Sonntag, im Juni 2017 – Erster Tourtag. Heute geht sie los, unsere Reise nach Schottland. Alles läuft ganz ruhig ab – Aufstehen – Waschen – gemeinsam Frühstücken.
Man sollte nicht meinen, dass eine große Reise auf mich wartet. Heute haben wir nämlich einmal den Vorteil auf unserer Seite – die Anfahrt zum
Land / Region: Schottland / Borders / Edingurgh / Glendevon Charakter: Straße Länge: 280 Reisezeit: Juni |
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... Fährhafen nach Amsterdam beträgt für uns nur gut 200 Kilometer und etwa zweieinhalb Stunden Fahrzeit. Da wir zum Check-In erst gegen 15 Uhr dort sein müssen, haben wir reichlich Zeit zur Verfügung
Also bis halb 10 noch etwas rumtrödeln, mich dann verabschieden und auf die ungeduldig wartende „X“ aufsitzen. Ein Blick zurück - nochmals gewunken – looos geht‘s :-)
Christine & Günter warten schon am McD-Hückelhoven – sie können es selber nicht glauben, dass sie heute die Ersten sind. Vorfreude und die Aufregung halt. Kurz darauf treffen auch Birgit & Thomas ein – Freude und herzliche Begrüßung. Jetzt könnte es ja eigentlich losgehen. Aber wo ist ThomasK? Bei Großereignissen vergisst er halt schon mal was und dreht um, um es noch schnell zu holen ;-) Egal – um 10:15 starten wir, immer noch pünktlich genug, in Richtung Roermond zu unserem Treffpunkt II.
An der Tankstelle am Rattentor, vor der Maas-Überquerung, warten schon Ute und Heike & Helmut auf uns. Auch sie mit strahlenden Gesichtern, denen man die große Vorfreude ansieht. Um 10:45 geht es hier pünktlich los und kurze Zeit später sind wir schon auf der E25, die uns über Einthoven und Utrecht nach Amsterdam-Ijmuiden, zur Fähre nach Newcastle bringt.
Auf halber Strecke legen wir eine 40-minütige Rast an der BP-Lingenhorst ein – hier treffen wir auf ein Bikerpärchen mit ERK-Kennzeichen, das mit seinen Bikes auch zur Fähre unterwegs ist.
An Utrecht vorbei geht es auf Amsterdam zu. Die sehr moderne Bauform in den Niederlanden habe ich schon immer gemocht – entlang der Autobahn gibt es heute viele dieser gewagten und beeindruckenden Gebäude zu bewundern.
Plötzlich werden die Fahrzeuge vor uns langsamer und bremsen bis zum Stillstand ab. Da mehrere NL-Biker über die Mittelgasse an uns vorbeiziehen, schließen wir uns an – das scheint hier niemanden zu stören.
Bald darauf stehen wir vor einer rot geschalteten Ampelanlage, zu der sich auf beiden Seiten auch noch Schranken schließen. Dann hebt sich vor uns die Fahrbahn in die Höhe - wir stehen vor einer schwenkbaren Autobahnbrücke und schauen kurz darauf den unter uns durchfahrenden Schiffen nach – ein tolles Erlebnis :-)
Überhaupt ist der Rijksweg A2 eine große Sache. Oft mega-spurig ist heute, am Sonntag, ein sehr gutes Durchkommen. Der Verkehrsfluss ist sehr entspannt und wird durch elektronische Beschilderungen zwischen 100 und 130 km/h gesteuert – sogar elektronische Tafeln zur Bildung von Rettungsgassen sind vorhanden.
Natürlich werden die großen Steuerungsanlagen auch zur Geschwindigkeitskontrolle genutzt – irgendwer muss ja die enormen Investitionen bezahlen ;-) Wie mir ein Biker aus Einthoven später auf der Fähre erzählt, ist die Dichte der Kontrollen engmaschig und die Bußgelder erreichen schwindelerregende Höhen. Besonders vorsichtig muss man wegen der „Abschnittskontrollen“ sein, die mittlerweile schon stark eingesetzt werden.
