Boah – ist das kalt. Wir starten unsere Tschechien-Rundreise trotzdem, werfen bei den einstelligen Temperaturen unsere elf Motorräder vor der Tiefgarage des Scottish Highlander Guesthouse in Mauth an. Der wolkenverhangene Himmel verheißt nix gutes und die tollen Ausblicke in den Böhmerwald verschluckt auf der kurzen


Land / Region:
Tschechien / Südböhmen

Charakter:
Beschwingtes Moldautal und Ausblicke in die Ebene von Budweis gespickt mit Weltkulturerbe-Stätten

Länge:
280 km

Reisezeit:
April - Oktober



... kurvigen Fahrt zur B12 eine dichte Nebelwand. Auf breitem Asphalt passieren wir unspektakulär und zügig die Grenze nach Tschechien, und zügiges Fahren ist durchaus erforderlich, denn der erste Tag ist vollgepackt mit Kultur-Highlights, tollen Panoramen und abwechslungsreichen Kurvenstrecken: es erwartet uns also ein richtig strammes Programm!

Breite Straßen sind ja nix für Mopeds, also wird bald der Blicker gesetzt bevor es schläfrig langweilig wird. Wir biegen rechts ab auf ein winziges Sträßchen - mit gefühlter Straßenbreite von 50 cm - das uns ohne Verkehr durch Waldgelände in das Nest Ceske Zleby führt. Die folgenden Kilometer - das Sträßchen ist neu geteert und in prächtigem Zustand - machen so richtig Laune. Ständig geht es rechts, links, rauf, runter, durch Wald, an Wiesen vorbei: einfach Fahrspaß pur. Bald überqueren wir die winzige Moldau und treffen jetzt auf die „39“, die entlang der winzigen Moldau in den Süden führende Hauptroute Richtung Lipno-Stausee.

Hinter Volary windet sich die Straße mit teilweise schönen Ausblicken auf den Böhmerwald durch das breite Moldautal. Irgendwann liegt rechter Hand der Lipno-Stausee, dessen Seitenarm wir bei Cerna v Posumavi über eine lange Brücke queren. Im Städtchen Frymburk lockt uns eine winzige, nicht nummerierte Straße in Richtung „Malzin“, die „162“ nach Krumlov lassen wir quasi „links liegen“. Das Sträßchen windet sich sanft den Hügel hinauf, im Rückblick sehen wir den Stausee und im Hintergrund die Berge des Böhmerwaldes.

Der „Belag“ wird irgendwann zum Folterinstrument – jeder Großinquisitor würde sich die Hände reiben, hätte daran seinen uneingeschränkten Spaß – kurz vor Malzin macht sich nach über einer Stunde das „Popometer“ bemerkbar, genau richtig, um mit einem Stopp einen tollen Panoramablick ausgiebig zu genießen, die Meute nimmt das wohlwollend zur Kenntnis. Ein wenig Lästern über tschechische Straßen bleibt nicht aus, immerhin sind die Temperaturen nun zweistellig, wenn auch nur knapp.

Weiter geht es nach Rozmberk, wo wir auf die Moldau treffen, nicht ohne kurz vorher einen tollen Blick auf das gleichnamige Schloss Rozmberk mitzunehmen. Direkt an der Moldau erwartet uns nun zügiger Fahrspaß in langen, weiten Kurven auf der Route Richtung Norden nach Cesky Krumlov, wo ein erster langer Stopp zur Besichtigung der historischen Altstadt eingeplant ist.

Cesky Krumlov / Krummau (110 km) …

… wird nicht umsonst “Perle des Böhmerwaldes” oder “Venedig an der Moldau” genannt. Das historische Stadtzentrum, die malerischen Gässchen mit den Straßencafés, den größeren und kleineren Galerien, den urigen wie renommierten Restaurants ist Weltkulturerbe - dies alles fügt sich zu einem unvergleichlichen Ganzen zusammen. Zahlreiche historische wie neue Sehenswürdigkeiten würden durchaus auch einen mehrtägigen Besuch lohnen. Zusätzliches Schmankerl: ein Mittelalterfest bei dem sich Gaukler, Musiker, Händler und Gewandete in der ganzen Stadt tummeln.

