dübener Heide lässt sich herrlich fahren, es geht zwar vorwiegend geradeaus, aber landschaftlich ein Genuss.
Kurz hinter Bad Düben der erste Zwischenstopp im Holzskulpturenpark. Hier stehen auf einer Wiese Kunstwerke aus Holz. Der Besuch ist kostenlos und da nicht weit weg von der Route, doch lohnenswert. Von hier ist es nicht weit nach Wittenberg. In der Lutherstadt lohnt der Besuch des 360 Grad Panorama von Assisi. Die Innenstadt selbst lohnt ebenso einen Besuch. In einem der vielen Straßencafés stärken wir uns. Nach einem kleinen Verdauungsspaziergang zur Schlosskirche, an die Luther seine Thesen verewigte, wird es Zeit die Motorräder wieder zu satteln. Wir brauchen Fahrtwind, die Temperaturen sind mittlerweile mehr als angenehm.
Weiter der B2 folgend war der nächste Stopp: Beelitz Heilstätten. Ein riesiges ehemaliges Sanatorium für Tuberkulosekranke . Die meisten Gebäude sind verfallen und von der Natur zurückerobert. Aber ein morbider Charme geht auf alle Fälle von Ihnen aus. Man kann Teile der Anlage von oben betrachten. Hierzu besucht man den Baumwipfel Pfad. Aufgrund von Kontakbeschränkungen, heißt es Anstehen. Aber es lohnt sich. Nun ist es nicht mehr weit nach Lehnin. Dort übernachten wir im Hotel Markgraf.
Angekommen, erstmal raus aus der warmen Biker Kluft und nach einer Erfrischung von außen, ab in den Biergarten und von innen erfrischen. Krönender Abschluss ist das Abendessen mit, natürlich Beelitzer Spargel.
Der nächste Morgen beginnt mit einem Frühstück ohne Buffet dafür mit Bedienung, mal was anderes. Und auch nicht schlimm.
Die Temperaturen sind schon gegen 8:30 Uhr leicht erhöht.
Unser erster Stopp ist der Dom in Brandenburg an der Havel. Wir haben ihn uns etwas imposanter vorgestellt. Und da wir bis zur Besichtigung noch eine halbe Stunde hätten warten müssen, beschließen wir weiterzufahren. Denn die Temperaturen klettern mittlerweile so wie die Corona Zahlen
Raus aus der drückenden Hitze der Stadt, fahren wir kleine schmale Straßen durch bewaldetes Gebiet. Natur pur und so gut wie kein Verkehr. Wir fühlen uns ein bisschen wie in Schottland. Singletracks in der Einsamkeit der Natur.
Gegen Mittag überkommt uns ein leichter Hunger. Gar nicht so einfach in den kleinen Dörfern am Wegesrand eine warme Mahlzeit zu finden. Am Bahnhof von Pritzerbe schließlich finden wir eine Imbiss - Mannis Feldküche. Erst etwas skeptisch bestellten wir Erbsensuppe aus der Gulaschkanone. Die Suppe ist spitze. Den Kaffee gibt es kostenlos dazu. Gestärkt gaben wir unser schattiges Plätzchen den Nächsten frei. Denn die 4 Tische die es gab waren im Nu gefüllt. Mannis Feldküche, ein kulinarischer Geheimtipp.
Über viele kleine Nebenstraßen erreichen wir den Wannsee am westlichen Ufer. Diesem folgen wir bis Berlin. Eben noch in der verwunschenen Natur, verschluckt uns der Moloch mit Feierabendverkehr und Gewusel. Schnell wieder Richtung Süden abbiegen, um dann am östlichen Ufer des Wannsee zum Grunewaldturm zu gelangen. Den Aufstieg sparen wir uns bei 30 Grad Celsius. Dafür gönnen wir uns ein alkoholfreies Hefeweizen im Café am Fuße des Turms.
Nicht weit von hier befindet sich der Biker Treff Spinnerbrücke, natürlich müssen wir dahin. Hier gibt es noch einen Nachmittagskaffee. Selbst mitten in der Woche ist hier doch einiges los.
Geplant war eigentlich über die Glienicker Brücke zurück über Schloss Sanssouci ins Hotel zu fahren.
Da aber die Tochter meines Reisekumpans in Berlin wohnt und man sich selten sieht, haben wir uns kurzerhand zum Grillabend eingeladen. Das Problem, wir müssen im Berufsverkehr vom Westende der Stadt zur Wuhlheide, also östlich gelangen. Was soll´s wir nehmen die Autobahn und damit einen kleinen Umweg in Kauf und hoffen den Berufsverkehr mehr oder weniger zu umgehen. Es klappt weitestgehend.