Natürlich halte ich mich bei dieser drohenden Bußgeldhöhe immer schön an die Höchstgeschwindigkeit – nur wenn ich Thomas & Birgit nicht mehr im Rückspiegel sehe, habe ich mal wieder nicht genügend aufgepasst – hoffentlich kommt keine Post aus NL :-/
Dass wir die Einflugschneise Amsterdam Schiphol queren, merken wir an den im 10-Sekunden-Takt über uns hinwegschwebenden großen Fliegern – in erster Linie himmelblaue KLM-Maschinen.
Als die ersten Schilder „IJmuiden“ auftauchen steigt die Spannung. Wir verlassen die Autobahn und nehmen die nächste Tankstelle, um unsere Maschinen vollzutanken – nicht ganz voll – bei Seegang könnte ja auf der Fähre etwas überschwappen.
Der Weg zur Fähre ist gut ausgeschildert und um 13:45 treffen wir dort planmäßig ein. Einige LKW's, PKW’s, Carawans, Wohnmobile und Bikes sind schon da – dann stellen wir uns mal in der Reihe an.
Alle wirken ein wenig aufgeregt – „Weißt du, wie das hier abgeht, bist du schon mal mit der Fähre gefahren, verzurrt eigentlich die Crew die Bikes?“ – wir sind wohl alle Neulinge, was die Überfahrt nach Schottland angeht :-)
Da kann ein kurzer Erkundungsgang zum Check-In nicht schaden. Nach einiger Zeit kommt Hektik auf, als sich die Tore zu den Kontrollhäuschen öffnen. Dort zeigt man die DFDS-Buchungsbestätigung und den Personalausweis vor – dafür bekommt man Bordkarten fürs Bike und die Kabine.
Aufsitzen, 10 Meter weiterfahren, dann die Passkontrolle durch die Niederländische Polizei. Nichts Großes – das Strahlen in unseren Gesichtern stuft uns wohl als „unbedenklich“ ein :-)
Links von uns liegt die „King Seaways“, zu dessen geöffneter Bugklappe wir vorfahren und wieder in Warteposition gehen.
Die „King Seaways“ fährt, im täglichen Wechsel mit der „Princess Seaways“, die Route IJmuiden-Newcastle-IJmuiden. Für Biker eine beliebte Route, praktisch über Nacht in die Nähe Schottlands zu kommen. Sichtlich mehr als 200 Bikerinnen und Biker warten mit uns, dass wir in den Bauch der Fähre hineinfahren können.
Wieder gibt es Aufregung – die Bikes dürfen aufs Schiff. Die Motoren werden gestartet und wir fahren in einem Bogen bis zum Bug vor.
Dort lassen die Einweiser immer eine Maschine die Rampe hochfahren, wenn das vorige Bike oben verschwunden ist. Jetzt geht es auch endlich für uns los.
Von Einweiser zu Einweiser werden wir weitergeleitet, bis die bereits abgestellten Maschinen erreicht sind. Seitenständer ausklappen, Motor aus, Maschine abstellen. Den Helm stülpe ich über den rechten Spiegel und sichere ihn mit dem kleinen Kabelschloss. Die Jacke kommt erst mal übers Topcase – langsam wird’s mir warm.
Spanngurte zur Befestigung der Motorräder hängen an der Bordwand – nur wo sind die Befestigungspunkte? Links der „X“ finde ich eine hochklappbare Öse und ganz rechts verläuft ein starkes Kabel, an das man den zweiten Haken anhängen kann. Zum Schutz gegen Abrieb durch den Gurt lege ich ein Tuch als Zwischenlage über den Sitz und spanne den Gurt mit der Ratsche – passt – die „X“ steht bombenfest.
Das Gepäck und der gesicherte Helm bleiben bei Fähr-Überfahrten grundsätzlich auf dem Bike. In der Zwischenzeit haben wir einen Zettel mit dem Standort unserer Bikes bekommen. Als Handgepäck nehme ich die Innentasche aus dem Topcase, ziehe die Jacke über und verlasse gemeinsam mit den Gefährten das Fahrzeugdeck in Richtung Deck 7. Das Verladedeck bleibt bis zur Ankunft in Newcastle verschlossen und ist bis dahin nicht mehr zu betreten.
Im Mittelschiff auf Deck 7 ist das „Guest Service Center“. Dort kann man eventuelle Probleme klären, z.B. mit der Keycard für die Kabine und für uns ist es der „Treffpunkt für alle Fälle“.
An Bord zahlt man mit Euro oder Britischen Pfund, auch mit Visa & Master Card kann bezahlt werden. Am Service Center kann man Euro in Britische Pfund tauschen.