Nach ca. zwei Stunden ausschwärmen wartet nach einem kurzen Tankstop der nächste Fahrspaß auf dem Weg nach Kremze. Neben schönen Kurvenkombinationen, die mit einigem Auf und Ab garniert sind, erwarten uns auch herrliche Ausblicke in die Ebene um Budweis, durch welche auch die Moldau fließt. Zwischendurch üben wir auch noch ein wenig „heb-auf-die-GS“: an einer steilen Straße stehen wir plötzlich am Bahnübergang vor einem „Loch“, beim Wenden wirft einer der Mitfahrer seine GS einfach weg – so kommt’s halt, wenn man trotz Bau-Schildern denkt, es wird schon weitergehen. Also doch die Umleitung fahren – auch nicht schlecht, dieses Stück Straße – und nach zahlreichen sanften Kurven auf der Hochebene erreicht der Trupp nach ca. 30 km Holasovice.

Weiter geht es, hinunter nach Jankov; der Blick schweift weit über’s Land, in der Ferne erkennt man das Kernkraftwerk Temelin, das ca. 24 km nördlich von Budweis liegt. Die Straße wird wieder interessant, führt zunächst über Felder und trifft schließlich auf eine bewaldete Seenlandschaft, wo sie zeigt, dass man auch in einer Ebene durchaus kurviges Geläuf genießen kann. Der Fahrspaß endet schließlich in Hluboka, dem nächsten Pausenstopp und damit auch die Gelegenheit, das sich im Windsorstil präsentierende gleichnamige Schloss Hluboka zu besichtigen. Dazu muss allerdings ein Hügel zu Fuß erklommen werden, wobei sich nur die Spreu auf den Weg macht, das Weizen prostet sich im Zentrum zu.

Hluboka (160 km)

Im zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts beschloss Johann Adolf II. Fürst zu Schwarzenberg, das Schloss Hluboká im Stil der Romantik umzugestalten. Das Projekt wurde vom Wiener Architekten Franz Beer ausgearbeitet, welcher die 1840 begonnenen Bauarbeiten zwanzig Jahre lang leitete. Die alten Gebäude wurden abgetragen und an deren Stelle ein malerisches Schloss im Tudorgotikstil errichtet. Die anspruchsvolle äußere und innere Gestaltung beendete Ferdinand Deworetzky 1871.

Auf der Weiterfahrt führt die Route zunächst in Richtung Norden durch bewaldetes Gebiet, erneut auf kleiner verkehrsloser Straße. Linker Hand versteckt sich die Modau hinter den Bäumen, linst gelegentlich ums Eck, nur um uns nach einigen Kilometern endgültig zu verlassen. Fahrtechnisch erwarten uns keine besonderen Herausforderungen, von Langeweile kann trotzdem nicht die Rede sein. Es gibt rechts und links des Weges immer wieder interessante Eindrücke zu erhaschen. Wir passieren eine Reihe von kleinen und kleinsten Orten, die einsam und verlassen wirken, durchqueren rasch den größeren Ort Veseli und erreichen so nach knapp einer Stunde das Wasserschloss Cervena Lhota, welches unser letzter Zwischenstopp an diesem Tag ist.

Červená Lhota (220 km) …

… ist ein Renaissance-Wasserschloss im gleichnamigen Ortsteil von Pluhův Žďár in Südböhmen. Es befindet sich am Bach/Fluss Direnský potok inmitten eines künstlichen Teiches auf einem Fels, der durch den Anstieg des Wasserspiegels mittels Stauwehr zu einer Insel wird.

Die restliche Strecke führt uns nun in etwa einer Stunde auf einer Hochebene, aus der sanfte ca. 600 m hohe Hügel herausragen, stetig gen Osten. Über Kamenice erreichen wir Horni Cerekov, wo wir auf die „112“ in Richtung Süden nach Telc einbiegen. Von hier aus sind es noch knapp 20 km Fahrt, die uns neben weiten Blicken über das Land die eine oder andere herrliche Kurvenkombination gönnt. Nach insgesamt 280 km erreichen wir schließlich unser Tagesziel, das Weltkulturerbe-Städtchen Telc.

Telč (280 km)

Die Stadt wurde auf älteren Fundamenten nach einem großen Brand im späten 14. Jahrhundert erbaut. Eine Reihe von Renaissance- und Barock-Bürgerhäusern ist bis heute noch von einem Flut-Abwehrsystem umgeben. Die gotische Burg wurde im Stil der Renaissance im späten 16. Jahrhundert umgebaut. Die Bürgerhäuser am Marktplatz im Renaissance- und Barockstil aus dem 16. und 17. Jahrhundert bilden die historische Altstadt, die seit 1992 zum Weltkulturerbe der UNESCO gehört.


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