Wir werden herzlich empfangen und verköstigt. Nach 2 Stunden brechen wir wieder auf und fahren zum Hotel zeitsparend die 60km zurück via Autobahn. Noch schnell 2 Kühle Blonde an der Tanke gekauft, und ab in den Seitenkoffer. Die gönnen wir uns nach Ankunft im Hotel. Denn mittlerweile ist es 21 Uhr und das Restaurant leider schon geschlossen.
Es ist 9 Uhr und die Sonne brennt schon erbarmungslos, als wir die Motorräder satteln und entlang der Spargelfelder Richtung Südosten fahren. Die Straßen sind mit denen von gestern verglichen überlaufen. LKW Kolonnen und eine Menge Pkws. In Wünsdorf verlassen wir die Bundesstraße und fahren über kleine Nebenstraßen immer weiter gen Südosten. In Wünsdorf gibt es eine Bunkeranlage zu besichtigen. Wir wollen aber weiter Kilometer machen. Gegen Mittag erreichen wir den Spreewald und wollen in Burg am Fließ eine Mittagspause einlegen. Die Idee hatten auch andere. Zum Essen wollen wir wenigstens sitzen, auch wenn wir dies den ganzen Tag schon im Sattel vollbracht haben. Von einem früheren Besuch war mir das Restaurant im Bahnhof bekannt. Hier kommen die Getränke mit einer kleinen Eisenbahn an den Tisch gebracht. Hier war es zwar auch sehr voll aber für uns Zwei gab es noch einen freien Tisch. Gestärkt stapfen wir in den Motorradklamotten bei gefühlt tropischen Temperaturen zurück zu den Bikes. Nach 10km bekam ich durch den Helmfunk die Mitteilung: “Sch... mein Portmonee ist weg.“ Sofortiger Stopp und überlegen wo es zuletzt war. Und siehe da, es ist als Sozius zwischen Sitzbank und Gepäckträger mitgefahren. Schwein gehabt. Solche kleinen Fauxpas während den Touren lassen uns auch Jahre später in Erinnerungen schwelgen und herzhaft lachen.
Weiter geht’s Richtung Senftenberg und dann über herrliche Nebenstraßen Berg und Tal nach Bautzen. Eine wunderschöne Stadt, die einem von weitem schon mit ihren Türmen empfängt.
Schnell in die zentrumsnahe Unterkunft und die Stadt nach per Fuß unsicher machen. Auf dem Markt, lassen wir den Abend bei gekühlten Getränken und leckerem Essen ausklingen.
Der Tag der Heimreise ist von Schlechtwettervorhersage überschattet. Als wir gegen 9 Uhr starten ist der Himmel aber nur bewölkt.
Wir fahren südwestlich nach Rathen im Elbsandsteingebirge, eine herrliche Gegend, aber auch dementsprechend verkehrsreich gut besucht. Unterhalb der Festung Königstein biegen wir Richtung Erzgebirge ab und steuern Olbernhau an. Dort wohnen Biker Freunde von uns die wir überraschen wollen.
Da wir einige Tage zuvor telefonierten und über unsere Tour sprachen, ahnten Sie natürlich unseren Besuch. Die Mittagsversorgung war gesichert.
Als wir aufbrechen regnet es in Strömen. Das stört uns aber zum Glück nicht. Einfach einen Gang runterschalten und trotzdem Motorradfahren genießen. Zumal wir die 3 vorhergehenden Tage so tolles Wetter hatten
Es ist nicht mehr weit bis nach Hause und das Wetter meint es doch noch gut mit uns und wir erreichen ohne Regen die Heimat.
Fazit: Natürlich klingt es immer abenteuerlich und aufregend, wenn man anderen berichtet. Wir waren mit dem Motorrad in Schottland, Italien, Österreich…. So weit weg wart Ihr? Wie ist es dort? Toll, da will ich auch mal hin. Diese Kommentare erntet man dann. Aber, man sollte den Blick auch mal in der Nähe schweifen lassen. So bescherte uns Covid19 eine wunderschöne Tour durch die östlichen Bundesländer. Und auch hier fühlt man die Freiheit des Motorradfahrens und erlebt tolle Landschaften. Und man kann berichten. Soweit weg ist das gar nicht. Es ist wunderbar dort. Fahrt doch einfach mal hin und überzeugt euch selbst.
Wir sind in den 4 Tagen insgesamt ca. 1000 km gefahren. Die Nebenstraßen sind so gut wie gar nicht befahren. Natürlich wird es in der Peripherie von Städten wir Brandenburg, Berlin, Bautzen etwas belebter.