Sobald das Handy keinen Kontakt zum Festland hat und „Netz Maritim“ anzeigt, sollte man besser das Roaming abschalten – das könnte sonst sehr teuer werden.
Am nächsten Morgen ist man dann schon vor der englischen Küste und das Telefonieren geht wieder über die bekannten Netze. Die überteuerten Roaming-Kosten sind ja seit dem 15.06.2017 für die EU-Staaten abgeschafft.
Jetzt werden die Kabinen gesucht, dabei sind die Besatzungs-Mitglieder gerne behilflich. Umziehen, Duschen und sich für eine Nacht einrichten.
Der Vorteil einer Außenkabine ist auf jeden Fall die Helligkeit durch das Außenfenster. Jetzt geht's aber schnell aufs Sonnendeck, um dem Auslaufen aus dem Hafen zuzuschauen. Volle Fahrt voraus - Wir stechen in See.
Das Sonnendeck zeigt sich als eine coole Gelegenheit den Flüssigkeitsbedarf auszugleichen, der Livemusik zuzuhören und dem bunten Treiben der Fährgäste zuzusehen.
Leider habe ich habe ich nicht für genügend Sonnenschutz gesorgt und meine Dosis an Sonneneinstrahlung ist schon bei Weitem überschritten. Ohne Christines „After Sun Spray“ hätte ich morgen sicher ganz schöne Probleme. Aber so und mit ein wenig mehr Vorsicht, wird das zukünftig schon klappen.
Unser Abendessen haben wir für 18:30 im „7 Seas Buffet-Restaurant“ gebucht. Wir treffen uns auf Deck 7 im Hinterschiff, weisen uns am Eingang zum Restaurant mit unserer Buchung aus und man ist sehr bemüht, uns einen gemeinsamen Tisch zuzuweisen.
Auf dem Weg zu unserem Tisch haben wir schon einmal einen Eindruck vom reichhaltigen Angebot und der tollen Aufmachung des Essens bekommen – einfach großartig. Leider kann man, wie bei solchen Gelegenheiten immer, nicht von allem probieren kann, was man gerne möchte – aber wir haben uns wirklich große Mühe gegeben :-)
Abschließend geht’s noch einmal aufs Sonnendeck um der untergehenden Sonne zuzusehen und so nach und nach verschwinden wir in unseren Kabinen – ein toller erster Reisetag geht zu Ende.
Montag, im Juni 2017 – Der zweite Tourtag geht von Newcastle aus durch die Borders nach Jedburgh und Melrose, führt uns durch Edinburgh und bringt uns über die Forth-Bridge bis nach Glendevon, in die Nähe der Highlands.
Um 6 Uhr klingelt mein Handy. Ich suche es unter dem Kopfkissen hervor – zusammen mit der kleinen Taschenlampe und meinen Papieren im Brustbeutel. Eine kleine Ablage wäre hier oben nicht schlecht gewesen. Selbstredend habe ich ThomasK das untere Bett überlassen – bei seiner Größe hat er es dort schon nicht so einfach. In das obere Etagenbett zu kommen ist gar keine leichte Aktion – die steile Leiter hinauf und bevor ich oben bin, kommt mir auch schon die Decke entgegen. Klappt aber noch – so etwas habe ich als Jugendlicher beim Schulausflug ja auch geschafft :-)
Um 7 Uhr treffen wir uns alle wieder im „7 Seas Buffet-Restaurant“ – ein großartiges Frühstücksbuffet erwartet uns mit reichhaltiger Auswahl und einem tollen Blick auf das Kielwasser unserer Fähre – besser kann man in diesen tollen Tag kaum starten.
Nach dem Frühstück stellen wir unsere Uhren um eine Stunde zurück – jetzt haben wir genügend Zeit uns umzuziehen, unsere Sachen zu packen und uns am „Guest Service Center“ auf Deck 7 zu treffen. Schnell wechsle ich dort 100€ gegen Britische Pfund – mal schauen, wie lange das für die ersten Barausgaben reicht.
Da wir noch genügend Zeit bis zum Verlassen der Fähre haben, gehen wir noch einmal hinaus an die Reling und sehen auf der linken Seite bereits die englische Küste liegen. Kurz darauf laufen wir auch schon in den Hafen von Newcastle ein.
