Wie schon in Teil 6 geschrieben ist das Wetter nicht optimal. Es ist sehr kalt und es wird hundertprozentig regnen. Zabljak befindet sich auf ca. 1.450 m Höhe. Ich bin wirklich naiv. Warum fahre ich aus der etwas wärmeren Küstenregion in die sehr kalte und nasse Bergregion. Das Zelt wird definitiv nicht aufgebaut, insbesondere weil das


Land / Region:
Montenegro / Albanien / Nacionalni Park Durmitor - Tara Canyon - Nacionalni Park Biogradska Gora

Charakter:
Straße

Länge:
250

Reisezeit:
Oktober



... Angebot steht, dass ich in der 65 Jahre alten Berghütte übernachten darf. In den nächsten Stunden reisen noch ein paar Womos und ein Paar im Passat Kombi an. Als Begrüßung gibt es für jeden Neuankömmling einen Slivo, und da ich einfach so rumgammel trink ich noch den einen und anderen mit. Morgen wird sowieso nicht gefahren. Am Abend sitze ich mit einem ebenfalls gerade angereisten Paar in der Stube und diskutiere mit Ihnen über mögliche Strecken Richtung Albanien, da Sie ebenfalls dorthin möchten. Nicht zum Moppedfahren, sondern um hier zu wandern. Sie haben gerade eine erlebnisreiche Fahrt im Regen hinter sich. Ergebnis ist eine eingeschlagene Frontscheibe und eine ziemlich demolierte Motorhaube. Auf den schmalen Bergstraßen sind Sicherungen gegen Steinschlag kaum vorhanden. Bei starkem Regen oder nach Regenfällen kann es nach Aussage der Einheimischen immer wieder mal zu Steinschlag kommen. Also Obacht. Während des Kartenstudiums stellt sich heraus, dass die SH 20, welche ich Richtung Albanien fahren möchte, mal als Piste, aber auch teilweise als Straße eingezeichnet ist. Also wird fleißig gegoogelt. Hierbei kann man je nach Bildaussschnitt Mittelstreifen erkennen. Jetzt schauen wir zur Sicherheit noch in einigen Chats nach. In einem waren die Crosser stinkesauer, dass man diese tolle Strecke befestigt hat. Des einen Leid ist des anderen Wohl, also wird das meine favorisierte Strecke sein.

Die Nacht hat es in sich. Es regnet die ganze Zeit. Ich liege in voller Montur auf einem Lager aus Isomatten und Decken. Ich bin wirklich gut zugedeckt. Aber es zieht aus allen Ecken und durch die Holzschindeln regnet es auch noch. Logisch, dass ich am Morgen zeitig in der warmen Wohnstube stehe und zum Glück zur Stärkung einen Kaffee, den üblichen Slivo und selbstgebackenes Brot mit leckerer Wurst bekomme. Da das Wetter wirklich übel ist, bleibe ich heute definitiv hier. Während ich mit Jela (Inhaberin) tagsüber öfter in der Wohnstube sitze, stelle ich fest, dass das WLAN Passwort von hier oben in den Bergen dem Campingplatz in Buljarica sehr ähnlich ist. Na ja, kein Wunder. Man kennt sich.

Die nächste Nacht darf ich bei den Gastgebern in einem Gästezimmer im Dachgeschoß schlafen. Auf diesem Weg noch einmal vielen, vielen Dank. Ihr seid klasse und es war wirklich schön bei Euch. Jetzt weiß ich auch, warum Daniel (siehe Teil 6) diesen Platz so empfohlen hat.

Am nächsten Morgen ist es noch nebelig und kalt. Das ist aber kein Grund um nicht aufzubrechen. Auf der M6 geht es in Richtung Tara Bridge (Durdevica-Tara Brücke). Die Strecke ist angenehm zu fahren und ich bin so ziemlich der einzige auf der Straße.

