Andreas aus unserer Biker-Gruppe hatte die Idee, die Fehnlandschaft per Motorrad einmal zu erkunden. Sofort schossen mir Bilder in den Kopf - Kilometer lange, schnurgerade Straßen und öde, flache Gegenden.
Das Wort "Fehn" stammt aus dem niederländisch (Veen) und bedeutet Moor. Fehnorte sind Ansiedlung an ins Moor getriebener
Land / Region: Deutschland / Niedersachsen / Ostfriesland Charakter: Straße Länge: 255 Km Reisezeit: März - Oktober |
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... Entwässerungskanäle auch Wieken genannt, In der Vergangenheit waren sie schiffbar; die größeren sind es heute noch und werden von Freizeitschiffern gerne befahren. Die Häuser entlang der Kanäle gleichen Perlen, aufgereiht an einer Schnur. Der Hauptkanal diente hauptsächlich der Moorentwässerung. In zweiter Linie aber auch als Transportweg, auf dem mittels Torfkähne der abgebaute Torf abtransportiert und auf dem Rückweg Versorgungsgüter zugeführt wurden. Von diesen Hauptkanälen wurden häufig Seitenkanäle angelegt.
Trotz des negativen Kopfkinos setzte ich mich an den Rechner und arbeitete per Routenplaner eine Tour aus, die wir dann im Juni angingen.
Mein, und nicht nur mein Fazit vorweggenommen: „Es hat sich gelohnt“.
Schnurgerade Straßen mit scheinbar nicht endenden, sehr malerischen Ortschaften entlang der Kanäle mit den typischen Brücken: „Ja“.
Flache Moorlandschaften: „Ja“.
Öde und uninteressant: „Mit nichten“.
Der Wetterbericht verspricht uns einen schönen, sonnigen Tag mit Temperaturen bis 26°. Aufgrund der 255 Km, die vor uns liegen, treffen wir uns um 08:30 Uhr an der Tankstelle Atenser-Allee in Nordenham. Die Bikes werden nach- / aufgetankt (ich fuhr auf der Anfahrt schon auf Reserve), kurzer Small-Talk und dann begibt sich die Vierergruppe auf die B212 in Richtung Brake.
In der Ortschaft Ellwürden verlassen wir die Bundesstraße. Über Nebenstraßen den Jadebusen streifend, den kleinen Fluss Jade in der gleichnamigen Ortschaft kreuzend, am Rhododendron Park zwischen den Ortschaften Spohle und Linswege vorbei, steuern wir Westerstede an.
Westerste hat einen wunderschön angelegten Marktplatz direkt an der Kirche. Der Glockenturm der Kirche hat, wie der “Schiefe Turm von Pisa“, eine Schräglage.
In Westerstede biegen wir links ab auf die L820, wechseln in Godensholt auf die L829 in Richtung Barßel, wo wir im Hafen einen ersten Zwischenstopp einlegen.
Wir unterhalten uns mit drei Biker aus Oldenburg, die auf ihrem Wochenendtrip in die Niederlande hier ebenfalls “rasten“.
Zwischenzeitlich ist es 11:00 Uhr und wie kann es anders sein kommt von Hansi die Frage auf: „Wann und wo wollen wir denn Mittagessen?“ „Gemach, gemach.“ antworte ich: „Habe da was in der Planung.“
Damit Hansi nicht vom Fleisch fällt und er seine 1250 GS auch weiterhin noch “stemmen“ kann, schwingen wir uns wieder auf die Motorräder und fahren über Strücklingen, vorbei an der Marinefunksendestelle und dem Naturschutzgebiet “Esterweger Dose“ entlang dem Bach “Burlage“ nach Westrhauderfehn.
Von hier aus steuern wir über Collinghorst und Backemoor auf der K20 in Richtung Leer. Zwei Kilometer hinter Backemoor biegen wir rechts ab in den Trappenweg.
Der Trappenweg führt direkt nach Amdorf. Die Besonderheit daran ist, dass man die schmalste Autobrücke Europas (lt. Google Map) passiert. Das Befahren der Brücke wird per Ampelanlage geregelt.
In der Ortschaft Amdorf angekommen, geht es dem nächsten Highlight entgegen. Nach etwa einem Kilometer endet die Straße am Anleger der Püntefähre.
Pünten sind flache Holzkähne ohne Motorantrieb. Als Fähre werden sie per Hand gezogen.
Auf der gegenüberliegenden Seite, direkt am Fähranleger befindet sich der Gasthof “Pünte“. Ein sehr schön gelegenes Lokal, urig eingerichtet, toller Außenbereich und dem Wichtigsten: Super Speiseangebot und überaus freundlicher Bedienung (also alles nach Hansi´s Geschmack).
Nach einer ausgiebigen Mittagspause geht es dann weiter; vorbei an moorigen Wiesen, entlang etlicher Kanäle und durch schön angelegte Dörfer deren Ortsname auf Fehn enden.
In Marcardsmoor überqueren wir den Ems-Jade-Kanal und verlassen die Fehnlandschaft in Richtung Nordsee.
Auf dem Weg zu unserem nächsten Etappenziel passieren wir die Stadt Jever, die uns mit dem typischen Braugeruch eines bekannten Gerstensaftes willkommen heißt. Von hier aus führt uns die L812 direkt nach Hooksiel einem alten Fischerdorf mit Sielhafen.
Bevor wir von hier aus über Wilhelmshaven und Varel zum Ausgangspunkt Nordenham aufbrechen, gönnen wir uns in einem netten italienischen Straßencafé einen Eisbecher. Dabei lassen wir die bisherige Tour noch einmal Revue passieren und besprechen Ziele für die nächsten Tagestouren.