Jetzt ist es schon so richtig voll auf Deck 7 und durch das große Stimmengewirr versteht man die Durchsagen über die Decken- Lautsprecher auch nicht mehr so wirklich. Strategisch günstig stehen wir am Abgang zu den Fahrzeugdecks unter uns. Als wir zwei Biker auf dem Weg nach unten sehen schließen wir uns an und schaffen es unten gemeinsam, das große Schott zu unserem Fahrzeugdeck zu öffnen – eine Kleinigkeit, wenn man weiß, wo der große Schalter mit der Aufschrift „open“ ist ;-)
Im Halbdunkel sehen wir schon die bis weit nach hinten reichende Dreierreihe unserer Bikes und nach den ersten Stolperern über die kreuz und quer gespannten Befestigungsgurte stehe ich vor meiner „X“ und befreie sie von ihrer lästigen Fessel.
Wie das gleich hier wieder rausgehen soll erschließt sich uns im Moment noch nicht so wirklich – nach vorne geht es zu den Decks - von wo wir gerade gekommen sind - links unter uns schauen wir aufs offene LKW-Deck und rückwärts wird’s ja wohl auch nicht gehen :-\
Kurz darauf des Rätsels Lösung. Nachdem alle Fahrzeuge unter uns die Fähre verlassen haben senkt sich vor unserer Fahrbahn eine schmale „Zugbrücke“ herab und wir können, Einer nach dem Anderen, die Fähre verlassen.
Raus aus dem Schiff geht’s in mehreren Reihen zur Border Control. Da die LKWs und PKWs schon durch sind, sind wir Biker unter uns.
Die Dame der Border Control ist sehr freundlich - sie kontrolliert den Ausweis und fragt nach meinem Reiseziel. Als sie Schottland hört – was sie ja auch sicher erwartet hat – lacht sie freundlich und wünscht mir eine gute Reise – die Vorfreude in meinem Gesicht konnte Sie ja auch nicht übersehen :-)Wir fahren ca. 100 Meter weiter vor und halten an, um uns zu sammeln. Als alle durch die Kontrolle sind geht es endlich los – rund 100 Kilometer bis zur schottischen Grenze.
Auf dem Fährgelände ist im Moment nicht viel los, eine prima Übung fürs Linksfahren. Hat man jemanden vor sich, dann ist alles leichter, nur beim Einfahren in den Kreisverkehr muss man auf die Fahrzeuge von rechts achten. Das ist leichter gesagt als getan. Wir sind es halt nicht gewöhnt, dass die GEFAHR von RECHTS kommt. Man lernt aber schnell, dass man sich in den recht großen Kreisverkehren in den inneren Kreis einordnet, wenn man ihn nicht wieder an der ersten Ausfahrt verlassen will. Hilfreich sind da auch die überall auf den Fahrspuren aufgemalten Richtungspfeile.
Zunächst geht es durch „Newcastle upon Tyne“. Wenn ein Auto rechts neben mir an der Ampel hält und ich sehe dort keinen „Fahrer“ sitzen, dann ist das schon ein merkwürdiges Gefühl ;-)
Mein Navi lasse ich auf Kilometer-Anzeige eingestellt, es zeigt mir sowieso die erlaubten Meilen umgerechnet in Kilometern an. Wer nach Tacho fährt, sollte sein Display besser auf Meilen umstellen – das erspart die ständige Umrechnung mit 1,6.
Immer wieder ein mulmiges Gefühl - Busse und große LKW kommen uns hinter den vielen Kurven und Hügeln mit hoher Geschwindigkeit auf der "falschen" Seite entgegen :-/ Die fahren hier überhaupt sehr schnell, auf diesen kleinen welligen Straßen :-o
Bei Hexham verlassen wir die große A69 und schlagen uns auf kleinen Wegen und durch beschauliche Ortschaften auf der A6320 durch den „Northumberland-Nationalpark“.
Später ist es dann die A68, die uns geradewegs zur schottischen Grenze führt. Die Straße fällt weniger durch ihre Kurven als durch ihr ständiges Auf und Ab auf, was den Magen schon mal ganz schön in Aufregung versetzt.
Satt grün ist die hüglige Landschaft um uns herum, auf der - soweit das Auge reicht - Schafe und Rinder weiden.
