Korsika, Corse, Aleria, Vivario, Pont de Vecchio, Col de Sorba, Defile des Strettes, Defile de L´inzecca, kurvenfegerin, utzel
Land / Region: Frankreich / Korsika Charakter: Straße in gutem Zustand Länge: 100 Reisezeit: April bis Oktober |
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Korsikas Traumstraßen sind ja weithin bekannt, aber ich möchte euch eine Route vorstellen, die wohl nur wenige kennen. Ausgangspunkt ist Alèria an der Ostküste.
Die Ostküste ist ja ziemlich flach und hier findet man die einzigen Straßen der Insel, die kurvenfrei sind – mal abgesehen von den Kreisverkehren in den Ortschaften.
Trotzdem kann man von hier schöne Touren ins Landesinnere unternehmen und abends sitzt man wieder am langen Sandstrand in einem netten Lokal. Wir haben eine Woche in Aléria auf dem Camping Marina d´Aléria gewohnt, der übrigens auch ein gutes Restaurant hat. Von hier sind wir durch die Castaniccia gestreift und in Corte die tolle Wanderung an den Lac de Melo gemacht.
Und wir haben eine Tour gemacht, die ich euch hier vorstellen möchte:
Zwischen dem alten Aléria und der N 200, die einen schnell nach Corte bringt, fahren wir auf die D 43. Zuerst parallel des Flusses Tavignano, wo die Straße noch unaufgeregt durch Felder und Äcker verläuft. Hinter Campo al Quercio knickt die D 43 nach links und verlässt das Tal des Tavignano. Die kleine Straße, die keinen Mittelstreifen zulässt, steigt stetig an und erste Kurvenszenarien folgen. Es sind solche Kurven, die man in gleichmäßigem Tempo schwungvoll meistern kann. Herrlich, so von links nach rechts zu schwingen. Es ist wenig Verkehr – trotzdem muss man aufpassen. Denn wenn einer entgegenkommt, dann in der Kurve.
In Antisanti hat man Gelegenheit den ersten Streckenabschnitt zu bejubeln und einen letzten Blick auf die Küstenlinie zu werfen. Kurz darauf kommt der unscheinbare Col der Sbiro auf 730m. Wir bleiben auf der Höhe. Ziegen und Kühe dürfen auf der D 43 nicht fehlen. Wenigstens haben sie Respekt vor uns und weichen zur Seite.
In Höhe von Vezzani verlassen wir die D 43 und wechseln auf die D 343 Richtung Muracciole und Vivario.
Am Col d´Erbajo auf 920 m befinden wir uns in einer ganz anderen Landschaft. Dichter Kiefernwald umgibt uns und erinnert uns an den Schwarzwald. Der Straßenbelag ist hervorragend. Die Straße ist zweispurig mit Mittelstreifen.
Dann wird es wieder karger, felsiger. Die Straße am Abgrund. Kilometerweite Blicke auf andere Hügel und Berge. Was für eine geile Insel. Was für ein Panorama!
Vor Muracciole kann man die alte, stahlhaltige Eisenbahnbrücke Pont du Vecchio von Gustave Eiffel sehen, die an der N 193 bei Vivario zu finden ist. Da fahren wir auch erstmal hin, denn sie ist mit der alten Straße ein schönes Fotomotiv. Es lohnt auch ein kleiner, steiler Fußmarsch runter zum Fluss, der kleine Becken bildet, in denen man seine heiß gewordenen Motorradstiefelfüße erfrischen kann. Außerdem ist das Motiv von hier unten das Beste.
Wir fahren wieder zurück durch Vivario über die N 193 Richtung Ajaccio. Oberhalb von Vivario findet man einen Rastplatz mit einem schönen Blick auf den Ort und die graue Schlangenlinie der N193 auf ihrem Weg nach Venaco. Auch hier ist die Straße neu und ordentlich breit ausgebaut. Hervorragender Asphalt.
Wenig später verlassen wir die N 193. Biegen links ab auf die D 69 zum Col de Sorba. Auch hier neuer Asphalt. Ein Gedicht für die Reifen und das Kurvenspiel, das bald folgt. Schon von weitem kann man die Felsenwand mit ihren Serpentinen sehen, die zum Col de Sorba auf 1311 m führen. Die Glücksgefühle nehmen schlagartig zu, zumal man aufgrund des neuen Straßenbelags ziemlich gefahrlos durch die Kurven fegen darf. Tiere sind auch keine zu sehen. Und es ist einsam. Kaum Verkehr - zumindest Mitte September.
Hinter dem Col geht es wieder runter nach Ghisoni. Hier ist der Belag nicht mehr so frisch, aber immer noch gut. Eigentlich wollten wir in Ghisoni zu Mittag essen. Es gibt jedoch nur ein Restaurant, dessen Karte und Preise uns nicht zusagen. Zuvor in Vivario gab es wesentlich mehr Auswahl an Restos; aber dort waren wir noch nicht hungrig.
Weiter geht es über die D 344 durch die Défilé des Strettes und de L´Inzecca. Défilé kann man mit Engpass übersetzen. Es sind zwei Schluchten, die sich durch ein enges Tal winden. Schmale, gute Straße zwischen Felswänden und Mäuerchen, die den Fall in den Fluss verhindern sollen, der mit dicken Felsbrocken übersät ist. Bei Sampolo ist er aufgestaut.
Vorher weist ein Schild zur Auberge U Sampolu http://www.restaurant-ghisoni-ghisonaccia.fr. Wir setzen kurzentschlossen den Blinker rechts und folgen dem Hinweisschild.
Die Auberge hat für uns draußen noch ein Plätzchen und eine kleine feine Auswahl an Menue du jour. Wir liegen auch noch gut in der Zeit. Ich wähle Wildschweingullasch. Hier ein überaus traditionelles Gericht. Und vielleicht bin ich dem Schwein in den letzten Tagen noch lebend begegnet.
Wir bewegen uns wieder auf die Ostküste zu und so wird es auf den letzten Kilometern wieder flach und schnurgeradeaus.
FAZIT: sehr abwechslungsreiche Tour mit durchweg gutem bis sehr gutem Asphalt; sehr wenig Verkehr, viel Aussicht auf grandiose Landschaften.