So langsam neigte sich unser Urlaub wieder dem Ende entgegen. Aber wir hatten noch ein paar Highlights im Köcher, die es in sich haben. Doch zunächst starteten wir in Richtung Arles, dessen Weltkulturerbe-Altstadt leider links liegen bleiben musste. Unser erster Stop auf der Fahrt nach Roussillon war die Abbaye de Montmajou, eigentlich nicht
Land / Region: Frankreich / Provence Charakter: Asphalt Länge: 212 km Reisezeit: April - Oktober |
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... so richtig im Fokus unserer Besichtigungsliste, lag sie aber plötzlich quasi im Weg rum ... und wenn wir schon mal da sind und es eh Zeit für einen Stop ist.
Man betritt die Abtei im Bereich der Krypta und wird dann durch eine schöne gotische Kirche und einen großzügigen Kreuzgang geleitet, in dessen Inneren sich ein Brunnen befindet. Unbedingt lohnend ist ein Aufstieg auf den Turm, von dem aus sich ein fantastischer Rundblick über die Region bietet. Pausenzeit war dann in der Auberge de l'Abbaye angesagt, die direkt am Parkplatz vor der Abtei liegt.
Schon auf der Anreise zur Camargue waren wir von den Apilles begeistert. Dies sollte sich zu unserer Überraschung nochmals steigern. Eigentlich war ja Les Baux-de-Provence mit einer der majestätischsten Burgruinen Frankreichs unser Ziel. Leider hatten wir nicht auf dem Schirm: es war Wochenende! Das malerische kleine Dorf zu Füßen der Burg war belagert mit Heerscharen von Touristen und hoffnungslos umzingelt von Blechkaravanen. Wir fanden immerhin einen Fluchtweg, der uns aber schier den Atem stocken lies. Eine unwirklich bizarre Felsenwelt durch die sich die Straße schraubte tat sich auf, modelierte Gebilde aus Kalkstein säumten die Asphaltschlange. Irgendwann fand sich rechter Hand eine noch kleinere Straße, die ich einfach in der Hoffnung ansteuerte, hier ein ruhiges Plätzchen und entsprechende Aussichten zu finden. Wie so oft bei solchen Aktionen, wurden wir belohnt, fanden neben einem Plätzchen für ein Picknick auch noch grandiose Ausblicke an denen wir uns schier nicht satt sehen konnten. Ein unbedingtes Muss bei einem Besuch der Provence!
Auf kleinen kurvigen Straßen ging es schließlich weiter zu unserem Quartier in Roussillon, dem sehr empfehlenswerten Les Clos des Cigales. Eine weitere Empfehlung: nicht die Restaurants in Roussillon aufsuchen, sondern lieber ins 5 km entfernte Goult fahren. Es lohnt sich, v.a. qualitativ!
Den nächsten Tag nutzen wir unser neues Domizil für einen Ruhetag. Pures nichtstun, den Pool belungern und in der Sonne auf der Terrasse sitzen. Herrlich!
Ok, genug gefaulenzt. Beim Frühstück gibt es Neuankömmlinge mit Auto und GS auf dem Hänger zu begutachten und zu begrüßen. Wir wollen zeitig nach Roussillon, die weltberühmten Ockerbrüche vor den einfallenden Bushorden bewundern. Zunächst begeistern wir uns aber an der Gesamtkomposition einer geradezu märchenhafter Szenerie: auf imposanten, steil abfallenden Ockerfelsen stellen die verschachtelten Häuser eine phantastische Rhapsodie in Ockerbraun dar und bilden zusammen mit dem satten Grün und dem strahlenden Blau des Himmels ein würdiges Passepartout.
Bei einem Spaziergang durch die vor Jahrzehnten stillgelegten Ockerbrüche begeistern wir uns am intensiven Farbenspektrum, welches durch das wechselnde Licht verstärkt von Safrangelb, feurigem Karmesin und Zinnober bis zu sattem Weinrot und strahlendem Violett reicht.
Angefixt, haben wir noch lange nicht genug - auf nach Rustrel zur Fortsetzung des Farbspektakels. Ohne seine Ockerbrüche, den Colorado Provenciale wäre das unaufgeregte Dorf kaum einen Besuch wert. Weitläufiger und bei weitem nicht so überlaufen, bieten diese ebenfalls ein spektakuläres Scenario, welches man in Ruhe auch abseits ausgetretener Pfade erkunden und auf sich wirken lassen kann. Schier farbenblind und voll im doppelt trunkenem Farbrausch beenden wir den Tag gemütlich in einem Restaurant in Goult.
Frühstück, die Fortsetzung: erwähnte GS-Gäste werden gleich nach erscheinen vom Eigentümer mit verschmitztem Lächeln angesprochen, was denn mit dem Motorrad sei, das da auf dem Hänger sein Dasein fristet, und ob das denn nur zur Dekoration wäre? Unser brüllendes Gelächter unterdrücken wir nur mit Mühe hinter unseren Kaffeetassen, erfahren anschließend aber immerhin, dass sich das Motorrad bei Teil 1 der Reise in den Alpen austoben durfte.
Dritter Tag: Gordes. Es ist Dienstag und am Vormittag gibt es in dem mittelalterlichen provenzialischen Bilderbuchdorf einen Markt, den wir besuchen wollen. Nur mit Mühe können wir selbst mit unseren Motorrädern einen Platz zum Parken in dem sich pittoresk zu einem Renaissanceschloss emporziehenden Dorf mit seinen ockerfarbenen Häusern finden. Ein echt heißer Kandidat für die Wahl zum schönsten Dorf der Provence.
Nach einer gemütlichen Bummellei, bei der wir auch endlich Steineichenhonig auftreiben können, und einer ausgiebigen Mittagspause ist endlich mal wieder Fahren angesagt. Eine kleine Rundtour inklusive Picknick soll es werden und die Fahrt vorbei an der Abtei de Senanque und über den Col de Murs entpuppt sich als echtes fahrerisches Highlight. Schier endloses Kurvengetümmel ziehen die ca. 30 km bis zur Passhöhe erstaunlich in die Länge. Tempomachen? Issnich! Über Murs und Joucas mit Fortsetzung der Kurvenorgie, geht es zurück zu unserer Unterkunft, die wir am Nachmittag erreichen. Packen ist angesagt - die Heimfahrt steht an.