Sicherlich kein Zufall – mit seinem Kondensstreifen hat da doch bestimmt ein Schottischer Jet-Pilot ein großes weißes X in den blauen Himmel gemalt.
Erstes Tagesziel erreicht – Welcome to Scotland :-)
„Carter Bar“ ist die Grenze zwischen "Roxburghshire" in Schottland und "Northumberland" in England. Im Gegensatz zu anderen Grenzübergängen, an denen man es nicht einmal bemerkt, dass man über die grüne Grenze von England nach Schottland gefahren ist, steht hier auf beiden Seiten der Straße ein großer Grenzstein der uns anzeigt, dass wir uns ab hier tatsächlich und endlich in Schottland befinden.
Und natürlich steht am großen Monolith ein Piper, der uns Reisende mit seinen Dudelsackweisen auf das Land der Clans, Kilts und des Whiskys einstimmt.
Für das leibliche Wohl gibt es hier „The Borderer“ – das mobile Café an der Carter Bar. Fish & Chips oder einen Schottischen Tee – Welcome to Scotland.
Hier hält eigentlich jeder der vorbeikommt an, um dieses erste tolle Gefühl „Schottland“ zu genießen.
Einige Zeit später hält ein großer Reisebus auf der gegenüberliegenden Seite – da setzt sich unser Piper gleich in seinen mit Andenken vollbeladenen PKW und wechselt, mit offener Heckklappe, auf die andere Seite.
Kurz darauf schweben seine Dudelsackweisen zu uns herüber, während wir uns schon wieder auf den Weg nach Jedburgh machen.
Ein Abstecher über Bonchester Bridge bringt uns, durch die „Cheviot Hills“, eine bis zu 800 Meter hohe Hügelkette, nach Jedburgh in der Region „Scottich Borders“
„Jedburgh Abbey“ ist die imposante Ruine eines "Augustinerklosters" aus dem 12. Jahrhundert. Immer wieder wurde die Abtei in den vergangenen Jahrhunderten von Englischen Truppen zerstört, 1545 folgte die endgültige Zerstörung.
Auf dem Parkplatz vor der Abbey legen wir eine etwas längere Pause ein und bestellen im Abbeybridge Coffeehouse kalte & warme Getränke und einige Kleinigkeiten zum Essen – unsere ersten Ausgaben in Britischen Pfund.
Noch einmal werfen wir einen Blick auf die großartige Ruine von Jedburgh, dann sitzen wir auf und fahren in Richtung Melrose, davon.
Mit dem Linksverkehr klappt's jetzt schon ganz gut. Nur das beim RECHTS abbiegen der „Feind“ von RECHTS kommt – und nicht wie bei uns von LINKS – das muss man erst einmal so richtig verinnerlicht haben. TomTom's „Rechts abbiegen“ ist mittlerweile kein einfacher Hinweis mehr, sondern eine akute Warnung. Und auch ThomasK‘s Spruch – „Unser Guide führe uns sicher auf dem LINKEN Wege – mit besonderer Vorsicht beim RECHTS-Abbiegen“ – tat seine Wirkung und bis zum Rest der Reise klappte alles gut beim Linksverkehr :-)
Nachdem wir auf dem Jedburgh-Parkplatz wieder aufgesessen sind, falle ich aber noch einmal in alte Gewohnheiten und fahre automatisch so, wie wir es Zuhause immer machen. Erst als mir ein Fahrzeug entgegenkommt hat mich die Realität des Linksverkehrs wieder eingeholt. Die Situation ist schnell bereinigt – die Schotten sind sehr freundlich und zuvorkommend gegenüber Motorradfahren.
Melrose – malerisch gelegen am River Tweed – ist ein bei Touristen sehr beliebter Ort – denn mitten in diesem schönsten Örtchen der Borders liegt die eindrucksvolle „Melrose Abbey“.
Die Ruine der 1136 von König David I. für französische Zisterzienser errichteten Abtei besitzt außerdem einen Platz, in dem das angebliche Herz des Nationalhelden Robert the Bruce aufbewahrt wird.
Hier herrscht reges Treiben, denn den vielen Bussen entsteigen auch viele Besucher, die munter in das kleine Städtchen ausschwärmen.
Wir drehen eine kleine Runde durch die historischen Straßen und Gassen – nur die Abbey liegt gut verborgen hinter hohen Zäunen und Bäumen. Also nur kurz angehalten und geschaut – dann geht’s weiter am River Tweed entlang.