An der Tara Bridge angekommen, brauche ich erst mal einen Kaffee und etwas zu Essen. Wie schon im Auto Camp "Mlinski Potok" ist der Kaffee stark und das Sandwich wirklich Klasse. Auf dem Tisch liegen Prospekte herum und da ich wieder einmal zu neugierig bin, bekomme ich direkt das Angebot für eine Seilfahrt (Zip Line Tara). Es würde noch eine vierte Person fehlen. Drei Russinnen hätten sich schon entschieden. Ich bitte um Bedenkzeit und schaue mir erst mal die Souvenierbuden und dann die Strecke der Seilfahrt an. Die Tara ZIP LINE gehört zu den längeren (1.050 m) und auch den hohen (40 m). Puuh, das ist schon ein heftiger Höhenunterschied. Was soll's. Ich kaufe mir eine Karte und sitze schon im Defender. Es geht sofort los Richtung Startpunkt. Ich mache für die schon wartenden Russinnen ein Erinnerungsfoto, bekomme den Gurt umgeschnallt und Helm mit Handschuhen übergeben. Es gibt eine kurze Einweisung und dabei werde ich nach meinem Gewicht gefragt. Bei meiner Gewichtsangabe hätte ich besser aufpassen sollen. Die Russinnen werden kräftig angeschoben. Ich jedoch soll mich auf die Bretter setzen und einfach loslegen. Es geht bei starkem Seitenwind wirklich gut los, toller Blick nach unten auf den Fluss und gerade aus auf die Brücke. Kurz vor dem Ziel fehlt jedoch die Power und bevor ich mich versehe, geht es auch schon wieder rückwärts. Nach kurzer Überlegungszeit ziehe ich mit den Handschuhen kräftig am Seil und mache mich auf Richtung Ziel. Zur Unterstützung kommt mir noch einer vom Personal entgegen gefahren und wir ziehen uns jetzt zu zweit Richtung Ziel. Was habe ich daraus gelernt? Ich muss an Gewicht abgenommen haben und kenne keine Höhenangst.

Jetzt geht es weiter durch die beeindruckenden Felsschluchten des Tara Canyons (Unesco Weltnaturerbe) entlang der Tara Richtung Moykovac. Der Canyon soll der längste und tiefste Europas sein. Mir gefällt diese Strecke. Auf der linken Seite der Fluss und rechts die steilen Felsen und immer wieder Wasserfälle, welche die Tara füllen. Die Straße ist nicht zu breit und sehr wenig Verkehr. Zwischen Moykovac und Kolasin lege ich noch an einem der vielen Verkaufsstände einen Halt ein und kaufe mir zwei große Gläser Honig. Der schmeckt einfach super. Hinter Kolasin biege ich links ab und habe die Tara jetzt auf der rechten Seite. In Matesevo biege ich auf die R19 ab. Jetzt wird es langsam immer schmaler und welliger. Ab Han Drndarski wird es immer kurviger und noch mal schmaler. Super... bitte keinen Gegenverkehr. Irgendwann mache ich mich auf in Richtung Plav. Ich brauche Benzin und Plav ist nicht weit von der albanischen Grenze entfernt. An der Tanke in Plav treffe ich einen montenegrischen Bayer, der mich eindringlich davor warnt, alleine nach Albanien zu reisen. Das kenne ich mittlerweile. Jeder schimpft auf den Nachbarn, egal in welchem Land man sich befindet.

Von Plav aus fahre ich Richtung Vermosh und kurz hinter Lijevi  Grncar komme ich an die montenegrinische Grenze. Nach kurzem Check der Papiere bin ich ganz schnell durch. Jetzt kommt der große Test. Lässt man mich nach Albanien rein? Ich habe wie gesagt keine grüne Versicherungskarte. An der Grenze vorher war ich der einzige und jetzt bin ich es auch. Ich werde nach den Papieren gefragt und reiche den Reisepass und die KFZ Papiere. Bekomme alles zurück und bin in Albanien. Jetzt bin ich auf der SH 20, uups Schotter. Bloß nicht. Nach knapp 100m ist die Straße perfekt. Was soll ich sagen. Fast 65 Kilometer hoch und runter, rechts und links bei bestem Straßenbelag. Ich sage nur "Super Strecke". Teilweise extrem scharfe rechts/links Kombinationen. Ich weiß nicht, wo ich zuerst hinschauen soll. Jetzt kann ich die Crosser verstehen. Denen hat man eine wirklich tolle Strecke genommen und den Tourenfahrern eine gegeben. So ist es halt. Ich bin praktisch alleine unterwegs. Zu Anfangs ist die Beschilderung manchmal irritierend. Es finden sich Schilder mit der Kilometerangabe 20, 30, 40. Aber Hut ab, ich sage das wirklich nicht gerne, die Beschilderung macht Sinn. Wer schneller fährt hängt wahrscheinlich irgendwann in den Steinen bzw. in der Leitplanke. Es sind teilweise extrem scharfe Doppelkehren vorhanden und zu allem Übel stehen auch immer wieder Tiere der Landwirtschaft mitten auf der Fahrbahn. Die Straße ist neu angelegt, aber es finden sich immer wieder große bzw. kleine Steinbrocken auf der Fahrbahn. Leider hat man mit Sicherungen für Geröll stark gegeizt. Ich genieße trotzdem diese Strecke und habe lange überlegt, ob ich sie in diesem Forum veröffentlichen soll. Gegen Ende dieser schönen Strecke hat man einen wunderbaren Blick auf den Liqeni i Shkodres. Sehr schön.

Übernachten werde ich im Hotel Cavaliero in 4306 Bajza. Was für ein Luxus gegenüber den letzten Tagen. Man(n) gönnt sich ja sonst nichts.

 

 

 

 


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