Anstelle der A7 nehmen wir die kleinere B6360 – immer am Fluss entlang durch das Tweed-Valley – mit weitem Blick in die schöne Landschaft.
In Walkerburn entdeckt ThomasK eine Filiale der Bank of Scotland. Links rangefahren und Britische Pfund mit der IC-Karte abgehoben. Die wohl besten Konditionen für – Pfund für Euro.
In der Zwischenzeit haben wir auch auf der linken Seite angehalten und unsere Seitenständer zum brüchigen Rand des Asphalts ausgeklappt. Die Bikes stehen ziemlich schief – hoffentlich geht das gut.
Zu welcher Seite steigen eigentlich die schottischen Biker ab? Nach links wie wir? Dann steht man aber direkt am Bordstein!
Und ist der Gasgriff auch auf der rechten Seite? Sie grüßen nämlich wie wir mit der linken Hand, aber natürlich von links nach rechts.
Das habe ich leider nicht ausreichend geklärt. Aber eine Frage hat sich für mich beantwortet – drehen britische Windräder eigentlich linksherum? Nein, sie drehen rechtsherum – die sind inkonsequent – die Briten ;-)
Während wir noch auf ThomasK warten kommt ein Schotte zu uns und sagt, dass wir vorsichtig sein sollen, es sei nämlich eine Schafherde ausgebrochen. Natürlich sagt er es nicht mit diesen Worten, sondern in einer Sprache, die keiner von uns versteht :-| Erst nach mehrmaliger Wiederholung dämmert es bei uns und als er merkt, dass wir ihn verstanden haben, lächelt er und winkt uns noch einmal freundlich zu.
Bei Cardrona verlassen wir noch einmal die A71 um auf kleiner und landschaftlich reizvoller Strecke Peebles zu erreichen.
Schon von weitem sehen wir den gekrönten Turm der Old Parish Church. Über die alte Steinbrücke geht es über den Fluss und an alten Steinhäusern vorbei durch den historischen Marktflecken am River Tweed.
Jetzt liegt auch schon Edinburgh und der Castle Rock vor uns.
„Edinburgh“ ist seit dem 15. Jahrhundert die Hauptstadt von Schottland - bis dahin war es Perth. Seit 1999 ist Edinburgh außerdem Sitz des Schottischen Parlaments.
Edinburgh ist mit etwa 493.000 Einwohnern nach Glasgow die zweitgrößte Stadt Schottlands und seit 1996 eine der 32 schottischen Council Areas. Die Stadt liegt an Schottlands Ostküste im Vereinigten Königreich Großbritannien und Nordirland auf der Südseite des Firth of Forth.
Bei unserer eigenen „Stadtrundfahrt“ gibt es für uns einen tollen Einblick in die beeindruckende historische Hauptstadt der Schotten.
Wir starten unsere Tour im Grünen über den Queen’s Drive, dem Freizeit-Außenbereich der Edinburgher. Am Scottich Parliament Building vorbei geht es über The Royal Mile, die in die High Str. mündet. Hier geht es nicht mehr weiter – vor uns wimmelt es nur so von Menschen, auf der den Fußgängern vorbehaltenen Straße. Also geht es rechts hinunter in die tolle Cockburn St. Wieder schaue ich in den Rückspiegel, ob wir noch alle zusammen sind – nein, wir sind nicht alle über die Ampel gekommen. Also warten wir und sehen uns die tollen Häuser und das rege Treiben um uns herum an – und dann geht’s auch schon wieder weiter. Demnächst müsste man einfach einmal in den Flieger steigen und ein WE hier verbringen - das ist es unbedingt wert.
So hangeln wir uns so nach und nach durch die Market St., N Bank St., Bank St. und Lawnmarket - bis wir auf der Johnston Terrace direkt unterhalb des „Edinburgh Castle“ vorbeifahren. Die Burg auf dem Castle Rock, im Zentrum von Edinburgh, gilt als eine der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten Schottlands. An der Castle Terrace habe ich eine Sammelstelle in unserer Route eingebaut für den Fall, dass wir uns in der Rushhour verlieren sollten – aber alle sind noch bei mir!
Als nächstes gilt es den riesigen, weit ins Land reichenden Mündungstrichter des Flusses Forth, auf der Forth Road Bridge zu überqueren. Dabei liegt rechts neben uns die überaus fotogene zweigleisige Eisenbahnbrücke „Forth Rail Bridge“. Die rot lackierte Auslegerbrücke hatte, bei ihrer Eröffnung im Jahr 1890, die größte Spannweite aller Brücken weltweit und erregte ähnlich viel Aufsehen wie der Eifelturm.
Jetzt wird es langsam Zeit, unsere Tanks mit neuem Benzin zu füllen – wir hatten sie ja wegen der Fährüberfahrt nicht bis zum Rand befüllt. Die dazu ausgespähte Tankstelle in Dunfermline ist nicht mehr weit und bis Glendeven gibt es auch keine weitere mehr. Als wir dort ankommen sehen wir sofort – das wird ein Satz mit „X“. Das einzige Fahrzeug auf dem Platz ist ein riesiger Tanklastzug, der die leere Tankstelle wieder befüllen soll. Definitiv gibt es hier für heute keinen Sprit mehr für uns. Aber 5 Minuten zurück, immer geradeaus, da gäbe es eine Gulf-Station – so der Hinweis der Pächterin.
Die finden wir dann auch glücklich in Rosyth – aber unglücklicherweise haben wir Christine bei der Aktion verloren :-| Günter macht sich sofort auf sie zu suchen – und ist dann auch verloren :-|
Kurze Zeit später ruft Christine an, dass sie auf die M60 geraten ist und sich nun, auf eigene Faust und ohne Navi, zum Hotel durchschlagen will.
Günter hat in der Zwischenzeit sein Navi auf die nächste Tankstelle angesetzt und trifft gerade bei uns ein. Ok, dann fahren wir los nach Glendevon – die ganze Zeit mit dem mulmigen Gefühl, ob Christine auch wirklich zum Hotel finden wird.
Findet sie – als wir um die letzte Kurve biegen sehen wir sie schon auf dem Mäuerchen vor dem „Tormaukin Hotel“ sitzen – bei uns Erleichterung pur.
An der Rezeption werden wir freundlich empfangen und auch die Zimmer sind ansprechend und sauber.
Zum Abendessen, das wir wegen der einsamen Lage gleich mitgebucht haben, treffen wir uns im Restaurant. Alles sieht so aus, wie man es sich von Schottland so vorgestellt hat. Der Kellner ist sehr aufmerksam und alle Fragen, die man in einem fremden Land ja so hat, werden von ihm mit Humor und Witz beantwortet.
Das Essen schmeckt sehr gut und bei einem oder zwei Pint schottischem Real Ale – "Von Hand bis zum Rand gezapft" – erzählt Christine uns die Geschichte ihrer glücklichen Ankunft im Tormaukin Hotel.
In einem der riesigen Kreisverkehre – von einer Ampel gesteuert – bog sie wohl eine Ausfahrt zu früh links ab und befand sich kurz darauf auf der Autobahn Richtung Perth. Dass da was nicht stimmen konnte wurde ihr sofort klar und so verließ sie die A90 gleich wieder an der nächsten Ausfahrt. Nach ihrem Rückruf bei uns – der auch nicht genau klären konnte wo sie sich zurzeit gerade befand – half ihr ein freundlicher Schotte weiter. Für die etwa 30 Kilometer weite Strecke zum Hotel zeichnete er ihr eine Skizze mit allen Abbiegungen – und fuhr auch noch die Hälfte des Weges vor ihr her. Winkend verabschiedete er sich als er davon ausgehen konnte, dass Christine den Weg nun nicht mehr verfehlen würde. Kurze Zeit später checkte Christine als Erste im Hotel ein - eine Geschichte, die man auch noch nach Jahren seinen Kindern, Enkelkindern und Freunden erzählen kann.
Unsere einhellige Meinung: Christine ist eine taffe Frau – und die Schotten sind sehr freundlich und hilfsbereit :-)
Gefahren Tag 2: 280 km von 9:00 bis 18:00 Uhr
Fahrtrichtung der Tour: Interessant und spannend
Schwierigkeit: Normal, sein Motorrad muss man aber schon beherrschen
Einen Bericht zu dieser und weiteren Touren findest du auch im: WestwardBlog
Viel Spaß & tolle Touren wünscht HerBert ;-)